Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Titel: Mark Beamon 01 - Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
Vom Netzwerk:
glaube nicht. Seien Sie um halb acht hier.«
    Carl tippte an seine Mütze, stieg wieder ein und fuhr langsam davon.
    »Hallo!«, rief Blake und streifte auf einem kostbaren orientalischen Teppich in der großen Eingangshalle seine Schuhe ab. Verärgert musterte er dabei den antiken Wandschirm, der teilweise von einer Kübelpflanze verborgen war und Japanerinnen zeigte, die in einem Bach badeten.
    »Erica! Ich hatte dir doch gesagt, du sollst dieses Ding wegschaffen!«
    Blake war nicht gerade begeistert über den orientalischen Stil, den seine Frau für ihr Zuhause ausgewählt hatte. Er hatte einige wenige Geschäftsbeziehungen in den Fernen Osten und betrachtete dessen Bewohner als gottlose Geschöpfe, für deren Kultur er nur Verachtung übrig hatte. Die neueste Erwerbung seiner Frau hatte seine Geduld endgültig überstrapaziert. Eher wollte er verdammt sein, als seinen Gästen bei sich zu Hause als Erstes einen Haufen halb nackter, in Lack verewigter Heiden zu präsentieren.
    Niemand antwortete, deshalb tappte Blake auf Socken durch das makellos elegante Haus und folgte den Klängen von Beethovens Neunter Sinfonie, die gewürzt mit dem Geruch von Knoblauch und Oregano aus der Küche kamen.
    »Hattest du einen schönen Tag?«, fragte Erica Blake, während sie mit einem lächerlich langen Holzlöffel die Spaghetti umrührte.
    »Warum steht dieser Wandschirm immer noch im Eingang?«
    »Ich habe ein Bäumchen davor gestellt, Schatz. Ich dachte …«
    Blake schnitt ihr das Wort ab. »Wenn ich morgen heimkomme, ist das Ding weg! Von mir aus kannst du dieses Zeug sammeln, aber ich will solche Obszönitäten nicht in meiner Halle sehen. Du kannst ihn in dein Schlafzimmer stellen, wenn du magst.«
    Erica nickte und wandte sich wortlos wieder zu ihren Nudeln um.
    Blake seufzte und ging in sein Schlafzimmer, um sich umzuziehen.
    Erica war die perfekte Ehefrau gewesen, als er noch Prediger an seiner kleinen Kapelle im westlichen Maryland gewesen war – zurückhaltend, gottesfürchtig und eine hilfreiche Stütze. Je höher allerdings sein Stern gestiegen war, desto mehr hatte sie sich zurückgezogen und sich nur noch für Antiquitäten, Malerei und Kindererziehung interessiert. An sich war ihre introvertierte Art keine Behinderung für ihn, doch er hatte gehofft, sie würde sich zu einer echten Verbündeten entwickeln. Er sah sich zwar immer noch als Prediger, aber er brauchte eine Politikergattin.
    Zehn Minuten später erschien Blake wieder in bequemen Khakihosen und einem Polohemd. Seine Kinder Joshua und Mary saßen bereits am Tisch, und Erica löffelte Soße auf ihre gewaltigen Nudelportionen.
    »Hi, Daddy!« Mary winkte ihm fröhlich zu. Josh blieb ungewöhnlich still und wich dem Blick seines Vaters aus.
    »Hallo, Prinzessin. Hast du heute einen lustigen Tag gehabt?« Sie nickte eifrig.
    Blake wandte sich an seinen Sohn, der im letzten Monat mit der Junior-Highschool begonnen hatte. »Wie war es heute in der Sonntagsschule, mein Sohn?«
    Ein merkwürdiger Ausdruck huschte über Joshuas Gesicht, der jedoch gleich wieder verschwand. Angst?
    »Gut, Dad.« Er betrachtete seinen Teller.
    »Stimmt was nicht?«
    »Nö.«
    Schweigend beendeten sie ihre Mahlzeit. Blake widerstand dem Drang, sich eine zweite Portion zu gönnen. Seine Hosen wurden ihm allmählich ein bisschen zu eng.
    »Bist du fertig, Schatz?«, fragte Erica ihre Tochter. Sie nickte strahlend.
    »Dann wisch dir mal diese ganze Soße ab und geh ein bisschen fernsehen.«
    »Darf ich?« Mary fuhr sich hastig mit einer Serviette über den Mund und rannte davon, ehe ihre Mutter ihre Meinung ändern konnte.
    Blake war einigermaßen verwirrt. Statt der sonst so lebhaften Unterhaltung bei Tisch hatten diesmal nur die Gabeln auf dem Porzellan geklappert. Und nun ließ Erica die Kleine auch noch fernsehen. Dabei behauptete sie sonst gern und mit Nachdruck, das Fernsehen sei die Wurzel allen Übels – obwohl sie das nie in seiner Gegenwart wagen würde.
    »Josh möchte mit dir über etwas reden«, sagte Erica, als die Schritte ihrer Tochter verhallten. Sie schaute zu Josh, der unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her rutschte.
    »Josh?«, drängte sie.
    »Es ist wegen Jimmy«, sagte er und wich seinem Blick aus.
    James Miller war Joshs bester Freund. Sie hatten sich in der vierten Klasse kennen gelernt und waren seither praktisch unzertrennlich gewesen.
    »Was ist mit Jimmy?«
    Josh schaute flehentlich zu seiner Mutter, doch sie schwieg.
    »Er … er … ist von der Schule

Weitere Kostenlose Bücher