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Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Titel: Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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kommt wieder auf die Beine.«
    »Wo ist sie?«
    »Ich weiß es nicht. Antonias Stiefvater hat’s ihrer Mutter nicht gesagt, weil es eine Kontaktsperre gibt, und der ist auf Geschäftsreise, ich kann ihn nicht erreichen.«
    »Das ist ja wohl – also echt!« Jenny stampfte mit dem Fuß auf. »Das würde ich mir aber nicht gefallen lassen, nicht mal zu wissen, wo mein Kind ist. Und wieso überhaupt Kontaktsperre?«
    »Das ist nicht so ungewöhnlich«, sagte Zinkel, »vielleicht gibt’s auch noch innerhalb der Familie Probleme, und es lag nicht nur an Kathrins Tod.«
    »Ph«, machte Jenny und schüttelte den Kopf. »Auf so was fallen Sie rein? Ich dachte, Sie wär’n, na ja, cleverer irgendwie.«
    »Dann hilf mir auf die Sprünge«, bat er. »Wir wissen inzwischen, dass keiner von euch an dem Mord an Kathrin beteiligt war. Ihr habt dazu beigetragen, dass sie Selbstmord begehen wollte«, er schaute sie grimmig an, »aber da war noch viel, viel mehr, was dazu geführt hat. Trotzdem hat sie es sich offenbar anders überlegt. Wer sie dann wirklich umgebracht hat, da tappen wir noch im Dunkeln, vor allem was das Motiv dafür anbelangt. Jetzt ist noch etwas passiert, jemand hat versucht, einen jungen Mann umzubringen, der ein Auge auf Antonia geworfen hat …«
    Jenny lachte auf und verdrehte die Augen. »Mann«, sagte sie, »so redet heute kein Mensch mehr, wie soll das auch gehen, Augen werfen, echt.«
    »Immerhin hast du verstanden, was ich meine, oder?« Auch Zinkel grinste, wurde aber sofort wieder ernst. »Nun hat jemand die Vermutung geäußert, dass beide Fälle vielleicht mit Antonia zusammenhängen könnten. Dass niemand ihr zu nahe kommen darf oder so.« Laut ausgesprochen, fand Zinkel, hörte sich die These noch abenteuerlicher an.
    »Verstehe«, sagte Jenny und begann, auf und ab zu gehen. »Der Haken an der Sache ist natürlich, dass Kathrin ihr seit ewigen Zeiten zu nahe war. Also wem könnte das erst jetzt gestunken haben?«
    »Von jemandem, der hinter Antonia her war, ist dir also nichts bekannt? Ein Mitschüler vielleicht, ein Lehrer womöglich«, fiel ihm ein; hatte es schließlich alles schon gegeben.
    »Hätte es eigentlich geben müssen, das stimmt schon. Sie sieht gut aus, jedenfalls wenn man’s gern brav mag.« Jenny ging über die Brücke zur anderen Seite des Teichs, und das Holz seufzte leise unter ihr.
    Zinkel folgte ihr außen herum.
    »Feigling«, schalt sie ihn.
    »Fliegengewicht«, schoss er zurück.
    »Antonia hat alles abgeblockt«, fuhr Jenny fort, »kein Typ ist an sie rangekommen, und irgendwann hat’s auch keiner mehr versucht. Die Lehrer, ich weiß nicht, ich glaub fast, die mögen sie nicht besonders, keine Ahnung, warum. Oder doch, sie ist zu perfekt vielleicht, das kommt nun mal nicht so gut an, warum sollten Erwachsene da anders sein als Schüler?«
    Weil sie reifer sind?, dachte er und verwarf die Annahme sogleich. Nichts änderte sich je im menschlichen Miteinander, das bewies schon die Geschichte. »Ich wünschte, sie wären es«, sagte er hilflos.
    »Romantiker«, spottete sie.
    »Zynikerin«, entgegnete er.
    »Jedenfalls ist der einzige männliche Name, den ich aus Antonias Mund gehört habe, ein Frank, aber ich glaub, das ist der Stiefvater, nicht?«
    »Stimmt.«
    »Den mag sie nicht, war schwer zu überhören, aber sonst wüsste ich niemanden. Vielleicht hat sie ja im Netz jemanden kennengelernt«, schlug sie vor.
    »Das lasse ich gerade überprüfen«, sagte er. Er glaubte nicht daran. Jemand, der so zielstrebig war wie Antonia, verplemperte sicherlich nicht seine Zeit mit virtuellen Bekanntschaften.
    »Tut mir leid, mehr fällt mir nicht ein«, sagte Jenny. »Wenn Sie wissen, wo sie ist, würden Sie mir das sagen?«
    »Weißt du was? Ich glaub, ja«, sagte er und wuschelte ihr durchs Haar, bevor er sich winkend auf den Weg zu seinem Wagen machte.
    Der Silberstreif am Horizont? Nun ja, das war verdammt kitschig. Aber nicht von der Hand zu weisen.
    »Cherchez l’homme«, rief sie ihm hinterher.
    »Iss anständig«, gab er zurück.
    * * *
    Er bewacht ihren Schlaf. Ihre Lider zucken im Traum. Zu gern wäre er dabei, wüsste, welcher Film hinter ihrer Stirn abläuft. Gehört sie zu jenen, die sich am nächsten Morgen daran erinnern werden? Sie wirft den rechten Arm hoch, wie um ein lästiges Insekt abzuwehren, zieht die Decke von sich und dreht sich auf die andere Seite, weg von ihm. Er geht ums Bett herum. Ihre Stirn ist kraus vor Unbehagen, ihre Lippen beben, die Lider

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