Mark Beamon 01 - Der Auftrag
mir ein paar Tage, dann nenne ich Ihnen genaue Zahlen.«
Blake winkte ab. »Nein, danke.«
Hobart griff wieder nach seinem Block. Offensichtlich war ihm sehr daran gelegen, ihre Besprechung zu beenden und nach Hause zu kommen. Blake wusste, dass er es hasste, sonntags zu arbeiten.
»Also verschwende ich mein Geld?«
Hobart legte den Block mit einem Seufzer beiseite, gab aber keine Antwort.
Blake wiederholte seine Frage.
»Ich weiß nicht, Reverend. Ist es Geldverschwendung, wenn man sich bemüht, etwas Gutes zu tun?«
Blake lachte laut über den Versuch seines Sicherheitschefs, ihm mit christlicher Ethik zu kommen. »Ich wäre Ihnen dankbar für eine direkte Antwort, John.«
Hobart gab sich geschlagen. »Okay, Reverend. Wenn Sie mich fragen, ob es den Drogenmissbrauch in Amerika stoppen wird, wenn Sie diesen Kongressleuten jedes Jahr ein paar Millionen zustecken, dann ist die Antwort: Nein. Der Drogenkonsum bei Teenagern hat sich in den letzten Jahren mehr als verdoppelt – Sie haben ja die Statistiken gesehen. Der Konsum von Kokain ist um fast zweihundert Prozent gestiegen, bei Marihuana sind es einhundertfünfzig Prozent, und der Heroinkonsum hat sich verdoppelt.«
Blake hatte sich in seinem Sessel zurückgelehnt und ihm schweigend zugehört. Eine ungewöhnliche Haltung für den Prediger.
»Was würden Sie denn dann vorschlagen? Wir haben immerhin beträchtliche Ressourcen und auch den nötigen Willen. Damit müsste man doch etwas erreichen können!«
»Schauen Sie, Reverend, Drogen sind ein ernstes Problem – und ernste Probleme erfordern entsprechende Antworten. Genau an diesem Punkt hakt es aber. Für einen Politiker ist der beste Weg, wiedergewählt zu werden, wenn er den Anschein erweckt, als täte er große Dinge für das Land, während er in Wirklichkeit gar nichts tut. Auf diese Weise sind alle glücklich, und niemand ist so verrückt, seinen Wahlkampf mit negativ besetzten Themen zu führen.«
»Sie haben eine ziemlich zynische Meinung über die Regierung des mächtigsten Landes der Welt.«
Hobart lachte abfällig. »Das mächtigste Land der Welt? Wir können ja nicht einmal verhindern, dass eine Bande ungebildeter Araber uns auf eigenem Grund und Boden angreift. Die europäischen Kinder schneiden bei Prüfungen besser ab als unsere, und ich würde mich in einer dunklen Straße in Trinidad bedeutend sicherer fühlen als in West Baltimore. In den nächsten zwanzig Jahren werden die Chinesen unsere Wirtschaft wie eine Dampfwalze überrollen. Mag sein, dass wir einmal das mächtigste Land der Welt waren, aber jetzt sind wir auf dem besten Weg, diesen Status zu verlieren.«
Blakes Gesicht hatte sich gerötet. Die Vereinigten Staaten von Amerika zu beleidigen war in seinen Augen nicht viel besser als den Herrn selbst zu beleidigen. Doch es ließ sich nicht abstreiten, dass Hobart teilweise Recht hatte.
»Und was sollen wir tun, um diesem Niedergang Einhalt zu gebieten?«
»Wenn ich das wüsste! Aber ich glaube, Sie haben Recht, mit dem Drogenproblem anzufangen. Es gibt in den Vereinigten Staaten … na ja, sagen wir mal, dreizehn Millionen Konsumenten. Ungefähr ein Drittel davon nimmt das Zeug regelmäßig. Ein ziemlich großer Teil der Kriminalität und der Gewalt, die unser Land auffrisst, lässt sich direkt oder indirekt auf diese Süchtigen zurückführen.«
»Und was heißt das?«, fragte Blake erbittert. »Soll die Regierung einfach jeden hinrichten, der beim Dealen erwischt wird?«
»Dann würde das Land bankrott gehen, wenn man derart viele Leute in der Todeszelle durchfüttern müsste. Ganz zu schweigen von den Kosten der Revisionsverfahren. Außerdem müsste man erst mal die Art und Weise ändern, wie die Justiz arbeitet, damit diese Methode effektiv wäre. Das ist nicht sehr wahrscheinlich.«
»Ich habe es satt, dass alle mir dauernd erklären, es gäbe keine Lösung. Der Herr hat mir gesagt, dass es einen Weg gibt. Und er hat mich damit beauftragt, ihn zu finden.«
»Ideen gibt es genug, Reverend. Zum Beispiel die Legalisierung und Regulierung.« Blake runzelte die Stirn und wollte mit einem seiner Standardargumente auf diesen Vorschlag antworten. Hobart ließ ihn jedoch gar nicht erst zu Wort kommen. »Ich weiß, dass Sie strikt gegen diese Methoden sind, Reverend, aber es hätte auch seine Vorteile. Die Steuereinnahmen würden steigen und die Drogenkriminalität abnehmen. Der Effekt wäre wahrscheinlich so ähnlich wie bei der Aufhebung der Prohibition damals in den
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