Mark Beamon 01 - Der Auftrag
gemerkt, dass er Personenschutz brauchte und einen professionellen Sicherheitsdienst für seine Kirche. Aus diesem Grund hatte er vor fünf Jahren John Hobart angeheuert, der beste Referenzen vorzuweisen hatte. In Vietnam hatte er bei einer Einheit der Special Forces gedient und war mit hohen Orden ausgezeichnet worden. Nach seiner Rückkehr hatte er seinen Abschluss als Wirtschaftsprüfer gemacht und war erfolgreich in einem großen Unternehmen tätig gewesen, doch die langweilige und belanglose Arbeit als Buchhalter hätte ihn mit der Zeit zermürbt, wie er Blake erklärt hatte, deshalb war er Ende der siebziger Jahre in die Drug Enforcement Administration, die amerikanische Bundesdrogenbehörde, eingetreten.
Blake hatte ihn bei ihrer ersten Unterredung nicht besonders sympathisch gefunden – sein Sohn würde vermutlich sagen, dass John ein Fiesling sei – und zunächst weiter nach einem Sicherheitsberater gesucht. Wochenlang hatte er Bewerbungsgespräche mit Leibwächtern geführt, die mit Steroiden vollgepumpt waren, mit heruntergekommenen Privatdetektiven und drittklassigen Ex-Polizisten. Anschließend hatte er sich noch einmal Hobarts Lebenslauf vorgenommen, obwohl man ihm bereits eine höfliche Absage geschickt hatte, und ihn zu einem zweiten Gespräch bestellt. Blake hatte zwar seine Meinung über ihn nicht geändert – bis heute nicht –, aber letzten Endes hatte es ausgesehen, als sei Hobart die beste Wahl.
Er hatte noch keinen Grund gehabt, seine Entscheidung zu bereuen. Hobart hatte einen Sicherheitsdienst auf die Beine gestellt, vor dem sogar der Mossad Respekt hätte. Dass er kein besonders umgänglicher Mensch war und nicht sehr religiös zu sein schien, war für Blake zweitrangig im Vergleich zu seiner persönlichen Sicherheit und der seiner Familie.
Außerdem hatte er mit der Zeit auch Hobarts Kenntnisse als Wirtschaftsprüfer bei gewissen finanziellen Transaktionen schätzen gelernt. Der Reverend hielt sich zwar für einen grundehrlichen Menschen, hatte sich aber an die angenehmen Dinge des Lebens gewöhnt und war zunehmend süchtiger geworden nach politischer Macht, was nun einmal seinen Preis hatte. Seine Spenden an verschiedene Regierungsmitglieder erfolgten nicht immer über hundertprozentig legale Wege, was für etliche Leute äußerst peinlich werden könnte, doch Hobart hatte zu diesem Zweck etliche Scheinfirmen gegründet und Auslandskonten eingerichtet, die selbst bei gründlichster Überprüfung absolut einwandfrei aussahen.
Blakes Sekretärin schaute zur Tür herein. »Tut mir Leid, dass ich störe, Reverend, aber Senator Haskins ist auf Leitung eins.«
Blake stand auf und ging zu seinem Schreibtisch. »Danke, Terry.«
Hobart beugte sich wieder über seinen Block und drehte mit einem unterdrückten Grinsen seinen Stuhl so, dass er seinem Chef den Rücken zuwandte.
Der Senator und der Fernsehpfarrer, die beide ständig über die guten alten Werte predigten.
Blake hatte in den letzten fünf Jahren beträchtliche Summen in Kampagnen gesteckt, mit denen eine ›Rückkehr zu den alten Werten‹ gefördert werden sollte. Eine schändliche Geldverschwendung, wie Hobart fand. Der Reverend stammte aus einer netten, weißen Familie der Mittelschicht im westlichen Maryland; Dad war Prediger, Mom blieb zu Hause, buk Pasteten und kümmerte sich um ihre statistischen 2,5 Kinder. Blake schien zu denken, dass Menschen, die von dieser göttlichen Norm abwichen, das aus freien Stücken taten. Er glaubte, man könne jeden davon überzeugen, dass ein gesundes, erfülltes Familienleben wichtiger sei als alles andere, und jeder, den man überzeugt hatte, wäre sofort bekehrt.
Hobart wusste es besser. Er war in einer armen Arbeiterfamilie in New York aufgewachsen, und ein größerer Kontrast zu Blakes idyllischer Kindheit war kaum denkbar.
Für seinen Vater war der kleine John eine einzige Enttäuschung gewesen, und nach ein paar Drinks hatte schon der bloße Anblick seines Sohnes ihn in heftige Wut versetzt. Wie die meisten Männer hatte er gehofft, sein Stammhalter würde eine jüngere Version seiner selbst werden. Er hatte sich einen sportlichen, kräftigen Jungen gewünscht, aus dem einmal ein trinkfester, raubeiniger Mann werden würde. Doch sein Sohn war sehr viel kleiner als seine Mitschüler, blass und dünn wie eine Bohnenstange, wofür er John die Schuld zu geben schien, als habe der Junge das Wachsen nur eingestellt, um ihn zu ärgern. Für Sport interessierte John sich überhaupt
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