Mark Beamon 01 - Der Auftrag
ähnlichen Szenen abspielten. Die Einblendung zeigte, dass es eine Klinik in Phoenix war.
»Ich habe einen Wagen zu dir geschickt, Mark. Er müsste in knapp fünfzehn Minuten da sein. Wir sehen uns im Büro.« Damit legte er auf.
Beamon saß für einen Moment schweigend da und hielt den Hörer in seinem Schoß. Er hatte das deutliche Gefühl, dass dieser Fall größere und hässlichere Dimensionen annehmen würde, als irgendwer erwartet hatte. Aber damit hatte er wirklich nicht gerechnet.
Die Türglocke läutete, als Beamon gerade den rechten Ärmel seines Hemds fertig gebügelt hatte. Er stellte das Bügeleisen aufs Brett und eilte nur in grauen Hosen zur Tür.
»Mr. Beamon, ich bin Steve Adams und soll Sie abholen.« »Kommen Sie rein, Steve.« Beamon fand ihn geradezu unglaublich jung und musterte den frischen weißen Kragen, der aus dem dunkelblauen Mantel ragte. »Agent Adams – Sie sehen mir aus wie ein Mann, der mit einem Bügeleisen umgehen kann.«
Adams schaute ihn verwirrt an.
Beamon führte ihn zum Bügelbrett und deutete auf sein Hemd.
»Ich bin Ihnen was schuldig«, rief er und rannte die Treppe hinauf, um sich zu rasieren.
Knappe fünf Minuten später erschien er wieder, zwar immer noch mit nacktem Oberkörper, aber er trug inzwischen Schuhe und hatte ein Jackett, einen Mantel und eine Krawatte über dem Arm. Sein Hemd hing ordentlich am Bügel, und der junge Agent blätterte in einer sechs Monate alten Ausgabe von Newsweek.
»Ich wusste, dass Sie mich nicht enttäuschen würden … wie war noch mal Ihr Name?«
»Steve Adams.«
»Tut mir Leid, es ist noch so früh.« Beamon knöpfte seinen Kragen zu und begann, die Krawatte zu binden. »Okay, fahren wir.«
Er reckte sich müde, als die Limousine an der Union Station vorbeifuhr, und blickte auf seine Uhr. Kein Wunder, dass er noch etwas benebelt war, es waren noch keine zwanzig Minuten seit Toms Anruf vergangen.
»Ach, Steve, wenn Sie bei dieser Ampel rechts abbiegen, gibt es ungefähr eine Meile weiter auf der linken Seite einen kleinen Donutshop, der vierundzwanzig Stunden geöffnet hat.«
Adams schaute ihn ungläubig an. »Sir, ich weiß nicht, ob man Sie informiert hat, aber Hunderte von Menschen liegen im Sterben. Mr. Sherman hat mir gesagt, ich soll Sie so rasch wie möglich zum Hauptquartier bringen.«
»Herrgott, Junge, ich bin kein Arzt – was ich für diese Menschen tun kann, das kann ich auch noch in zehn Minuten tun. Biegen Sie rechts ab.«
Beamon hatte ein hervorragendes Gedächtnis dafür, wo es gutes Gebäck gab, und kaum drei Minuten später entdeckte er tatsächlich den Donutshop.
Er sprang aus dem Wagen, ehe er richtig stand, und lief rasch auf den Laden zu, aus dem der Duft von frisch gebrühtem Kaffee drang.
»Hier, ich hab Ihnen einen Kaffee mitgebracht.« Beamon schob zwei dampfende Becher in den Getränkehalter zwischen den Sitzen und warf Zucker und Sahne daneben. »Ich hatte vergessen zu fragen, wie Sie ihn trinken.«
Als sie wieder losfuhren, kramte er in der Tüte auf seinem Schoß. »Eine Bärentatze?«
»Nein, danke.«
Beamon musste an sich halten, um nicht laut loszulachen. Junge Agenten konnten wirklich unglaublich steif sein. Aber das war fast die Regel. In der FBI-Academy pumpte man sie voll mit patriotischen Gedanken, trichterte ihnen ein, dass sie dazu bestimmt seien, die Welt zu retten, und stärkte ihr Selbstbewusstsein, indem man sie ständig daran erinnerte, dass sie das Beste waren, das Amerika zu bieten hatte. Er war nach seinem Abschluss genauso gewesen.
»Sicher? Donuts sind der Eckpfeiler guter Polizeiarbeit – besonders die mit Cremefüllung.«
»Ich bin sicher.«
Schulterzuckend lehnte Beamon sich in seinem bequemen Sitz zurück, knabberte an dem Gebäck und zündete sich eine Zigarette an, obwohl der junge Agent demonstrativ das Fenster hinunterkurbelte.
Beamon hatte an dem Tag aufgehört zu rauchen, als er in El Paso angekommen war. Seit seiner Rückkehr nach Washington schien ihm allerdings die nötige Willenskraft zu fehlen. Er hoffte, er konnte diesen Fall abschließen, ehe er noch Lungenkrebs bekam.
Perry Trent spähte zur offenen Tür des Oval Office herein. »Mr. President?«
Daniel Jameson saß in Jeans und einem rot karierten Hemd auf dem Ledersofa in der Mitte des Büros.
»Morgen, Perry. Kommen Sie rein. Kaffee?«
»Ja, danke.« Trent fühlte sich immer unbehaglich, wenn der Präsident der Vereinigten Staaten ihm Kaffee einschenkte. Er nickte Michael Bryce zu, dem
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