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Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Titel: Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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verwegenen Büscheln abstand. Ein jugendlicher Einstein, und ziemlich nett anzuschauen, doch Marilene hütete sich, dergleichen verlauten zu lassen. Er nähme jegliches Kompliment als Aufforderung zu einem wahnwitzigen Tanz, Benjamin und Mrs. Robinson – nicht ihre Rolle, wirklich nicht.
    »Es wird einen Grund haben«, fuhr Gerrit fort, »dass ihre Mutter behauptet, ihre Eltern seien tot. Bevor wir den nicht kennen, ist das unverantwortlich, finde ich.«
    »Da hast du wohl recht.« Marilene war verwundert über diese Besonnenheit, die so gar nicht zu ihm zu passen schien. Gerrit war impulsiv, hart an der Grenze zur Hyperaktivität, und Schweigen war ihm so geläufig wie einem Fisch das Fahrradfahren. Andererseits entsprach er auch in keiner Weise ihrer Vorstellung von Computer-Freaks, die nun mal dick zu sein hatten und blass und weltfremd. Nichts davon traf auf diesen Traum jeder Schwiegermutter zu, also warum sollte er nicht feinfühlig sein?
    Gerrit war bislang auf keine Spur von Christian Körber gestoßen. Allerdings hatte er herausgefunden, dass Lilian Tewes nicht wie behauptet bei ihren Großeltern in Leer aufgewachsen, sondern erst im Jahr vor Antonias Geburt von Schleswig-Holstein hierhergezogen war. Christian hatte bei der Meldestelle der Stadt gearbeitet, gut möglich, dass die beiden sich kennengelernt hatten, als Lilian sich dort angemeldet hatte. Marilene hatte eben bei der Behörde angerufen und Glück gehabt: Der Mann am Telefon hatte sich an Christian erinnert, er sei vor fünf Jahren lange krank gewesen und habe schließlich wegen Umzug gekündigt, allerdings ohne seine Folgeadresse anzugeben, die man auch über die Lebensgefährtin nicht habe ermitteln können. Noch lebende Verwandte habe es nicht gegeben. Eine Sackgasse also.
    »Ich schätze, Christian ist tot«, konstatierte Gerrit, ein aufgeregtes Glitzern in den braunen Augen.
    »Meinst du?«, wiegelte Marilene ab, noch nicht bereit, das Schlimmste anzunehmen. »Vielleicht ist er ja auch ins Ausland gegangen.«
    »Machen waschechte Ostfriesen so was Exotisches?« Gerrit hob die rechte Braue zu einem verdrehten Fragezeichen.
    »Wenn die einzige Bindung auf einer Lüge beruht, warum nicht?« Wenn die Welt zusammenbrach, konnte man nur dulden oder fliehen, und sie selbst zog Flucht eindeutig vor.
    »Ich weiß nicht«, wandte Gerrit ein, »das kommt mir zu drastisch vor. Okay, dass seine Beziehung in die Brüche gegangen ist, kann ich nachvollziehen. Aber die Liebe zur Tochter kann man doch nicht abstellen, auch wenn man erfährt, dass sie nicht die leibliche Tochter ist.«
    »Sollte man meinen«, stimmte Marilene widerstrebend zu, »aber dann hast du vermutlich recht.«
    »Natürlich hab ich recht«, entrüstete sich Gerrit, »und wer immer diesen ominösen Brief geschrieben hat, ist der Mörder.«
    »Oder die Mörderin«, ergänzte Marilene mehr der Form halber, schließlich war der Brief mit »Einer, der es besser weiß« unterschrieben.
    »Oder es war die Mutter?« Gerrit klang kleinlaut.
    »Nur das nicht«, bat Marilene, »das arme Kind hat auch so schon genug zu verkraften.«
    »Ja, das wär ganz schlecht, deine Kinderschar würde ziemlich unübersichtlich«, warf Gerrit ein. »Vielleicht solltest du selbst in die Produktion von Nachwuchs einsteigen, dann kommst du wenigstens nicht mehr dauernd Mördern in die Quere.«
    »Der Zug ist abgefahren«, behauptete Marilene. Sollte er ruhig glauben, dass sie bereits in den Wechseljahren steckte, was nicht der Fall war, jedenfalls nicht richtig.
    »Quatsch, heutzutage geht alles, ich kann mich ja mal schlaumachen«, bot er an.
    »Danke, nein. Im Übrigen suchen wir keinen Mörder, sondern Antonias leiblichen Vater.«
    »Schade eigentlich.« Gerrit bedachte sie mit seinem Schlafzimmerblick.
    Marilene nahm an, es handelte sich um ein Angebot zur Samenspende, doch sie zog es vor, sein Bedauern auf die nicht vorgesehene Mördersuche zu beziehen: »Sollte Christian tot sein, ist es Sache der Polizei, den Mörder zu finden, nicht meine.«
    »Gibst du mir das schriftlich?«, fragte Gerrit. »Lothar würde sich mächtig freuen.«
    Marilene lachte. »Du bist unmöglich, weißt du das?«
    »Manche finden mich eher unwiderstehlich, nur bei dir beiße ich auf Granit.« Gerrit seufzte theatralisch.
    »Du bist zu jung, finde dich damit ab.«
    »Na und? Lothar ist schließlich auch jünger als du.«
    Marilene schnappte nach Luft. »Aber nicht so jung, dass ich seine Mutter sein könnte. Außerdem läuft da

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