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Marienplatz de Compostela (German Edition)

Marienplatz de Compostela (German Edition)

Titel: Marienplatz de Compostela (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
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die Namen zweier naher Freundinnen bekommen und von ihnen erfahren, dass sie sehr regelmäßig Sport betrieb. Joggen und Radfahren. Vereine, in denen sie aktiv gewesen wäre, waren nicht bekannt geworden. Die Freizeitgestaltung war eher unspektakulär. Ab und zu zusammen weggehen, Kino, Kneipen, Biergarten. Am liebsten war sie in den Bergen beim Wandern unterwegs. Berge – da fühlte sie sich aufgehoben. Ihre Geschwister wohnten in München und sie unterhielt eine enge und innige Beziehung zu deren Familien. Es gab sonst keine Angehörigen, die Eltern waren beide bereits verstorben. Das war es. Der letzte Kontakt mit ihrem Bruder erfolgte über Handy aus dem Allgäu. Wann das genau stattgefunden hatte, konnte nicht mehr rekonstruiert werden, weil keine Daten der Provider mehr verfügbar sind. Hartmann hielt inne und sagte: »Eine wichtige und außergewöhnliche Information habe ich vorhin von ihrem Bruder erhalten: Kara Schieg befand sich nicht auf einer Pilgertour, so wie es bei Nora Bender und Anne Blohm der Fall war. Sie trainierte vielmehr für eine Trekkingtour, die sie im Himalaja unternehmen wollte. Deshalb war sie auch so schnell unterwegs, auf der Strecke von München über Augsburg bis kurz vor Lindau. Wie er mir erzählte, hatte sie zuerst geplant von München in Richtung Osten, nach Berchtesgaden zu wandern, hatte sich dann aber anders entschieden und die Route nach Westen gewählt, weil es da mehr und auch günstigere Unterkünfte gibt und sie in Augsburg eine Verwandte besuchen wollte. Diese Tatsache nimmt die Intensität von unserem Ansatz mit dem Pilgern. Der Täter kann also nicht auf der Suche nach Pilgerinnen, also nach religiös motivierten Frauen sein. Ich habe den Bruder nach einer Ansichtskarte gefragt. Er hat gar nicht lange überlegen müssen und ist gleich ganz narrisch geworden, weil die Kollegen keine Vermisstenanzeige mehr aufnehmen wollten, als sie die Karte gesehen haben. Die Karte kam aus Limoges, Ende Oktober. Ein völlig unsinniger Text sei es gewesen, der mit der Persönlichkeit und der Lebensplanung seiner Schwester überhaupt nichts zu tun hatte. Sie sprach kein Französisch und hatte nie Interesse an Frankreich gehabt. Sie war entweder in den Bergen, oder in Italien. Der Bruder selbst ist viel im Ausland und schwierig zu erreichen. Er lebt getrennt von der Familie und hat keinen ständigen Zugriff auf ihre Sachen – ach ja, das ist so, weil er die Wohnung seiner Schwester aufgelöst hat. Die Postkarte ist nicht kopiert worden und er weiß nicht, wo er sie hat. Etwas schwierig, dieser Fall.«
    Weiss nickte ihm zu.
    Bucher und die anderen waren von Hartmann gleich nach dem Telefonat über die neuen Erkenntnisse kurz informiert worden. Es veränderte in der Tat den Ansatz der Ermittlungen. Im Pilgerbüro am Hauptbahnhof brauchten sie nun nicht mehr nachfragen.
    Lara Saiter erläuterte sehr kurz die Daten von Anne Blohm, die allen noch geläufig waren. Alter, Beruf, aufgewachsen in Neuhausen, wohnhaft am Weißenburger Platz, seit einigen Monaten ohne Beziehung, den Job in der sozialen Einrichtung gekündigt, um für ein ganzes Jahr auf Pilgerschaft zu gehen. Letzter Kontakt aus der Gegend von Lindau. Postkarte aus Orléans.
    Bucher machte direkt mit Nora Bender weiter, die aus Gilching stammte, dreißig Jahre alt war und mit ihrem Lebensgefährten in der Kanalstraße, Nähe Isartor, wohnte. Sie hatte ihr Biologiestudium abgebrochen, eine Gärtnerlehre absolviert und ein Studium der Landschaftsarchitektur angeschlossen. Seit drei Jahren arbeitete sie im Botanischen Garten, betrieb in ihrer Freizeit aktiv Yoga und sang im Chor von St. Anna, im Lehel. Ihr Lebensgefährte war ein Ingenieur, der bei den Stadtwerken arbeitete. Letzter Kontakt bestand zwischen diesen beiden, als sie sich in der Gegend von Lindau befunden hatte. Danach kam eine Postkarte aus Toulouse bei ihm an. Eine Kopie hatten die Kollegen, die die Vermisstenanzeige aufnahmen, zu den Akten getan.
    Batthuber hatte das System bereits mit den Daten gefüttert, die ihnen bislang bekannt geworden waren: Straßen, Hausnummern, Objekte, Orte.
    Er stellte auf Satellitenansicht um und an der Wand leuchteten die Umrisse Münchens auf. Der Beamer zauberte ein so strahlendes Licht in den Raum, dass dessen schäbige Ausstattung nun erst recht keinem mehr auffiel.
    Es war jedes Mal aufs Neue beeindruckend – diese abstrakte, losgelöste Sicht auf die Stadt vor sich zu haben –, in einer wandfüllenden Darstellung. Ganz anders

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