Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Titel: Mark Beamon 01 - Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
Vom Netzwerk:
zunehmend länger auf jedem Treppenabsatz stehen bleiben, um wieder zu Atem zu kommen.
    Jetzt hatte er es fast geschafft.
    Von oben hörte er Hämmern und das typische Rattern von Elektrowerkzeugen. Hobart hatte ihm gesagt, dass die beiden obersten Stockwerke grundlegend renoviert wurden. Niemandem würde deshalb ein weiterer Arbeiter auffallen.
    Die letzte Treppe.
    Er keuchte und hatte das Gefühl, jemand bohre ein Messer in seine Seite, doch er biss die Zähne zusammen und ging weiter, bis er endlich die dicke Holztür zum Dach erreichte.
    Die alten Angeln waren frisch geölt, und sie ließ sich leicht öffnen. Karns schob sie hinter sich zu und ging zu einem zweieinhalb Meter hohen Trümmerstapel, der an der westlichen Seite des Dachs aufgetürmt war. Typische Abfälle vom Bau – Mauerwerk, Isolierungsmaterial, Holz sowie einige alte Möbel, die nicht mehr mit den Anforderungen des Computerzeitalters mithalten konnten.
    Nachdem er ungefähr zwanzig Minuten scheinbar ziellos darin herumgestöbert hatte, richtete sich Karns ächzend auf und musterte die Dächer der umliegenden Gebäude. Dann bückte er sich wieder und zwängte sich in das mit Isoliermaterial ausgepolsterte Loch, dass er für sich gemacht hatte. Er drehte seinen Körper hin und her und versuchte, einige scharfkantige Stücke beiseite zu schieben. Das Seil rings um seinen Leib war jetzt ein Segen und verhinderte, dass Nägel und Glasscherben ihn verletzten.
    Schließlich hatte er es so bequem wie möglich und zog zufrieden eine große Gipsplatte vor die Öffnung. Damit war er in seinem unauffälligen grauen Overall bestens getarnt. Dass jemand etwas aus dem Stapel brauchte, schien eher unwahrscheinlich. Es war halb fünf und damit gleich Feierabend.
    Er verlagerte ein letztes Mal seine Position, da ihn etwas in den Hals stach. Die Temperatur ging allmählich deutlich zurück, und er fröstelte in seinem durchgeschwitzten Overall. Es würde eine lange Nacht werden.
    Die letzten beiden Stunden waren Bill Karns so lang vorgekommen wie sämtliche anderen zusammen. Alles tat ihm weh, und er schaute zum hundertsten Mal auf seine Uhr. Halb zehn. Nur noch ein paar Minuten.
    Es hatte sich in den vergangenen siebzehn Stunden gezeigt, dass der Schutt, der ihn wie ein Kokon umgab, überraschend wenig vor Kälte schützte. Das Nylonseil, das auf dem Weg nach oben eine solche Last gewesen war, hatte zum Glück die Nachtluft etwas abgehalten, doch seine Hände waren steif, und seine Beine fühlten sich völlig taub an. Aber er spürte bereits die Wärme der Sonne, die durch einige Lücken in sein Versteck drang.
    Fünf nach halb zehn. Laut Hobarts Plan sollte er so lange wie möglich warten, um das Risiko zu vermindern, dass er von einem der umliegenden Gebäude aus gesehen wurde. Karns hielt es allerdings nicht länger aus. Außerdem musste er wenigstens seine Finger bewegen können, auch wenn der Schuss nicht besonders schwierig sein würde.
    Er schob das große Gipsstück zur Seite. Der Lärm kam ihm erschreckend laut vor, nachdem es die ganze Nacht ringsum still gewesen war, bis auf das gedämpfte Rauschen des Straßenverkehrs.
    Seine Beine waren in noch schlimmerem Zustand, als er gedacht hatte. Er musste buchstäblich aus dem Loch robben und rutschte auf dem Bauch bis zu der einen Meter zwanzig hohen Mauer, die das Dach umgab. Seufzend lehnte er sich dagegen, streckte die schmerzenden Beine aus, massierte seine Finger und schob sie schließlich unter die Achseln, um sie zu wärmen.
    Viertel vor zehn. Es war Zeit.
    Karns zog einen Hammer und zwei fünfzehn Zentimeter große Nägel aus seinem Werkzeuggürtel, den er danach abschnallte, kroch hinüber zu der einzigen Tür, die aufs Dach führte, und begann sie zu vernageln. Hobart hatte wirklich seine Hausaufgaben gemacht. Er hatte ihm auf seinem Pappmodell gezeigt, dass die große Klimaanlage ihn dabei vor Blicken schützen würde. Und genauso war es.
    Karns kroch zurück zur Mauer und begann das Seil von seinem Körper abzuwickeln und es neben sich aufzuschichten. Er zog die Schutzhülle von seinem Gewehr, lud es und richtete es auf eine Flagge auf dem benachbarten Gebäude. Das Zielfernrohr war nur leicht beschlagen, sonst schien jedoch alles in Ordnung.
    Hobart war eindeutig hier oben auf dem Dach gewesen. Karns hatte gefragt, ob er einen Spiegel mitnehmen solle, um mit dessen Hilfe nach seinem Opfer Ausschau zu halten. Aber Hobart hatte erklärt, er würde den Lärm hören, wenn man Nelson herausbrachte.

Weitere Kostenlose Bücher