Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
Ihre Situation. Das ist kein Piratenüberfall. Ich werde Sie an die neue Regierung der EAAU ausliefern, die sich unter John Harris gebildet hat. Dabei liegt es in meiner Macht, Sie als hilfsbereit zu bezeichnen oder als unverbesserlich.«
    Es war doch kein Granit. Seine Arroganz war wie weggeblasen. Blaß und elend stand er da.
    »Sie ist auf der Ischariot.«
    »Wieso das?«
    »Colonel Larriand selbst hat das so angeordnet.«
    »Wohin war sie unterwegs?«
    »Nach Metropolis, in ein Spezialgefängnis. Sie ist eine wertvolle Geisel.«
    »Was hat man ihr getan?«
    »Nichts.«
    »Als sie mich aufforderte, den Angriff abzubrechen, tat sie das unter dem Eindruck einer Todesdrohung.«
    »Ich glaube nicht, daß man diese Drohung wahrgemacht hat, Sir. Warum? Es hätte uns doch nichts mehr eingebracht.«
    Nun, da Goltz wußte, was ihn erwartete, ließ er nichts unversucht, um mich für sich einzunehmen. Ich brach das Verhör vorerst ab.
    Nur wenige hundert Meter hatten mich von Ruth O‘Hara getrennt: nichts als etwas Raum und zwei hauchdünne Bordwände. Was aber, wenn es zwischen Delta VII und der Ischariot zum Kampf gekommen wäre? Der Gedanke machte mich frösteln. Hätte sie den schnellen, schmerzlosen Tod im Raum dem vorgezogen, was sie nun aller Wahrscheinlichkeit nach erwartete?
    Lieutenant Ibaka war an mich herangetreten. »Sir, die Ladung ist soweit überprüft.«
    »Ja. Und?«
    »Das Schiff steckt bis an die Luken voll mit Venal, Sir. Ich glaube, das erklärt alles.«
    Die ungewöhnliche Stärke des Geleites hatte ihre Begründung gefunden. Die VOR hätten, ohne mit der Wimper zu zucken, gern ein Dutzend ihrer schnellen Drachen dafür geopfert, um wenigstens eine Tonne von diesem Edelmetall zu erbeuten, das nur auf der Venus vorkommt. Nur weil die Asiaten über nichts Gleichwertiges verfügten, waren sie der EAAU auf verschiedenen Gebieten der Elektronik unterlegen geblieben. Eine Schiffsladung Venal im Besitz der VOR mußte das militärische Gleichgewicht schlagartig verschieben.
    Mochte Harris mit seiner Freien Regierung darüber entscheiden, wem diese Schiffsladung Venal zugute kommen sollte; der General jedenfalls würde sie nicht erhalten. Der Angriff auf den Konvoi QR 206 hatte sich mehr als gelohnt.
    »Sir –«, der Lieutenant störte meine Überlegungen.
    »Ja?«
    »Da ist noch etwas, Sir.«
    »Was?«
    »Es wäre wünschenswert, Sir, daß Sie selbst einen Blick darauf würfen.«
    »Ich komme.«
    Von Lieutenant Ibaka geführt, betrat ich den vorderen Laderaum. Der Lieutenant machte mich auf eine längliche Kiste aus Chromstahl aufmerksam, die außer einer nichtssagenden Kennziffer keinerlei Aufschrift trug.
    »Ich habe mir erlaubt«, sagte er, »die Kiste zu öffnen.«
    »Und was enthält sie?« fragte ich.
    »Sehen Sie selbst, Sir.«
    Lieutenant Ibaka klappte den Deckel auf.
    Einigermaßen fassungslos starrte ich auf das graue feine Pulver, mit dem die Chromkiste nahezu randvoll gefüllt war. Es hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit weißem Pfeffer; nur war es noch feiner und mehliger.
    Erst als ich das kleine Schildchen auf der Innenseite des Deckels entdeckte, verspürte ich, was bereits Lieutenant Ibaka so verstört hatte: Entsetzen, Grauen, Ekel.
    GEHIRNMASSE
    Qualität: 1 a
    Lagerfähig bis: 1.6.2073
    Es handelt sich um ausgesuchtes Menschenmaterial mit unbedingten Treuemerkmalen.
    Gebrauchsanweisung
    Die Gehirnmasse ist fertig zum Zwecke des Injizierens und bedarf lediglich der üblichen flüssigen Aufbereitung.
    Achtung: Jegliche Beimischung fremder, nicht amtlich freigegebener Gehirnmasse hat unbedingt zu unterbleiben!
    Ich bückte mich und schloß den Deckel. Die Begegnung mit dem Unfaßbaren machte es mir unmöglich zu sprechen. Vor mir lag in Pulverform das konzentrierte und konservierte Wissen von wohl mehr als tausend Menschen, der Erfahrungsschatz von Generationen, gespeichert in Form winziger Kristalle. Der sagenhafte Apfel vom Baum der Erkenntnis: hier hatte er seine irdische Verwirklichung gefunden. Wem immer dieses Pulver injiziert wurde, er hatte es nicht länger nötig, mühsam von einer Erkenntnis zur anderen zu streben; er bezog sein Wissen aus der Kanüle. Der Homo Factus zehrte von den Erfahrungen anderer.
    »Mir scheint, Sir«, bemerkte Lieutenant Ibaka gepreßt, »die Serienfertigung dieser HFs steht unmittelbar bevor.«
    Ich nickte. Dies war der letzte, unwiderlegbare Beweis. Eine neue Menschheit kündigte sich an, in der Retorte geboren.
    Seit über hundert Jahren wußte man es

Weitere Kostenlose Bücher