Marienplatz de Compostela (German Edition)
Wohnung, sondern den Marienplatz gewählt. Da zog es ihn hin. Dort wollte er die Spur aufnehmen.
Machte es einen Unterschied für seinen Weg, ob er mit der U1 bis zum Sendlinger Tor fahren würde und durch die Sendlinger Straße zum Marienplatz lief, oder mit der S-Bahn von der Hackerbrücke direkt in die Kellergewölbe des Marienplatzes fuhr? Eigenartige Fragen, die ihn da beschäftigten.
Lara Saiter stand plötzlich in der Tür und er fuhr zusammen, als sie ihn ansprach. Sie hatte weitere Informationen erhalten. Anne Blohm hatte bis vor einem Jahr bei einer Bank gearbeitet und war dort sehr erfolgreich gewesen. Der Direktor hatte heute zurückgerufen und war von der Angelegenheit sehr betroffen gewesen. Er bedauerte sehr, dass sie die Bank verlassen hatte, denn eine glänzende Karriere hätte vor ihr gelegen.
Bucher meinte: »Um Geld kann es ihr nicht gegangen sein, sonst wäre sie dort geblieben.«
Sie informierte ihn im Gehen von den anderen beiden, die auf dem Weg zu Anne Blohms letzter Arbeitsstelle unterwegs waren. Sie selbst wollte sich die Wohnung am Weißenburger Platz ansehen. Es musste schön sein da drüben. Sicher lagen der Platz und die Straßen im sanften Hauch der blühenden Linden, die dem Fassadenkreis eine grüne Borte verpassten. Dazu das sanfte Rieseln des Brunnens.
Bucher murmelte etwas von Marienplatz und machte sich auf den Weg, dessen kürzeste Route ihn zunächst über die Kantine führte. Nur noch wenige Gestalten saßen drin. Am letzten Tisch, ganz in der Ecke und mit Blickrichtung zur nahen Wand, erkannte er die Gestalt von Peter Nehbel. Der war sonst eher gesellig. Bucher ging die Tischreihe entlang und blieb vor ihm stehen, sah die einsame, kleine Espressotasse vor ihm und blickte auch zur Wand. Da war nichts Besonderes zu erkennen.
Er fragte ohne Besorgnis in der Stimme, eher auffordernd: »Alles klar?«
Nehbel sah erst jetzt seitlich zu ihm hin, ob wohl er ihn zuvor bemerkt haben musste. An seinem resignierten Gesichtsausdruck änderte sich nichts. Er knurrte und sah dann wieder zur Wand.
Bucher wartete.
Endlich hörte er ihn mürrisch sagen: »Servus … du hast es gut – deine Opfer sind tot und du musst nicht mehr mit ihnen reden.«
Bucher rückte einen Stuhl heran und setzte sich. »Hey, hey! Wie bist du denn drauf? Machst schon noch in Wirtschaftskriminalität, oder?«
»Mhm.«
»Und was ist zur Zeit so angesagt, in der Branche?«
»Gold«, lautete die knappe Antwort, »Gold aus Afrika.«
»Klingt nach Blut und Schweiß – afrikanisches Gold.«
Peter atmete gequält und lange aus, lehnte sich zurück und erzählte. »Gerade war so ein Opfer bei mir und hat erzählt, wie schlimm er betrogen worden ist. Ein Geschäftsmann. Stell dir vor – ein Geschäftsmann! Vor zwei Jahren hat er auf wehwehwehAfrikanischeGeschäftsfreundeUndNochMehrBekanntschaftende jemanden kennengelernt …«
Bucher richtete sich auf. »Wie … im Gazellenweb … jemanden kennengelernt … Geschäftsmann?«
Peter bestätigte. »Genau. Und die Dame hat ihm beim Chatten ihre schlimme Lebensgeschichte erzählt und noch eine viel schlimmere Geschichte dazu. Bei der es um siebzig Kilogramm Gold ging, die sie nach Deutschland bringen wolle. Einmal hätte es damit schon fast geklappt, aber da ist sie entführt worden und die Missionsstation hat sie freikaufen müssen. Dann haben böse Menschen das Gold nach Südamerika bringen wollen, doch ihr Onkel, ein Diplomat, hat das gerade noch verhindern können. Nun will sie es endlich nach Deutschland bringen … oder wollte …«
Bucher lachte bitter. »Das sind vielleicht Schrottstorys.«
Peter beugte sich nach vorne und sagte mit ernster Stimme. »Die ist noch harmlos gegen all den anderen Schrott. Auf jeden Fall hat mein Geschäftsmann dieser schwarzen Perle aus Ghana in den letzten drei Monaten mit drei Überweisungen knapp dreiundfünfzigtausend Euro zukommen lassen … über Western Union … stell dir das mal vor … ein Geschäftsmann … in den Offshorebereich … Geld transferiert … und das nicht nur in Erwartung der fetten Millionen aus dem Goldgeschäft, an welchem er selbstverständlich anteilsmäßig beteiligt gewesen wäre …
»Selbstverständlich«, betonte Bucher.
»… sondern auch noch mit der Tussi herumzuhüpfen«, führte Peter fort.
»Ne!?«, entfuhr es Bucher, »der hat das wirklich geglaubt? Das Gold, die schöne afrikanische Maid?«
»Wenn ich es dir sage.«
»Gibt’s doch nicht.«
»Und wie es das
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