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Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Titel: Mark Beamon 01 - Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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er, sich zu befreien, doch dank Swensons gründlicher Fesselung nutzten ihm seine wilden Anstrengungen gar nichts.
    Hobart wickelte Klebeband um den Hals der Leiche und die kleine tropfende Wunde und setzte sich dann auf einen Stuhl ihm gegenüber. Der junge Mann starrte ihn aus verzweifelten Augen an.
    Er hatte den Blick eines Lakaien. Wahrscheinlich war er so etwas wie der Lehrling seines Kameraden gewesen und hatte ihn als gnadenlosen Profikiller bewundert. Mit dem Tod seines Kameraden hatte er nun allen Mut verloren.
    »Also, was hast du gesagt, wie du heißt?« Hobart spielte vielsagend mit der blutigen Ahle.
    »Jesus. Mein Name ist Jesus.« Er sprach nur ein schlechtes Englisch. Hobart wechselte zu Spanisch.
    »Nett, dich kennen zu lernen, Jesus. Und warum erzählst du mir jetzt nicht, wer dich hergeschickt hat?«
    Der junge Mann überlegte einen Moment und versuchte offenbar abzuschätzen, was für Möglichkeiten er hatte.
    »Schau mal, Jesus, in einer Stunde bist du tot – das steht fest. Die Frage ist nur, wie angenehm du es während dieser Stunde hast.«
    Es war ein psychologischer Trick, den Hobart immer sehr gemocht hatte, aber bisher hatte er wenig Gelegenheit gehabt, ihn anzuwenden. Im Angesicht des sicheren Todes hatten irgendwelche Verpflichtungen und Bindungen keinerlei Bedeutung mehr.
    Verzweifelt senkte Jesus den Kopf. Hobart wartete geduldig. Schließlich schaute er wieder auf, und Resignation lag in seinem Blick.
    »Luis Colombar«, flüsterte er, dass Hobart ihn kaum verstand.
    »Und seine Befehle?«
    »Sie zu töten.«
    »Warum?«
    »Das hat er nicht gesagt.«
    Hobart ging zur Werkbank. Jesus reckte den Hals, genau wie vorhin sein Kumpan, und genauso vergeblich.
    Als er auf dem Rückweg zu seinem Stuhl an ihm vorbeikam, schlug Hobart ihm einen schweren Hammer gegen die Kniescheibe. Jesus heulte vor Schmerz auf und verdrehte die Augen.
    »Warum?«, wiederholte Hobart. Er setzte sich und legte den Hammer neben die Ahle auf den Boden.
    Jesus hustete krampfhaft und würgte, als ob er sich übergeben wolle. Blut sickerte durch seine Hosen, da der zertrümmerte Knochen die Haut zerschnitten hatte.
    »Er hat es mir nicht gesagt!« In seinen Augen standen Tränen. »Ich schwöre es!«
    Hobart hatte ihm schon das erste Mal geglaubt, aber es schadete nie, gründlich zu sein. Zufrieden, dass er die Information hatte, die er brauchte, packte er die Ahle und trat hinter den jungen Mann.
    Jesus drehte ruckhaft den Kopf von einer Seite zur anderen und versuchte wimmernd, das Unvermeidliche hinauszuzögern. Hobart packte ihn am Haar, drückte seinen Kopf nach vorn und legte den Nacken frei.
    ***
    Vorsichtig fuhr Hobart in Robert Swensons Wagen über den unkrautüberwucherten Waldweg. Der Boden des Cadillac schabte über den steinigen Untergrund, die Räder drehten gelegentlich durch, doch schließlich hatte er den steilen Anstieg geschafft und rollte den Abhang hinunter zur Hütte.
    Er parkte neben dem Haus und stellte den Motor und das Licht ab. Ein paar Minuten saß er bei halb geöffneter Tür in der dunklen Stille und lauschte. Außer dem Wind war nichts in den dichten Wäldern ringsum zu hören.
    Trotz der kühlen Nacht schwitzte Hobart. In einer Hand trug er einen rostigen Spaten; mit der anderen zerrte er Jesus hinter sich her. Es überraschte ihn jedes Mal aufs Neue, wie schwer Leichen waren. Bewusstlose wogen auch stets ein paar Pfund mehr, aber Tote …
    Immer wieder musste er stehen bleiben, um Atem zu holen und sich zu orientieren – eine Taschenlampe einzuschalten schien ihm nicht ratsam. Die Arbeitshandschuhe waren eine weitere Behinderung. Das derbe Leder machte es fast unmöglich, das Jackett des Latino ordentlich zu greifen, das zudem noch von Regen und Blut durchweicht war.
    Nach einer halben Stunde erreichte er den Rand einer kleinen Lichtung, etwa eine Viertelmeile von der Hütte entfernt. An einer Stelle, wo er das Mondlicht am günstigsten ausnutzen konnte und gleichzeitig im Schutz der Bäume war, suchte er sich ein Stück Boden, das weitgehend frei war von Felsen und Wurzeln, und begann zu graben.
    Eine Stunde vor der Morgendämmerung warf Hobart auch den namenlosen Kameraden in das Loch, in dem bereits Jesus lag. Es war gut einen Meter zwanzig tief und trotz des Mondlichts pechschwarz – womit er nicht gerechnet hatte. Er sprang hinein und landete mit einem dumpfen Schlag auf den Leichen, die er abtastete, bis er auf das Klebeband stieß, das um den Hals gewickelt war. Dann griff er

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