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Marienplatz de Compostela (German Edition)

Marienplatz de Compostela (German Edition)

Titel: Marienplatz de Compostela (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
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Lehrgang, Kurs oder Schulung – Kongress! Kongress, das ist Urlaub und kommt gleich nach Tagung , die nur Erholung ist.«
    »Was habe ich denn mit Kfz-Verschiebung zu tun?«, fragte Bucher ärgerlich.
    Weiss zog Luft durch eine Zahnlücke, was fies klang. »Nichts, natürlich. Der Kongress wird von Interpol veranstaltet. Zwei von unseren Leuten sind dabei – in Lyon.«
    Bucher sah nach. Tatsächlich. Lyon. Eine Woche.
    »Lyon?«
    »Liegt doch in Frankreich, oder?«, murmelte Weiss.
    »Das schon.«
    »Na also. Beschaffe dir ein Auto bei der Fahrstaffel und ein Tankkärtchen dazu. Abrechnung der Spesen, wenn du wieder hier bist. Du kennst unseren bescheidenen Finanzrahmen, also halte dich möglichst daran.«
    Bucher war fassungslos. »Ich kann da doch nicht ermitteln. Das ist Frankreich.«
    »Ermitteln, ermitteln … niemand verlangt von dir dort zu ermitteln. Wie kommst du nur auf so was? Es spricht doch aber nichts dagegen, wenn du ein bisschen rumfrägst, Informationen einholst, und so.«
    »Und so …«, wiederholte Bucher, »alle sagen inzwischen und so , wenn sie nicht konkreter werden wollen oder können.«
    Weiss hob seine Hände wie ein Markthändler, der seine Unschuld zeigen will. »Bitte … konkreter als Lyon geht es nun wirklich nicht. Du hast ja die Wahl – eine Woche lang Kfz-Verschiebung in Lyon, oder eine Woche ein wenig herumfragen. Sobald die Ermittlungsersuche durch sind und die Franzosen übernehmen, werden wir bitten, dass einer unserer Leute die Nachforschungen … sagen wir … begleitet. Und dann ist es kein Schaden nicht, wenn der schon vor Ort ist, denn Zeit wollen wir nicht verlieren.«
    *
    Bucher nahm einen längeren Weg zurück ins Büro, wo er im Moment nicht ruhig hätte nachdenken können. Er fuhr mit dem Aufzug hinunter in den Keller und streifte durch die Katakomben, wo einem kaum Leute begegneten. Ein paar Elektriker, Hausmeister, die Putzfrauen und ab und an ein anderer Wissender, der die kontemplative Aura der dunklen Gänge auch zu schätzen wusste.
    Heute war er ganz alleine. Die Variante, die Weiss da eingeführt hatte, war ihm noch gar nicht in den Sinn gekommen – selbst nach Frankreich zu fahren und Informationen einzuholen, wie Weiss es ausgedrückt hatte. Natürlich waren das Ermittlungen – mitten in Frankreich. Er ging am Sozialwerk vorbei und ließ seinen Blick zerstreut über die Pinnwand gleiten, wo ein bunter Zettelwirrwarr über Verkäufe, Wohnungen, Sonderangebote und Tauschmöglichkeiten informierte.
    Was war an diesem Fall so besonders, dass man sogar bereit war, ihn halb legal nach Frankreich zu schicken – eine nicht ganz unproblematische Angelegenheit, wie er fand. Er erinnerte sich an Probleme mit Dienstreisegenehmigungen zu Zeiten eines Kundermanns, und jetzt – Kongress in Lyon. Er nahm die Treppe nach oben und musste grinsen – der Kundermann. Was wohl aus ihm geworden war, der inzwischen einen Doppelnamen hatte und irgendwo Verwaltungsrecht unterrichten musste?
    Wieder im Licht des Tages angekommen, schnupperte er einer Duftwolke nach, die aus der Kantine kam und kein Hungergefühl in ihm provozieren konnte. Er eilte über den Hof zur Fahrstaffel.
    Die Begrüßung mit Robert und Peter war kurz und herzlich und jeder wartete auf die Gelegenheit eine wohlmeinende Gehässigkeit loszuwerden. Bucher wedelte mit den Papieren und erklärte mit wichtiger Miene ein Auto für Frankreich zu brauchen.
    Robert strich nachdenklich mit der Hand über seinen Mund, danach über seinen Bauch und meinte in Richtung Peter, der auch überlegte. »Wir hätten den alten Citroën noch drunten stehen. Müsste nur der Keilriemen neu drauf.«
    Ehe Peter eine Antwort geben konnte, fuhr Bucher dazwischen. »Ich habe nicht nach Ersatzteilen gefragt, sondern ich brauche ein Auto, fahrtüchtig und verkehrssicher und zuverlässig.«
    Peter tat seine Bemerkung mit einer Handbewegung ab, die sagte, er solle sich in das Fachgespräch einfach nicht einmischen. »Frankreich … Frankreich. Soll sicher nicht auffallen, dass da ein deutscher Polizist unterwegs ist«, meinte er zu Robert.
    Der knurrte. »Ah, ist schwierig gerade … nicht auffallen … müsste verbeult sein, die Kiste, so ein kleiner Heck- oder Seitenschaden … schaut schlecht aus. Die vom MEK legen nur noch Totalschäden hin, aber allweil hier herinnen rummosern und Fahrertraining fordern.«
    Peter grinste. »Gib ihm den alten Ducato, da kann er richtig Wein einladen und Ziegenkäse!«
    Roberts Augen

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