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Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Titel: Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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sich vor. Frank war allen Fragen nach dem Freund ausgewichen, der habe das Haus noch nicht so lange, mehr wisse er nicht. Trotzdem interessierte es sie, wer hier früher mal gewohnt hatte. Und es interessierte sie, was sich hinter der einen verschlossenen Tür befand. In der Nacht hatte sie schlecht geschlafen und noch schlechter geträumt. So ein Traum, der weitergeht, wenn man wieder einschläft, voll ätzend so was, und das Blödeste war, dass sie sich nicht erinnern konnte, wovon er gehandelt hatte. Zu dumm, sie hatte nämlich das Gefühl, dass er ziemlich wichtig war.
    Heute, am dritten Tag, das Gleiche wie am zweiten. Morgens leckere Brötchen, dann war Frank wieder abgehauen. Sie hatte den Fernseher eingeschaltet. Doku-Soaps, boah nee ey, das war nicht zum Aushalten. Schlimm war daran nicht so sehr, wie die Leute lebten, sie konnten vielleicht gar nichts dafür, aber sich öffentlich zum Affen machen? Kriegten die Geld dafür? Aus. Wieder Stille. Aber irgendwas hatte sich verändert, nur kam sie nicht drauf, was oder warum, doch sie war sicher, dass es genau in dem Moment begonnen hatte: ein komisches Gefühl.
    Sie hatte es abgeschüttelt, es gab ja keinen Anlass dafür, war vors Bücherregal gegangen und hatte mit geschlossenen Augen nach einem Buch gegriffen mit dem festen Vorsatz, es zu beenden, egal, worum es sich handelte. ›Deutschstunde‹. Das hatte was, sie schwänzte die Schule und las die ›Deutschstunde‹. Doch was als Herausforderung begonnen hatte, entpuppte sich als echt cool, und so hatte sie Stunden in eine Decke gewickelt auf dem Sofa verbracht und gelesen, bis sie sich vor Hunger nicht mehr hatte konzentrieren können.
    Jetzt kam diese Unruhe von Neuem hoch, in Wellen, wie so ein blöder Schluckauf, sehr merkwürdig. Sie wanderte wieder durchs Haus, von Fenster zu Fenster. Immer noch Nebel, die Sicht kaum zehn Meter weit. Trotzdem müsste sie mal raus, überlegte sie, vielleicht würde es helfen, einmal ums Haus zu gehen und kurz auszulüften. Sie packte sich warm ein, ging zur Haustür und drückte die Klinke runter. Abgeschlossen. Was sollte das denn nun, hier, mitten im Nichts?, wunderte sie sich. Das Schlüsselbrett war leer, und auf der Garderobe lag der Schlüssel auch nicht. Sie ging wieder in die Küche. Küchentisch, Arbeitsplatte, Schubladen – kein Schlüssel. Mist, dachte sie, für so verpeilt hätte sie Frank nicht gehalten.
    Sie zog die Jacke wieder aus und ging zurück ins Wohnzimmer, um wenigstens mal ein Fenster zu öffnen, hey, überlegte sie, sie könnte ja auch hinausklettern für ihren kurzen Spaziergang. Das Fenster besaß ein Sicherheitsschloss und ließ sich nicht öffnen. Alle Fenster im Erdgeschoss waren verriegelt. Vielleicht war das gar nicht so außergewöhnlich, wo das Haus doch nur gelegentlich bewohnt war, aber unangenehm fand sie es schon, was, wenn es brannte oder so, es gab ja nicht mal Telefon hier. Sie müsste ein Fenster einschlagen, ging das überhaupt einfach so? Okay, testen würde sie es lieber nicht, Frank würde schön blöd gucken, wenn sie ein fremdes Haus demolierte. Na gut, dachte sie und kuschelte sich wieder aufs Sofa, würde sie eben weiterlesen.
    Irgendwann musste sie eingeschlafen sein, denn sie schrak hoch, als sie einen Schlüssel in der Tür hörte. Das Buch lag auf dem Fußboden, die Decke war ganz verwurschtelt. Sie roch – Pizza. Lecker.
    »Na, alles klar?«, fragte Frank.
    »Geht schon«, sagte sie und ging aufs Klo und Händewaschen, bevor sie sich zu ihm an den Küchentisch setzte.
    Sie hatte schon wieder so einen Hunger, unglaublich, sie schaute auf die Uhr, kein Wunder, es war schon nach acht. »Wo warst du denn so lange?«, fragte sie und stürzte sich auf die Pizza.
    »Ein paar Dinge erledigen, auf dem Festland«, sagte er.
    »Weißt du eigentlich, dass du alle Schlüssel mitgenommen hast? Das war vielleicht ein Schock, ich wollte mal eben ums Haus, bisschen Luft schnappen, und komm hier nicht raus. Bei einem Feuer hätte ich glatt die Fenster einschlagen müssen, die sind nämlich mit Schlössern verriegelt.«
    »Tatsache? Ist mir noch gar nicht aufgefallen«, behauptete er. »Ich war erst einmal hier.«
    »Wie lange hast du überhaupt Urlaub?«, fragte sie.
    »Solange ich will«, entgegnete er.
    »Brauch ich eine Krankmeldung für die Schule?«
    »Wahrscheinlich, ja«, sagte er, »ich kümmere mich drum.«
    »Nicht du«, sagte sie, »das muss Mama machen. Hast du mit ihr gesprochen? Wann kommt sie endlich?«
    »Sie kann

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