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Marienplatz de Compostela (German Edition)

Marienplatz de Compostela (German Edition)

Titel: Marienplatz de Compostela (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
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e.V. in Druckbuchstaben geschrieben. Die Buchstaben standen jeder in einem anderen Winkel. Wer das geschrieben hatte, musste sich geplagt haben.
    Zenner klingelte. Dreimal blieb er lange auf dem Knopf.
    Sie warteten.
    Nichts rührte sich.
    Bucher ging in den Innenhof, wo einige Autos geparkt waren. Die Mülltonnen befanden sich hinter einem Gitterzaun, der halb von einer Klematis überwuchert war. Hölzerne Bogentore säumten den unteren Teil der Fassaden. Keller, Garagen, Abstellgewölbe. Er lauschte. Nirgends war ein Hund zu hören. Nur der Klangteppich der Stadt. Eine Hummel flog dicht vorbei und löschte mit ihrem tiefen Summen alle anderen Geräusche für einen Augenblick aus. Es war warm, doch ihn fröstelte mit einem Mal. Er schüttelte sich. »Klingel an irgendeiner anderen Wohnung«, rief er Zenner zu, »wir fragen uns durch.«
    »Schon erledigt, aber nicht an irgendeiner«, antwortete Zenner und drückte die Tür auf.
    Im Hausgang war es kühl und duster. Er kontrollierte die Briefkästen. Der von Blogdogs war leer.
    Frau Keller, die geöffnet hatte, wartete im ersten Stock.
    Sie gingen nach oben. Die breiten hölzernen Treppenstufen waren in der Mitte ganz ausgetreten, und von den vielen Tritten, dem Waschwasser, der Seife und dem Karbol schwarz und speckig geworden.
    Frau Keller war um die fünfzig, schmächtig, und hatte kurze dunkle Haare, die schon stark von Grau durchzogen waren. Ganz offensichtlich traf sie keine Maßnahmen, um den Alterungsprozess zu verschleiern.
    Die Erleichterung war ihr anzusehen, als sie die Wohnungstür öffnete und die Uniform sah. Zenner bedankte sich und fragte, ob sie den- oder diejenigen kennen würde, die oben bei Blogdogs wären und ob es eine Wohnung oder ein Büro war, das sich dort unterm Dach befände.
    »Ach, der mit den Hunden«, sagte sie und sah Zenner ungeniert von oben bis unten an.
    »Ja, der mit den Hunden«, mischte sich Bucher ein, »man hört gar keinen bellen. Sind denn gar keine Hunde hier?«
    »Wäre ja auch noch schöner«, bekam er zur Antwort.
    »Sie kennen die Leute?«, fragte Zenner.
    »Vom Sehen her halt, aber so richtig kennen … des net grad.«
    »Namen?«
    »Ich glaube Andy , aber mehr weiß ich nicht. Ab und zu hat er jetzt wieder mal Hunde dabeigehabt. Das ist ja in Ordnung … sagt ja keiner was, aber am Anfang war das ja wirklich zu viel, und die Hausverwaltung hat das dann untersagt … geht doch nicht, oder? Der war ja den ganzen Tag unterwegs, manchmal auch über Nacht. Das war ein Gejaule und Gebelle, sag ich Ihnen. Ich hab das ja nicht so gehört, aber oben die Familie Kossnic, die haben das ja ständig mitbekommen und er, also der Kossnic, der hat das bei der Versammlung zur Sprache gebracht. Die sind ja direkt drunter, gell. Und der andere Krach, der ist jetzt auch besser geworden.«
    »Musik?«, fragte Bucher.
    Sie schüttelte den Kopf. »So Computerzeug … Spiele, wo geflogen wird und geschossen und so … das muss recht zugegangen sein. Einmal über ein ganzes Wochenende, ohne Unterbrechung. Die Frau Kossnic hat mich hochgeholt, dass ich mir das anhöre. Die haben da drinnen vor lauter Krach und Lärm die Türklingel und das Pochen gar nicht mehr gehört.«
    Wieder sah sie Zenner an und in ihren matten Augen glomm eine fast vergessene Sehnsucht. »Möchten Sie vielleicht einen Kaffee?«
    So wie sie es sagte, betraf die Frage ausschließlich Zenner.
    Bucher hielt sich still.
    Zenner wehrte ab. »Ahh, leider keine Zeit, Frau Keller. Wie schaut er denn aus, dieser Andy, und – ist er alleine?«
    »So ein junger Kerl ist er halt …«
    Zenner zeigte ein breites Grinsen. »Was ist denn jung, Frau Keller?«
    Sie lächelte verschmitzt. »Na ja, so ein wirklich junger Kerl, vielleicht kurz vor den dreißig.«
    »Und wie schaut er aus?«
    »Ja mei, so wie die jungen Burschen heute eben aussehen – greislich halt, mit diesen Ringen im Gesicht und sonst wo. Das tut beim Hinschauen scho weh, net wahr, beim Hinschauen scho.«
    Zenner lächelte fordernd. »Groß, klein, dick, dünn, blond, schwarz, Glatze, Locken …«
    »Ein Schlacks ist er, dunkle längere Haare hat er, glatte, und immer Jeans und T-Shirt.«
    »Hat er einen Beruf, arbeitet er irgendwo?«
    »Also davon weiß ich nichts. Wenn er wo arbeitet, dann haben die komische Arbeitszeiten, so oft wie der mitten am Tag da ist. Mit den Hunden hat er halt zu tun, gell. Und der andere auch.«
    Zenner stutzte. »Welcher andere?«
    »Manchmal ist da noch so ein anderer junger

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