Mark Beamon 01 - Der Auftrag
weshalb er trotzdem weitermachte – der Gedanke an seinen Neffen, der in der Erde verrottete, und dass er John Hobart nicht noch einmal ohne gerechte Strafe davonkommen lassen wollte.
Andernfalls hätte er längst resigniert.
Eine Eilmeldung im Radio unterbrach seine Gedanken. Laura beugte sich vor und stellte lauter.
»Wir haben erfahren, dass das FBI im Zusammenhang mit den Taten des CDFS in Maryland nach einem John Hobart fahndet. Hobart ist vierzig Jahre alt, weiß, hat kurzes dunkles Haar, ist cirka eins siebzig groß und wiegt ungefähr einhundertundfünfzig Pfund.«
Beamon schaltete das Radio ab.
»Mann, das ging aber schnell«, bemerkte Laura.
Er schüttelte nur den Kopf, griff nach dem Mobiltelefon und stellte es auf ›Mithören‹.
»FBI.«
»Carol? Hallo, hier ist Mark.«
»Wie geht es Ihnen, Mr. Beamon?«
»Na ja, wie’s eben so geht. Könnten Sie mich zu Tom Sherman durchstellen?«
Die Leitung wurde für einen Moment unterbrochen, ehe sich Sherman meldete.
»Tom Sherman.«
»Siehst du gerade die Nachrichten, Tommy?«
»Jawoll.«
»Wer hat den Topf gewonnen?«
Es gab eine Pause, in der man das Rascheln von Papier hörte.
»Laura, wie es scheint. Sechshundertfünfunddreißig Dollar.«
Beamon warf Laura einen Blick zu. Sie lächelte höchst zufrieden.
»Haben wir die Pressemitteilung schon fertig?«
»Ist vor einer Stunde rausgegangen. Hobarts Bild wird in ein paar Stunden auf jedem Fernseher der Welt sein.«
»Und unsere Männer sind an Ort und Stelle?«
»Jawohl. Keine Maus könnte aus dem Land, ohne dass wir davon erfahren. In den jeweiligen Büros ist man allerdings nicht besonders glücklich darüber. Dort fehlen natürlich die Leute, die wir angefordert haben.«»Scheiß drauf. Sollen Sie sich beim Präsidenten beschweren, wenn es ihnen nicht passt. Wir sehen uns in einer Stunde.« Er schaltete das Handy ab.
»Sie sind also sicher, dass er das Land verlassen will?«
»Ziemlich. Hier suchen einfach zu viele Leute nach ihm – nicht nur wir, sondern auch jeder Drogendealer und jeder Süchtige. Europa ist da ein weit besseres Pflaster. Dort ist niemand besonders an ihm interessiert.«
»Es wird schwer sein, ihn am Flughafen zu erwischen. Er bemerkt unsere Jungs doch, sobald er durch die Türen kommt.«
Beamon zuckte die Schultern. »Sie haben sicher Recht. Hobart ist nicht aus der DEA geworfen worden, weil er blöd war. Er wird nicht einfach in einen Flughafen spazieren, wenn er weiß, dass es dort von unseren Leuten wimmelt.«
Er verstellte den Sitz des Wagens, lehnte sich zurück, griff nach einer Zigarette und schaute durch das Schiebedach hinaus. »Wenn ich an seiner Stelle wäre, was würde ich tun?«
Beamon zündete die Zigarette nicht an, obwohl es ihm beim Nachdenken helfen würde, aber Laura hatte unmissverständlich erklärt, wenn er jemals wieder im Wagen rauchte, würde sie die Zigarette auf seinem Schädel ausdrücken. Sie schwiegen fast eine halbe Stunde lang, und plötzlich setzte sich Beamon so hastig auf, dass der Sitzgurt einrastete. »Herrgott, wie konnte ich nur so blöd sein!«
»Was ist?«, fragte Laura.
»Es geht nicht darum, was ich an John Hobarts Stelle tun würde, sondern was ich tun würde, wenn ich John Hobart wäre.«
Laura begriff nicht den Unterschied
»Das war’s dann wohl«, sagte Robert Swenson mit einem Anflug von Erleichterung in der Stimme. Er saß mit Hobart in der Wohnung über dem Lagerhaus, die sie in den letzten zwei Monaten als Operationszentrale benutzt hatten. Beide verfolgten aufmerksam die Nachrichten im Fernseher. Auf dem Schirm drehte sich langsam ein computergeneriertes Bild von Hobarts Kopf. Nach jeder vollen Drehung änderten sich Frisur, Augenfarbe und Bart. Die Ähnlichkeit mit seinen kunstvollen Maskeraden war wirklich verblüffend.
»Sieht so aus«, stimmte Hobart zu. »Ich rufe unsere Jungs an und sag ihnen, dass es Zeit ist, zusammenzupacken.«
»Wo willst du hin?«
Hobart zuckte die Schultern. »Weiß nicht. Jedenfalls an einen Ort, wo es ein bisschen weniger Presserummel um mich gibt. Kannst du noch einen oder zwei Tage dableiben? Ich könnte deine Hilfe beim Abwickeln der ganzen Sache gebrauchen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie auch hinter dir her sind.«
»Vermutlich doch. Ihnen ist sicher nicht entgangen, dass ich kurz nach dir bei Blake gekündigt habe.«
»Wenn schon. Was soll man dir vorwerfen? Dass du deinen Job leid warst?«
Swenson dachte einen Moment darüber nach. Am Ende
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