Marienplatz de Compostela (German Edition)
stetig verändernde Grafik darüber Auskunft, welche Namen, Begriffe, Fahrzeuge, Nummern oder Objekte am häufigsten vorkamen und zu welchen anderen Daten Bezüge und Verbindungen bestanden. Die ermüdende Erfassung leisteten die von Weiss ins Spiel gebrachten Praktikanten. Batthuber versorgte sie per Mail mit.
Bucher berichtete von seinem Besuch bei Nora Benders Angehörigen und von der Aufregung, die er ins Haus gebracht hatte. Ein Ergebnis hatte er nicht mitgenommen. Wie konnte man auch von Angehörigen erwarten, sich zu beruhigen, wenn ein derartiges Geschehen zu bewältigen war?
Hartmann zeigte die Fotos und Videos, die er in den Gewölben gedreht hatte. »Da! Seht ihr!? Die Reste der Aufschrift sind noch zu erkennen – Level 3 «, er war aufgestanden und hatte sich in das Bild des Beamers gestellt.
»Alex, man sieht einfach nichts mehr, wenn du dich in das Licht stellst«, moserte Lara. »Die Fotos da passen vorzüglich zu dem, was dieses durchtriebene Arzthelferchen, diese Nichte vom Chefredner Huber Franz, mir erzählt hat. Die haben sich da unten getroffen und ein Spielchen gespielt. Wer die Levels nicht schaffte, kam ins Strafgewölbe – nackt. Der Tobias Siebl hat sich das Spiel zusammen mit einem anderen Typen ausgedacht. Und wisst ihr, wer ihn da unten reingebracht hat? Judith – die Freundin von Anna-Lena.«
Hartmann verzog den Mund. »Iss’ ja interessant.«
»Mhm – denn Judith ist die Tochter von Thomas Brocke, der Bruder von Tobias Siebls Mutter … der Ehefrau von Rudolf Siebl.«
Batthuber pfiff laut. »Das ist ja eine nette Familie.«
»Schon. Aber diese Judith weiß auch nichts Näheres über Tobias, und ihr Vater – ein Anwalt – hat das Gespräch auch schnell beendet. Na ja.«
Bucher äußerte seine Gedanken. »Ein durchtriebenes Arzthelferchen kann ich mir ja in dem Gewölbe vorstellen, aber was machte jemand wie Anne Blohm dort unten? Das ist doch, nach allem was wir wissen, keine dieser gelangweilten Charaktere gewesen? Das kriege ich nicht mit meiner Vorstellung von ihr zusammen – da unten, nackt, in einer Strafkammer. Wenn es rein um Sex gegangen wäre – dann schon eher. Aber diese dummen Spielchen, Party. Versteht ihr mich?«
»Wir haben ja nur die Fotos bei ihr gefunden. Das heißt noch nicht, dass sie wirklich dabei war. Vielleicht hat sie sie nur so bekommen – so als Appetitanreger«, merkte Batthuber an.
»Könnte sein, ja«, sagte Bucher und zog ein Resüme. Bislang gab es keine erkennbare Schnittstelle, die Kara Schieg, Nora Bender und Anne Blohm objektiv miteinander verbunden hätte. Keine Namen, keine Freizeitveranstaltungen, Kirchengemeinden, Schulfreunde – es war trist.
Armin Batthuber hatte von der Montagefirma Informationen erhalten und warf den Beamer an, der die Umrisse Frankreichs an die Wand warf. Tobias Siebls Einsatzorte waren markiert. »Die interessanten Orte sind rot markiert. Im August und September letzten Jahres war er in Baden-Württemberg unterwegs. Ravensburg, Ulm, Tübingen, Freiburg und Singen. So ein Tankstellenumbau wird von denen in sechs Tagen erledigt, wenn die groben Arbeiten gemacht sind, wie Erdarbeiten und so. Das hat mir der Typ im Büro erzählt. Von Ende September bis Mitte November war er in Frankreich auf Baustellen unterwegs. Rochefort, Poitiers, Nantes und Royan. Danach in der Schweiz, bis Weihnachten, den Genfer See entlang. Nach Weihnachten hatten die Urlaub und Anfang Februar ging es weiter. Zwei Wochen in Bern, danach Frankreich bis Anfang April. Pau, Bayonne, Montauban, Agen. Ich überspringe jetzt mal die Baustelle bei Ingolstadt. Von Mitte Mai bis Anfang Juni war er wieder in Frankreich. Limoges und Tulle. Das passt von den Zeiten her erschreckend perfekt, wie ich meine.«
»Wie groß ist so ein Trupp?«, fragte Hartmann.
»Das sind neun Leute. Die Firma hat vier solcher Trupps im Einsatz. Tobias Siebl war bei den Tankstellen eingesetzt, weil er neu war. Die mit mehr Erfahrung arbeiten für die Raffinerien.«
»War er mit einem der Kerle da speziell?«, fragte Bucher.
»Nein. Der hat sich sehr zurückgehalten. Ist wohl eher so’n Einzelgänger, aber der Typ im Büro, der war gar nicht froh, dass ich nachgefragt habe. Er wollte wissen, worum es geht. Und wie ich so mit dem geredet habe, ist klar geworden – die sind mit dem Siebl total zufrieden! Der ist inzwischen sogar stellvertretender Capo. Muss fleißig sein, die Leute im Griff haben und zuverlässig ist er auch. Kann wohl
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