Mark Beamon 01 - Der Auftrag
ihn gekommen sein. Und selbst wenn, würde er nicht einen einzelnen Bullen losschicken, um ihn festzunehmen.
Hobart musterte den Polizeibeamten, der ausgestiegen war und näher kam. Er geht viel zu langsam , dachte er und bemerkte auch, dass er die rechte Hand unnatürlich dicht an der Waffe hatte.
Das war einfach nicht normal. Er war ein Weißer mittleren Alters in einem teuren Auto – es gab also gar keinen Grund für einen Polizisten, so nervös zu sein.
Schei ße
Unauffällig griff er nach seiner 45er, entsicherte sie und nahm sie in die linke Hand, wo man sie nicht gleich sehen würde. Der Bulle hatte inzwischen den Jeep erreicht und bückte sich, um durch das offene Fenster hereinzuschauen.
»Das FBI ist Ihnen auf den Fersen, Mr. Hobart. Viele von uns stehen hinter dem, was Sie tun.«
Damit richtete er sich wieder auf und kehrte zu seinem Streifenwagen zurück. Er ging etwas steif, als befürchte er, doch noch eine Kugel in den Rücken zu bekommen, stieg in sein Auto und bog mit aufheulendem Motor wieder auf die Straße ein.
Hobart schaute ihm mit offenem Mund hinterher. Der Wagen wurde kleiner und kleiner und verschwand schließlich in einer Seitenstraße.
32. Kapitel
Baltimore, Maryland 10. M ä rz
»Scheint mir ganz ordentlich zu verdienen, der Herr«, bemerkte Mark Beamon, als die Fahrstuhltür sich öffnete. Die gesamte Einrichtung wirkte gediegen, roch aber förmlich nach Wohlstand, was gar nicht dazu passte, wie er sich den Mann, mit dem sie verabredet waren, vorgestellt hatte.
»Hübsche Vase.« Er blieb stehen, um sie zu bewundern. »Meine Mom hat solches Zeug geliebt. Hatte früher das ganze Haus voll davon.«
»Ich glaube nicht, dass das eine aus dieser Preisklasse ist«, sagte Laura und ging entschlossen weiter. Sie waren bereits fünf Minuten zu spät für ihre Verabredung.
»Hallo, kann ich Ihnen helfen?«, fragte die Empfangsdame.
»Ja. Ich bin Laura Vilechi, und das ist Mark Beamon. Wir möchten mit Reverend Blake sprechen.«
Sie nickte lediglich. Offenbar sagte ihr Beamons Name nichts. Vielleicht war sie auch daran gewöhnt, Leute mit Macht und Einfluss zu begrüßen. »Gehen Sie gleich hinein.«
Sie gingen durch eine wundervoll geschliffene Glastür in einen großen Warteraum. In zahlreichen Pflanzenkübeln wuchsen blühende Bäumchen, und die Luft roch frisch und süß
»Hallo, ich bin Terry, die Sekretärin des Reverend. Sie können gleich hineingehen. Darf ich Ihnen einen Kaffee oder einen Tee anbieten?«
Sie lehnten höflich ab.
»Es freut mich, Sie kennen zu lernen, Reverend«, grüßte Laura und streckte eine Hand aus. »Ich habe mir auch schon Ihre Sendung angesehen.« Beamon wusste, dass beide Bemerkungen eine glatte Lüge waren.
»Schön, dass auch Menschen in Ihrem Beruf den Herrn kennen. Ich kann mir vorstellen, dass es schwierig ist, nicht zynisch und hart zu werden – bei all den Dingen, die Sie täglich erleben müssen.« Er wandte sich an Beamon. »Und Sie sind Mark Beamon. Ich erkenne Sie von den Fotos wieder.« Sie schüttelten sich die Hände.
Beamon musterte den Reverend aufmerksam. Sein Gesicht war ruhig und beherrscht, wie man es bei einem Geistlichen erwartete.
»Bitte, setzen Sie sich. Also, was kann ich heute für Sie tun?«
»Wir hätten gern einige Informationen über einen Ihrer ehemaligen Angestellten. Einen gewissen John Hobart«, sagte Laura.
Blake verschränkte die Finger ineinander, legte seine Hände auf den Tisch und schien angestrengt nachzudenken. »Nun, mir fällt wirklich nichts mehr ein, das ich Ihnen noch nicht erzählt habe.«
Laura und Beamon schauten sich verwirrt an. »Bei meinem Treffen mit Agent … Martinez«, fuhr Blake fort. »So hieß er doch, nicht wahr?«
»Moment mal, dass ich Sie richtig verstehe«, unterbrach ihn Beamon. »Bei Ihnen war kürzlich ein FBI-Agent, der sich nach Hobart erkundigt hat?«
»Genau. Kam er nicht in Ihrem Auftrag?«
»Wann war das?«
»Erst gestern.«
Laura mischte sich ein. »Könnten Sie ihn beschreiben?«
»Sicher.« Er überlegte. »Ungefähr Mitte dreißig, glaube ich. Sehr gut gekleidet. Leichter spanischer Akzent – kein südamerikanischer. Ich hielt ihn für einen Europäer. Er sagte, sein Name sei … Alejandro, glaube ich. Ja, Alejandro Martinez.«
Beamon schüttelte mit einem grimmigen Lächeln den Kopf. Die Kartelle sind gerissener als das ganze gottverdammte FBI.
»Wissen Sie, wo sich Mr. Hobart aufhält?«, fragte Laura.
»Nein. Wie ich Mr. Martinez schon sagte, ist
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