Mark Beamon 01 - Der Auftrag
er wahrscheinlich bei sich zu Hause. Ich kann von Terry seine Personalakte heraussuchen lassen, wenn Sie mögen.«
»Dafür wären wir dankbar.«
Blake beugte sich etwas zur Seite und schaute an Laura vorbei. »Terry!«
Seine Sekretärin spähte zur Tür herein.
»Könnten Sie bitte John Hobarts Personalakte kopieren?« Sie nickte und verschwand wortlos.
»Nur ein paar Fragen noch, Reverend«, sagte Beamon. »Wir bemühen uns auch, nicht allzu viel Ihrer Zeit in Anspruch zu nehmen.«
Das Gespräch dauerte eine knappe halbe Stunde und war eine völlige Zeitverschwendung. Wie Hobarts Nachbarn wusste auch Blake sehr wenig über seinen ehemaligen Angestellten, dessen persönliche Interessen, Freunde oder Hobbys. Eigentlich schien niemand auch nur das Geringste über John Hobart zu wissen.
»Vielen Dank, dass Sie uns Ihre Zeit geopfert haben, Reverend. Wir wissen, wie beschäftigt Sie sind.« Beamon schüttelte seine Hand. Laura war bereits zur Tür hinaus.
»Gern geschehen, Mr. Beamon. Es tut mir Leid, dass ich nicht helfen konnte.«
»Ach, das hätte ich fast vergessen, Reverend.« Beamon wandte sich noch einmal um.
»Ja?«
»Hat dieser Martinez Ihnen gesagt, warum das FBI nach John sucht?«
Blake presste kurz die Lippen zusammen. »Nein. Nein, das hat er nicht.«
»Danke, Reverend. Es war nett, Sie kennen zu lernen.« Er eilte Laura hinterher, die schon am Fahrstuhl stand und den Knopf zum Erdgeschoss drückte.
Laura lenkte den Wagen durch den dichten Verkehr und beugte sich über das Lenkrad, sodass sie die Straßenschilder lesen konnte. Sie schien sich einfach nicht merken zu können, welcher Weg zurück nach Washington führte.
»Der steckt eindeutig in der Sache mit drin«, meinte sie mit beinahe grimmiger Zufriedenheit.
»Warum?«
»Zu kühl. Nicht neugierig genug. Haben Sie bemerkt, dass er nicht einmal gefragt hat, warum wir nach Hobart suchen? Außerdem braucht man für eine solche Operation einen ziemlichen Batzen Geld.«
»Was ist, wenn unser geheimnisvoller Agent Martinez ihm erzählt hat, weshalb wir ihn suchen?«, gab Beamon zu bedenken.
»Er hätte trotzdem ein paar Fragen gestellt. Vor allem, als wir nicht wussten, wer Martinez war. Immerhin hatte er den berühmt-berüchtigten Mark Beamon in seinem Büro sitzen – und da verliert er kein Wort über das CDFS? Nein, nein, mit dem ist was faul.«
»Ja, Sie haben vermutlich Recht. Es wird aber verflucht schwer sein, es zu beweisen.«
Laura schaltete einen Nachrichtensender im Radio ein. Es lief gerade ein Bericht, dass der Präsident einige Millionen Dollar, die zur Bekämpfung der Drogenkriminalität vorgesehen gewesen waren, an Therapieeinrichtungen für Süchtige umleitete. Beamon achtete nicht weiter darauf. Diese Meldung brachte man schon den ganzen Morgen.
»Er hat aber wirklich etwas bezweckt«, meinte Laura mit einem Ton in der Stimme, bei dem Beamon sich ein wenig unbehaglich fühlte.
»Was?«
»Na ja, er hat dem Kokain- und Heroinhandel in den USA wahrhaftig fast ein Ende gemacht. Und die wenigen Leute, die das Zeug immer noch nehmen, versuchen, davon loszukommen. Wie viel haben wir in den letzten zehn Jahren ausgegeben – und nicht mal annähernd erreicht, was er zustande gebracht hat?«
»Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich es nicht mal weiß …«
»Ich auch nicht, aber ich wette, es ist eine gewaltige Menge an Zeit und Geld, was man besser für anderes hätte nutzen können.«
Das war ein Punkt, der ihm schon seit Monaten zu schaffen machte. Die Argumente für das CDFS, mit denen die Medien förmlich hausieren gingen, weil sie immer mehr Anklang bei der Bevölkerung fanden, schienen ihm manchmal gar nicht so abwegig, auch wenn er es nur ungern zugab.
Die permanente Berichterstattung mit ihren beeindruckenden Zahlenspielereien hatte bewirkt, dass die Öffentlichkeit fast vergaß, welches Gemetzel das CDFS angerichtet hatte. Seiner Meinung nach waren diese Berichte in erster Linie für die wachsende Unterstützung des CDFS durch die Bevölkerung verantwortlich.
Und nun war die Zahl der Toten dramatisch zurückgegangen, bloß die Angst war noch da. Aber wenn er Hobart schnappte, würde diese Angst verschwinden. Er würde zurück nach El Paso gehen, die Drogenkonsumenten und die Dealer würden einen kollektiven Seufzer der Erleichterung ausstoßen, die Schlangen vor den Entzugskliniken würden verschwinden, und zwanzigtausend Menschen wären für nichts und wieder nichts gestorben.
Es gab nur zwei Gründe,
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