Mark Beamon 01 - Der Auftrag
keinen neuen gemacht?«, rief er über die Schulter.
Alle Agenten im Raum wirkten plötzlich ungemein beschäftigt.
»Was haben Sie übrigens den ganzen Morgen getan?«, fragte Laura. Es war fast zehn Uhr.
Beamon zog ein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. »Kennen Sie diesen Senator, dessen Sohn vor ein paar Wochen an vergiftetem Koks gestorben ist?«
»James Mirth?«
Beamon nickte. »Ich war gerade bei ihm. Er wollte, dass ich persönlich erscheine und ihm erkläre, warum ich die Leute immer noch nicht gefasst habe, die seinen Sohn umgebracht haben.«
»Oje«, sagte Laura mitfühlend. »Und wie lief es?«
»Beschissen. Jetzt lassen Sie uns mal sehen, was wir haben.« Er ging an die Tafel und tastete in seinen Taschen nach der Brille. Tom Sherman winkte ihm aus der Ecke des Raums zu, wo er gerade telefonierte.
»Hier hätten wir die Kandidaten.« Laura deutete auf die dreißig kopierten Farbfotos. Neben jedem stand ein Name und die wenigen Angaben aus den jeweiligen Führerscheinen. Beamon fand seine Brille und inspizierte ein Bild nach dem anderen. Irgendwo in der vierten Reihe stutzte er.
»Verfluchte Scheiße!«, rief er so laut, dass Laura sich ihren Kaffee über die Bluse kippte. »Dieses Arschloch kenne ich!«
Beamon riss das Bild von der Tafel und knallte es auf den Konferenztisch. »Herrgott, Laura, hören Sie auf, an Ihrer Bluse rumzuzupfen, und kommen Sie her. Das ist er!«
Alle ließen stehen und liegen, was immer sie gerade taten,und versammelten sich um ihn. Sherman beendete sein Telefonat und setzte sich ans Ende des Tischs.
»Ich habe mit diesem Kerl mal bei einer Ermittlung in Baltimore zusammengearbeitet – muss vor zehn Jahren gewesen sein«, begann Beamon. »Er war damals bei der DEA. Ich war zuerst ziemlich von ihm beeindruckt – er war ruhig, ungemein klug und verbiss sich regelrecht in die Arbeit. Wir wollten uns mit einem seiner Informanten treffen, ich bin ein wenig zu spät gekommen, und er hatte ihn in der Zeit elend zusammengeschlagen. Der verlogene Hundesohn hat fast dafür gesorgt, dass ich gefeuert wurde.«
Er wandte sich um, machte ausgelassen einen Luftsprung wie ein Footballspieler und grinste von einem Ohr zum anderen. Am liebsten hätte er laut gejubelt.
»Ruft die Jungs an, die ihn überprüfen, und sagt ihnen, dass er verdammt gefährlich ist.«
»Tut mir Leid, dir die Stimmung zu verderben, Mark«, warf Sherman ein, »aber vergisst du nicht etwas?«
Beamon überlegte einen Moment. »Lass mal sehen … finde die Identität des Verbrechers heraus und schnapp ihn. Darum geht’s doch, oder? Na bitte!«
Sherman deutete auf ein Telefon, das an einer der Glaswände des Raums befestigt war. »Du musst Calahan anrufen.«
»Ich nehme nicht an, dass du mir das abnehmen willst.«
Sherman schüttelte den Kopf. »Der Erfolg geht auf dein Konto, Mark. Kann nichts schaden, wenn du auch die Anerkennung einheimst.«
Beamon seufzte und wählte die direkte Verbindung zum Büro des Direktors. Es wurde beim ersten Läuten abgehoben
»Calahan.«
»Mark Beamon. Sir – ich glaube, wir haben unseren Mann identifiziert. Es ist ein ehemaliger DEA-Agent namens John …«
»Wann können Sie ihn festnehmen?«, unterbrach ihn der Direktor aufgeregt. Er klang, als plane er bereits seine Pressekonferenz.
»Ich weiß es nicht, Sir. Wir glauben, er ist in der Gegend von Baltimore. Vielleicht könnten wir ihn sogar bei sich zu Hause abholen – aber das bezweifle ich. Wenn er dort seit einer Weile nicht mehr gesehen worden ist, müssen wir annehmen, dass er irgendwo in der Stadt untergetaucht ist. In diesem Fall holen wir am besten zur Verstärkung ein paar Jungs aus New York und Philadelphia hinzu. Mit ihrer Hilfe haben wir ihn in ein paar Wochen sicher aufgestöbert, vorausgesetzt, dass er immer noch im Gebiet von Baltimore ist.«
Es gab eine lange Pause am anderen Ende der Leitung. »Falls er nicht in seinem Haus ist, ziehen Sie die Polizei von Baltimore hinzu. Sie haben weit mehr Leute, als wir aufbieten können.«
Beamon hatte geahnt, dass der Direktor diesen Vorschlag machen würde. Er hatte nur gehofft, dass seine Ahnung ihn diesmal täuschen würde.
»Ich glaube nicht, dass das im Moment eine so gute Idee ist. Ich möchte nichts tun, was diesen Kerl warnen könnte.«
»Ich habe es satt, dass ständig so getan wird, als seien das FBI und die Polizei zwei feindliche Gruppen.« Calahans Stimme war um eine Spur lauter geworden.
Beamon unterbrach ihn, ehe er noch
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