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Marienplatz de Compostela (German Edition)

Marienplatz de Compostela (German Edition)

Titel: Marienplatz de Compostela (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
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weitläufiger Terrassen auf die oberbayerische Hügellandschaft.
    Von der Straße aus war nur zu ahnen, welch grandioser Blick sich auf die Alpenkette ergeben musste.
    Hartmann pfiff anerkennend. »Wie heißt das Quartier? Millionenviertel?«
    Lara war weniger begeistert und ihr Kommentar klang abschätzig: »Das ist nicht nach der Bauordnung entstanden, sondern nach dem Bestattungsgesetz. Da möchte ich nicht mal leblos über den elektronisch gesicherten Zaun hängen. Schau! Da vorne haben sie Videokameras installiert. Angst.«
    Sie drückte das schmiedeeiserne Tor zum Anwesen Siebl auf und ging bis zur Haustür, deren dunkelbraunes Glasfenster mit einem Edelstahlgitter geschützt war. Die Massivität der Kombination erinnerte eher an ein Schlosstor als an eine Haustür.
    Sie klingelte und Hartmann stellte sich hinter ihr auf.
    Eine blonde Frau in dunkelblauem Kostüm öffnete. Die langen glatten Haare waren von einzelnen grauen Strähnen durchsetzt. Am Hals glänzte eine feine Goldkette.
    Ein distanzierter Blick traf Lara Saiter, die sich nüchtern vorstellte. Die Augen und Lippen der Blonden wurden schmal, als sie hörte, wer da an der Tür stand. »Ich habe keine Zeit. Sie hätten sich vielleicht anmelden sollen«, sagte sie kühl und versuchte die Tür, die sie nur knapp geöffnet hielt, zu schließen. Mit sanftem Druck legte Lara Saiter die Hand an einen der eisernen Stäbe. »Ihr Mann hat doch sicher für ein Gespräch Zeit. Ist er denn sehr krank?«
    Frau Siebl stutzte.
    Hartmann meldete sich. »Sie werden sich Zeit nehmen müssen, denn es ist wichtig, Frau Siebl. Wir würden Sie ungerne bitten müssen, mit uns zu kommen.«
    Die Stimme Siebls war aus dem Raum hinter der Tür zu hören. »Kommen Sie. Das geht schon.«
    Unwillig gab seine Frau die Tür frei und der Blick in den schlichten Vorraum öffnete sich.
    »Was ist denn mit Ihnen passiert?«, fragte Hartmann und musterte das zerschundene Gesicht Siebls.
    »Ein Fahrradsturz. Sport ist Mord.«
    »Wir müssen mit Ihnen über Ihren Sohn reden«, sagte Lara Saiter.
    Frau Siebl trat eng an die Seite ihres Mannes und hakte sich in seinem Arm unter. Wie eine Wand standen beide da. Sie legte einen herrischen Ton auf. »Sie sehen doch, in welchem Zustand mein Mann ist. Das geht jetzt nicht. Kommen Sie ein andermal wieder!«
    »Wir kommen kein andermal wieder«, entgegnete Lara Saiter bestimmt, »wir werden jetzt mit Ihnen reden.«
    Gelassen trat sie einen Schritt auf die beiden zu und sofort lösten sich die Körper voneinander. Hartmann folgte seiner Kollegin und trat in den Vorraum. Mit energischen Schritten überholte Frau Siebl, um es doch noch zu schaffen, als Erste den Wohnraum zu betreten.
    Der war gewaltig und umfasste den größten Teil des Erdgeschosses. Eine Galerie überragte den hinteren Bereich. Im Garten wurde das Grün eines gepflegten Rasens von keiner Blüte gestört. Die Hügellandschaft und Bergkette dahinter waren das Ereignis, das zur Schau gestellt wurde.
    Noch bevor ihnen Platz angeboten wurde, sagte Lara Saiter: »Es geht um Ihren Sohn Tobias. Wir müssen dringend mit ihm reden. Er hatte Probleme mit Anne Blohm.«
    Sie nahmen an einem großen Kirschholztisch Platz, der in Konkurrenz zur Sitzgruppe im Raum stand. Lara Saiter hatte den Eindruck, man konnte sich nicht einigen, was hier dominieren sollte – dieser mächtige Tisch, oder die Lederlandschaft, die der Fensterfront zugewandt stand.
    Ein frischer Kratzer war auf der Tischplatte zu sehen. Hartmann hantierte umständlich mit dem Stuhl. An der Wand, rechts vom Durchgang zum Wohnzimmer, hatte er einen bräunlichen Fleck bemerkt. Er passte nicht zum stylischen, peinlich ordentlichen Ambiente. Fast sah das Gesprenkel so aus als hätte jemand eine Flasche gegen die Wand geworfen, so wie man das in Wohnungen öfters zu sehen bekam; in Wohnungen allerdings, die in anderen Vierteln lagen als diese hier. Nein, dachte Hartmann, hier warf niemand mit gefüllten Flaschen oder Gläsern um sich. Eigentlich.
    Lara machte richtig Druck. »Wo hält sich Ihr Sohn auf? Wir müssen mit ihm reden!«, lautete ihre strenge Frage.
    Hartmann realisierte den kurzen Blickkontakt zwischen den Siebls. Sie wussten nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollten, wer von ihnen antworten sollte, und vor allem – was. Siebl übernahm den Part. Seine Frau taxierte Lara Saiter derweil mit dunklem Blick. Die beiden würden keine Freundinnen werden.
    Siebl sagte: »Tobias ist nicht hier.«
    »Er hat doch sicher eine

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