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Marienplatz de Compostela (German Edition)

Marienplatz de Compostela (German Edition)

Titel: Marienplatz de Compostela (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
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als am Bildschirm. Es sah schön aus und man kam sich ein wenig vor wie ein Astronaut – nur nicht so schwerelos und den irdischen Dingen enthoben.
    Wie eine geöffnete Blüte lagen die Umrisse der Stadt vor einem, eingebettet in dunkles Grün, durchsetzt von den schwarzen Flecken schattiger Wäldchen.
    Die Isar, die die Stadt drittelte, war der erste Fixpunkt, der den Blick anzog. Von dort wanderten die Augen nach Westen, wo der visuelle Schwerpunkt lag – ein grau-blau-rotes Häusermeer. Das satte Grün des Englischen Gartens reichte fast an die Ausläufer des Olympiaparks heran und ein Stück weiter folgte eine weitere grüne Fläche – der Nymphenburger Park. Im Norden die Autobahn und im Süden blanke Stadt, ausfransend, sich im Land festkrallend. Das Stadion in Fröttmaning, klein, aber augenfällig, markierte den Norden, wo wie hingeworfen, die türkisen Flächen der Seen aufschienen. Der Speichersee im Westen, dann der Lerchenauer, Fasanerie-, Feldmochinger und Ampersee. Die Regattaanlage konnte man aus dieser Perspektive für ein Flugfeld halten. Die Messestadt im Westen erschien als karstiger, heller Flecken und ebenso die Theresienwiese und im Norden die Gewerbeflächen entlang der Moosacher Straße und Frankfurter Rings. Dieser Blick auf die Stadt war so unwirklich, so abstrakt, dass Bucher eine Weile brauchte, den Flecken Erinnerungen, Gefühle und Erlebnisse zuzuordnen; die einzelnen Quartiere, Straßen und Plätze aus der Perspektive zu sehen, die menschlich war.
    »Nicht die Satellitenansicht, die nehmen wir später, wir nehmen erst einmal die blanke Karte«, verlangte er.
    Batthuber schaltete um. Die langweiligen Flächen in matten Gelb-, Grün- und Grautönen schienen auf. Die Traces waren mit transparenten Kreisen markiert, mit Textdaten versehen und farblich zugeordnet. Die Positionen von Kara Schieg waren durch ein leuchtendes Rot kenntlich gemacht, Nora Benders durch ein Tiefseeblau und Anne Blohms Punkte leuchteten Giftgrün hervor. Dreiecke repräsentierten die Arbeitsstellen, Quadrate die Wohnungen, soziale Aktivitäten waren mit Rauten sichtbar gemacht und die Reiserouten erschienen gestrichelt.
    Diese drei Linien berührten sich nicht. Gemeinsam war ihnen nur das Ende am Bodensee. Schon auf den ersten Blick erfasste man eine Konzentration im Münchner Osten. Ein kleines lilafarbenes Kreuz leuchtete am Parkplatz im Münchner Norden oberhalb der Panzerwiese und markierte die Fundstelle.
    »Klares Zentrum im Osten«, stellte Bucher fest und notierte etwas.
    Weiss knurrte zustimmend, schränkte aber ein: »Es gibt einige Ausreißer – nach Riem, der Botanische Garten, Daglfing …«
    Lara Saiter sah sich mit der Neunzehnertram in den Münchner Osten fahren. Eine schöne Strecke. »Sehr konzentriert im Osten und wenn man einen logischen Mittelpunkt suchte, dann läge es um den Ostbahnhof herum.«
    »Das ist alles S2«, kam es von Batthuber, der das Stadtgebiet größer zoomte und die Linie der S2 in Hellgelb einblendete. »Alles liegt an der Strecke der S2: Riem, Leuchtenbergring, Ostbahnhof, Rosenheimer Platz, Isartor, Laim.«
    Weiss musste dem zustimmen, knurrte aber. »Seit wann fährt die S2 zum Botanischen Garten?«
    Bucher erklärte: »Nora Bender ist im Winter mit der Tram gefahren – die Sechzehner – und am Romanplatz in die Siebzehner umgestiegen. Im Sommer hat sie aber die S2 bis Laim genommen, wo sie ein Fahrrad deponiert hatte, und ist von dort durch den Nymphenburger Park zum Botanischen Garten geradelt.«
    »Ja, das muss man halt wissen«, knurrte Weiss, »also S2, gut. Und was fangen wir mit dieser Info an? Können ja nicht alle Leute in der S-Bahn befragen.«
    »Vorerst nichts«, sagte Lara Saiter nebenbei und ließ die Farbmuster auf sich wirken. »Mach es mal kleiner«, forderte sie Batthuber auf.
    Jetzt berührten sich einige Kreise und bildeten Schnittmengen.
    »Um den Ostbahnhof, eindeutig, da ergibt sich eine Schnittmenge, ein natürliches Zentrum«, stellte sie fest.
    Bucher deutete in den Münchner Norden. »Der Parkplatz an der Panzerwiese, wo wir das Bein von Nora Bender gefunden haben, der liegt diesem Kristallisationspunkt Ostbahnhof fast diametral gegenüber, ist aber von dort einigermaßen schnell und sicher über die A99 zu erreichen.«
    »Du verortest den Täter im Osten?«, fragte Hartmann.
    »Da drüben spielt die Musik. Haidhausen und Au.«
    Weiss beschäftigte etwas anderes. »Bei den Opfern handelt es sich doch um … brave … äh nein …

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