Mark Beamon 01 - Der Auftrag
weiter auf diesem Thema herumreiten konnte. »Sir, nichts gegen die Polizei von Baltimore, nur glaube ich, dass ein Mann wie John Hobart ein Auge darauf haben wird, was dort vor sich geht.«
»Wenn ich will, dass die Polizei von Baltimore hinzugezogen wird, werden Sie das gefälligst auch machen, verdammt noch mal!«, brüllte Calahan in diesem hohen Jaulen, das Beamon nur allzu gut kannte.
Er versuchte, so ruhig und bedächtig zu antworten, wie Tom Sherman es stets machte, wenn er den Direktor beschwichtigen wollte. »Sir, Sie haben mir die Leitung dieser Ermittlung übertragen aufgrund meiner Erfahrung und meiner bisherigen Erfolge. Bitte, lassen Sie mich einfach meinen Job machen, dann erwische ich diesen Kerl auch.«
Calahan lachte zynisch. »Ihre Erfahrung und Ihre bisherigen Erfolge? Liebe Zeit, wir haben aber eine hohe Meinung von uns, was? Bilden Sie sich bloß nichts ein. Ich habe Sherman lediglich nachgegeben und Sie holen lassen, weil Sie leicht zu entbehren sind.«
Beamon spürte, wie er langsam die Beherrschung verlor. Tausende von Leuten waren tot, und Calahan spielte mal wieder eines seiner privaten Machtspielchen. »Sir, eigentlich hätte ich nicht einmal Ihnen so viel Dämlichkeit zugetraut. Oder läuft da irgendeine Kungelei, von der ich nichts weiß?«
Im Raum wurde still. Einen Moment lang dachte Beamon, dass sogar der CNN-Kommentator im Fernseher verstummt sei. Als er sich umwandte, um nachzusehen, riss Tom Sherman ihm das Telefon aus der Hand.
»Sir, hier ist Tom Sherman.«
Beamon ging zurück zum Konferenztisch und ließ sich auf einen der Stühle fallen. Trotz des laufenden Fernsehers hörte man deutlich das schrille Gebrüll aus dem Telefon.
Alle schauten ihn voller Bewunderung und mit aufmunterndem Lächeln an. Beamon stellte sich vor, dass jeder einzelne seiner jungen Kollegen abends ins Bett ging und sich dabei ausmalte, genau das zu tun, was er soeben getan hatte. Sherman legte den Hörer auf.
»Könnten Sie uns bitte ein paar Minuten allein lassen?«, sagte er zu den anderen, die leise aus dem Raum gingen. Beamon empfand einen Anflug von Schuldgefühl. Sherman hatte im Lauf der Jahre eine Reihe von bösen Schlägen abgeblockt, die für ihn bestimmt gewesen waren. Außerdem war ihm klar, dass Tom seinen Ruf riskiert hatte, als er ihm diesen Fall übertragen hatte.
»Sie nicht, Laura«, sagte Sherman und nahm Beamon gegenüber Platz. Laura setzte sich so weit wie möglich von ihnen entfernt an den Konferenztisch.
»Was, zur Hölle, denkst du dir eigentlich, Mark? Konntest du nicht einfach diesen Fall abschließen und deiner Legende ein weiteres Kapitel hinzufügen? Und mit einer ordentlichen Beförderung hättest du dann ebenfalls rechnen können, dafür hätte ich schon gesorgt.«
»Scheiße, Tommy. Du weißt genau, dass ich dir für deine Bemühungen dankbar bin, das weißt du doch, oder? Aber sehen wir der Sache ins Gesicht – meine Arbeit hier ist sowieso befristet. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber ich bin froh, wenn ich diesen Fall abschließen und wieder zu meinem einfachen Leben in El Paso zurückkehren kann.«Sherman schüttelte seufzend den Kopf. »Es ist nicht mehr länger dein Fall. Laura hat jetzt die Leitung.«
Beide Männer wandten sich zu ihr um. Sie sah aus, als wäre sie am liebsten unter den Tisch gekrochen.
Beamon stand auf. »Bestens. Dann muss ich wohl zusehen, dass ich mein Flugzeug erwische.«
»Nein, musst du nicht. Du bleibst im Team. Calahan scheint zu denken, dass du vielleicht ein bisschen demütiger wirst, wenn du unter einer Frau arbeiten musst.«
Beamon verkniff es sich, zu Laura zu schauen. Diese Beleidigung würde sie bitter übel nehmen. »Ich weiß nicht, Tommy, hat es dich etwa demütiger gemacht, für einen Trottel zu arbeiten?«
Sherman stand auf und ging zur Tür. »Es ist mir egal, wie ihr beiden euch hier einigt, aber ich will dir eins sagen. Wenn wir diesen Kerl bis heute Abend nicht fassen, häng dich ans Telefon, ruf den Polizeikommandeur an und informiere ihn über alles. Das ist übrigens keine Bitte.«
Sherman blieb an der Tür stehen. »Ach ja, übrigens – Laura, diese frauenfeindliche Bemerkung stammt von Calahan, nicht von mir. Als Mark mich gebeten hat, Sie ins Team zu holen, hat er mir versichert, Sie seien einer der besten Ermittler des FBI. Und ich muss sagen, dass er Recht hat.«
»Na bravo, Mark«, seufzte Laura, nachdem Sherman die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Was haben Sie
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