Mark Beamon 01 - Der Auftrag
über die Verstärkung.
»Der Kerl will das Nudelholz nicht hinlegen.«
McFee schnaubte, zog seinen Schlagstock aus dem Gürtel und ging langsam auf den Mann zu.
Seine Augen waren glasig, und McFee bemerkte, dass er ein wenig schwankte.
Statt zuzuschlagen, wich er einen halben Schritt zurück, genau wie McFee es erwartet hatte. In fünfzehn Jahren als Streifenpolizist hatte er gelernt, Menschen einzuschätzen.
McFee rammte ihm den Schlagstock in den Magen, dass er sich keuchend zusammenkrümmte, und versetzte ihm einen harten Schlag über den Rücken. Mit einem lauten Rums fiel der Mann zu Boden.
Während McFee ihm Handschellen anlegte, fing seine Frau, die sie vermutlich gerufen hatte, zu schreien an und ging mit den Fingernägeln auf die Polizistin los. Ihr Partner eilte ihr zu Hilfe.
McFee stand auf, zerrte den Mann auf die Füße und zur Tür hinaus.
Mit feindseligen Kommentaren machten ihm die Zuschauer noch widerwilliger Platz als bei seiner Ankunft. Er näherte sich seinem Wagen, als ihn jemand ansprang und er fast das Gleichgewicht verloren hätte.
Die Frau, die von ihrem Mann beinahe totgeprügelt worden war, hatte offensichtlich ihre Meinung geändert. Sie klammerte sich an McFees Rücken und versuchte aus Leibeskräften, ihn in den Hals zu beißen. Er ließ seinen Gefangenen los und schaffte es, die Frau am Haar zurück zu reißen. Die Angst vor Aids beherrschte jeden Polizisten, der in diesen Vierteln Dienst tat. Er schleuderte sie gegen den Streifenwagen, dass ihr die Luft wegblieb, und drückte sie auf den Bürgersteig.
Das Stimmengewirr der Menge war inzwischen noch aggressiver geworden. McFee wusste, wie wichtig es war, sofort wieder die Kontrolle zu gewinnen, und zog seine Waffe. Die beiden jungen Beamten, die oben an der Treppe standen, folgten seinem Beispiel
»Also, jetzt beruhigt euch alle und geht nach Hause«, schlug McFee vor. Niemand rührte sich. Seine Kollegen schoben sich an den Gaffern vorbei und legten der Frau, die sich auf dem Gehsteig wand, Handschellen an.
McFee half ihnen, das Paar in den Streifenwagen zu bugsieren, ohne die Menge aus dem Blick zu lassen. Anschließend ging er zurück zu seinem eigenen Wagen. Beim Losfahren sah er, wie das glückliche Paar auf dem Rücksitz sich erneut anschrie. Etwas prallte gegen seinen Kofferraum. Es klang wie eine Dose.
V e r f l u c h t e N i g g e r , dachte er und bog in die Pratt Street ein.
Er schaute auf seine Uhr. Viertel vor zwölf.
Als er Canton erreichte, beschloss er, zum Hafen zu fahren, wo es eine Kneipe gab, die ein Käsesteak mit Fritten und Cola für vier Dollar servierte. Und plötzlich entdeckte er vor sich einen roten Jeep Cherokee.
Bei der Dienstbesprechung heute Morgen hatte ihr Captain gesagt, sie sollten nach einem solchen Fahrzeug Ausschau halten. Zur Belustigung aller im Raum hatte er weiter erklärt, es sei von äußerster Dringlichkeit, diesen Mann zu verhaften, allerdings sei er extrem gefährlich und sie sollten nicht versuchen, ihn allein festzunehmen, sondern zunächst das FBI rufen. Eine anonyme Stimme hatte für alle gesprochen. »Ooooh, da fühle ich mich doch gleich viel sicherer.« Das Gelächter hatte die restlichen Worte des Captains übertönt. Auch wenn er es nicht für richtig gehalten hatte, ihnen zu sagen, wer dieser Gesuchte war, hatte man kaum eine Stunde gebraucht, um es herauszufinden.
McFee kramte in den Papieren auf seinem Beifahrersitz und fand schließlich den gelben Notizzettel, auf den er die Nummer des gesuchten Wagens gekritzelt hatte. Blinzelnd schaute er durch seine dreckige Windschutzscheibe.
Sie stimmte.
Er spürte, wie ihn die Aufregung packte. Er holte ein paar Mal tief Atem, fuhr dichter an den Jeep heran und schaltete sein Blaulicht an.
John Hobart hatte den Streifenwagen hinter sich längst bemerkt und fluchte leise. Sofort hatte er überprüft, ob er zu schnell fuhr, aber er war noch unter dem Limit von fünfunddreißig Meilen.
Er hatte die Verkleidung angelegt, die er seit bald zwei Monaten in Baltimore trug – rotbraun gefärbtes Haar und einen passenden falschen Bart. Doch auf dem Bild in seinem Führerschein sah er ganz anders aus. Und er hatte keine Lust, das irgendeinem dämlichen Streifenpolizisten zu erklären.
Er bog an den Straßenrand und überlegte, warum man ihn angehalten hatte. Wahrscheinlich war es lediglich ein defektes Bremslicht oder eine andere lächerliche Kleinigkeit. Nicht einmal der vielgepriesene Mark Beamon konnte derart rasch auf
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