Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marienplatz de Compostela (German Edition)

Marienplatz de Compostela (German Edition)

Titel: Marienplatz de Compostela (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
Vom Netzwerk:
organisieren.«
    »Klingt nicht nach dem Tobias Siebl, den die Akten vermitteln«, meinte Lara Saiter.
    »Hab ich mir auch gedacht, ist aber so. Die verdienen gar nicht schlecht mit diesen Montagen und hundertprozentig läuft da auch noch was mit Bargeld, schwarz halt, aber wie gesagt, der Siebl ist da keine Quotennummer, sondern einer, der anschafft. Komisch, dass der in so ne Sozi-Einrichtung musste. Braucht der doch anscheinend gar nicht.«
    »Vielleicht hat’s der Papa wollen, um seinem Bubi was Gutes zu tun«, meinte Hartmann.
    Bucher stand auf. »Läuft im Moment alles auf diesen Kerl zu. Macht mal ein Ort- Zeit-Diagramm fertig und verständigt mich, falls ihn die Fahndung hat. Keine Festnahme, gebt das noch als Info mit raus, der soll uns ja wohin führen. Am Nachmittag dann Besprechung und Planung, wie das Wochenende laufen soll.« Er verabschiedete sich. Der Termin bei Doktor Cosinus stand an.
    Lara Saiter machte sich in Sachen Kara Schieg auf den Weg. Der Bruder hatte ihre Wohnung inzwischen aufgelöst. Der Rest ihres Lebens war in den Hallen einer Spedition eingelagert. »Was sollte ich denn machen?«, hatte er am Telefon gejammert. Ja, was sollte er denn machen, dachte Lara Saiter. Sie wusste auch keinen Rat.
    *
    Bucher nahm die Treppen bis in den fünften Stock und klopfte an der Bürotür. Am Zimmerschild hatte er den Namen Dr. Szceguzcyk gelesen und sich entschieden sofort das kollegiale Du zu verwenden, wenn es sich anbot – Doktor hin oder her, aber schon der Name erschien ihm wie ein Algorithmus.
    Doktor Szceguzcyk saß auf dem Drehstuhl und sah erwartungsvoll zur Tür. Besuch kam selten zu ihm hoch. Er war älter als Bucher und sah auch noch älter aus. Er trug Jeans. Eine mächtige Kette mit silbernen Gliedern war an einer Gürtelschlaufe befestigt und sicherte den Geldbeutel, der in der Gesäßtasche stecken musste. Buchers Blick fiel auf das schwarze T-Shirt, auf dem ein gewaltiges Vogeltier aufgedruckt war, das in seinen Krallen Worte hielt, die er nicht entziffern konnte. Die Flügel waren ausgebreitet und reichten weit über die Brust. Szceguzcyk hatte bis auf Höhe der Ohren einen blanken Schädel. Von dort fielen angegraute Haare bis weit über die Schulter. Eine Nickelbrille saß auf der Nase und die Augen funkelten wach.
    Volltreffer, dachte Bucher, und stellte sich vor.
    Auf dem Schreibtisch stand ein Bildschirm.
    Reine Dekoration, denn an der Wand darüber hingen zwei gewaltige TV -Bildschirme, auf denen Zahlenkolonnen scrollten, Stichgrafiken wechselten oder blinkende Warnhinweise zu sehen waren. Buchers Augen erfassten die Worte Warning, Alert, Control und Boost. Er ließ den Blick nicht mehr dorthinwandern, um nicht als unhöflich zu erscheinen, wenngleich ihn das kryptische Zeug durchaus interessierte. In kurzen sachlichen Worten berichtete er von den Umständen ihres Falles, der Ansichtskarte, dem anscheinend unsinnigen Text Anne Blohms und seiner Idee, dass moderne Computertechnik dabei helfen konnte, aus diesem Text eine Botschaft zu entschlüsseln.
    Szceguzcyk hörte aufmerksam zu und schwieg, als Bucher geendet hatte. Eine befremdliche Situation, wie Bucher fand, denn eigentlich wäre er als Fachmann nun an der Reihe gewesen und hätte etwas sagen können: zum Beispiel, wie es nun weiterginge, welche Ideen der Umsetzung er hätte, was er vielleicht an weiteren Informationen bräuchte, wie man so oder so verfahren könne.
    Szceguzcyk überlegte. Ein langes »Mhm« deutete endlich an, verstanden zu haben, was Bucher von ihm wollte. Er sprach langsam, sodass man den Eindruck hatte, er prüfe jedes Wort noch einmal, wenn es seinen Mund verlassen hatte. Er fragte: »Du bist also schon zu dem Ergebnis gekommen, in dem Text sei eine Botschaft versteckt?«
    »Ja«, sagte Bucher und bemühte sich überzeugt zu klingen, »es ist nur so – ich kann mich nicht mit diesem Text auseinandersetzen, ohne Bilder vor mir zu sehen. Ich brauche jemanden … eine neutrale Person … und meine Leute sind mit anderen Dingen befasst … und du bist Spezialist habe ich gehört …«
    »Jaja, ist schon klar …« Szceguzcyk forderte ihn mit einer Handbewegung auf vorzulesen. »Lies, lies einfach einmal vor!«
    Bucher tat wie geheißen: » Ihr Lieben, wie schön ist es hier am Fluss und ich will bald in Lanac sein, dann weiter zu en Lava-Landschaften der Auvergne. Es giebt so viel Schönes hier. Bis bald, liebe Grüße Anne. «
    Er reichte danach die Kopie des Textes weiter und wartete.
    »Was

Weitere Kostenlose Bücher