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Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Titel: Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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gleich an erste Zeichen von Demenz, das sag ich dir.« Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. »Oh Mist!«, rief sie, »ich muss runter, mein nächster Termin wird schon warten. Vergiss das hier mal schön, und wenn nicht, behalt’s für dich, ja?« Sie warf ihm einen drohenden Blick zu.
    »Geht klar.« Gerrit rutschte vom Tisch. »Ehrenwort. Übrigens war ich heute Morgen nicht nur als Putzmann tätig, ich hab auch nach den Namen geforscht, die du mir gegeben hast. Zwei hab ich finden können, sogar mit Profilfoto, wenn es denn echte sind, da kann man sich nicht so ganz drauf verlassen.« Er zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus seinem Hemd. »Kelling und Breitbach. Die haben seit damals dreimal die Stellen gewechselt, und interessanterweise immer gemeinsam, die Firmen stehen auch hier. Über den dritten, den Reinicke, hab ich bis jetzt nichts finden können. Aber ich bleib dran, versprochen.«
    »Wow, super, was würde ich nur ohne dich machen?« Marilene blickte auf das Blatt hinunter. Wenigstens die derzeitige Arbeitsstelle war gut erreichbar. Nach Bremen war es nicht so weit.
    »Da reden wir ein andermal drüber«, versprach Gerrit.
    Ups, dachte Marilene, manche Äußerungen wollten vielleicht etwas besser überlegt sein.
    * * *
    Zinkel entdeckte ein ungelenk gekritzeltes »Schule ist doof« auf einem Papierkorb im Hof. Er wunderte sich, dass diese Unmutsbekundung zahllose Schülergenerationen überdauerte, zudem fand er die Aussage so banal wie verfehlt, erst recht an einem Gymnasium. Nicht, dass er seinerzeit eine intelligentere Meinung vertreten hätte, leider nicht, und das »Fürs Leben lernen« hatte sich ihm auch erst viel später erschlossen. Manche Dinge änderten sich anscheinend nie.
    »Kommst du mit?«, fragte er Lübben, der schon fast den Wagen erreicht hatte. »Ist gleich um die Ecke.«
    »Was? Wohin?«
    »Zum Zahnarzt. Siebenhaar müsste gerade noch anzutreffen sein.«
    Lübben bleckte sein prächtiges Gebiss. »Nö, mach du mal ruhig. Kannst mich absetzen. Hat er nur sieben?«, wechselte er nicht eben geschickt das Thema. »Haare, meine ich.«
    »Weniger«, entgegnete Zinkel. »Vollglatze, und er ist fast so breit wie hoch.«
    »Knutschkugel? Und du glaubst echt, dass so jemand bei Lilian landen kann?«
    »Vielleicht hat er entsprechende innere Qualitäten«, schlug Zinkel vor. »Nein, im Ernst«, sagte er, »ich hätte einfach gern, dass du ihn dir mal anschaust. Und die Frage ist ja nicht, ob er bei Lilian landen kann, sondern ob er es wollte und somit ein Motiv für den Mord an Körber hätte. Oder den Totschlag«, ergänzte er, »irgendwas verbirgt der jedenfalls. Er hat zu sehr darauf beharrt, dass er Körber nur ganz flüchtig kannte. Und auf seinem Schreibtisch steht ein Foto seiner Schwester …«
    »Das ist natürlich sehr verdächtig«, spottete Lübben, »die meisten Leute verheimlichen ihre Familie.«
    »Auf einem Schreibtisch habe ich noch nie etwas anderes gesehen als Fotos vom Partner, höchstens noch von den Kindern. Selbst ein Bild vom Fiffi fände ich weniger seltsam.«
    »Na gut, ich vertrau mal deinem Instinkt«, lenkte Lübben ein. »Ich komme mit. Zahnarzt ist genau das, was ich brauche, um mich in die richtige Stimmung für diese vermaledeiten Schüler zu versetzen.«
    »Ich hatte gar nicht den Eindruck, dass es dir da an was mangelt«, frotzelte Zinkel. »Apropos Schüler: Ich hab gestern, als du schon draußen warst, zufällig eine Menge Blutergüsse auf Jennys Rücken gesehen.«
    »Du meinst, sie wird verprügelt? Wieso sagst du mir das erst jetzt?«
    »Ging irgendwie nicht«, gab Zinkel zu. »Jenny ist so daneben, und jetzt frag ich mich, was Ursache und was Wirkung ist. Wenn sie nicht an einen gewalttätigen Macker geraten ist, wird’s der Vater sein, nehme ich an.«
    »Wir schalten das Jugendamt ein«, sagte Lübben.
    »Klar, da hab ich auch dran gedacht«, gab Zinkel zurück, »aber was, wenn es dadurch nur schlimmer wird? Wenn Jenny wegwollte, wäre sie an sich alt genug, um das selber zu bewerkstelligen, also vermute ich, dass sie nicht will. Könnte das Jugendamt sie überhaupt gegen ihren Willen aus der Familie rausnehmen? Ich kenn mich da nicht aus.«
    »Lass uns sie auch für heut Nachmittag einbestellen«, schlug Lübben vor. »Und sie soll auf jeden Fall in Begleitung ihres Vaters kommen. Dann schauen wir weiter, okay?«
    Ein vertagtes Problem, dachte Zinkel, stimmte jedoch zu.
    Einvernehmlich schweigend gingen sie weiter. Der Nebel hing so schwer wie

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