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Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Wand.
    »Ich habe nichts mehr zu verlieren, Sir«, antwortete er, während er mir seine Pistole aushändigte. »Lydia und die Kinder waren alles, was ich besaß. Er hat mitgeholfen, sie zu ermorden. Deshalb brachte ich ihn um. Nur – geholfen hat es mir nicht.«
    Die Wildheit in seinen Augen war erloschen, die Trommeln im Blut, denen er gefolgt war wie Generationen und Generationen afrikanischer Krieger vor ihm, hatten aufgehört zu dröhnen. Er war wieder er selbst – bereit, sich der bitteren Erkenntnis zu stellen, daß alles umsonst gewesen war. Vielleicht hatte er auf einen Augenblick primitiven Triumphes gehofft und dabei übersehen, daß es dazu auch eines primitiven Intellekts bedurft hätte. Nun blieb ihm nur noch der Stolz.
    »Beantworten Sie mir eine Frage, Lieutenant! Könnte ich davon ausgehen, daß Sie in Notwehr gehandelt haben?«
    Lieutenant Ibaka lehnte es ab, die goldene Brücke zu betreten, die ich ihm da errichtet hatte.
    »Nein, Sir. Ich habe ihn vorsätzlich und mit Bedacht erschossen.«
    Ich konnte nur noch hoffen, er würde milde und verständnisvolle Richter finden. Vorerst mußte ich meine Pflicht tun. Es fiel mir nicht leicht. Zwei Jahre lang hatten wir räumliche Enge und alle Gefahren miteinander geteilt. Das Band der Freundschaft war unzerreißbar. Aber das durfte mich nicht dazu verleiten, Lieutenant Ibakas Handlungsweise in Schutz zu nehmen.
    »Lieutenant Ibaka, Sie stehen unter Arrest!«
    Offenbar hatte er nichts anderes erwartet. Er fügte sich in sein Schicksal ohne ein Wort der Widerrede. Als er mich ansah, lag keinerlei Vorwurf in seinem Blick. »Aye, aye, Sir.«
    Es war sowohl eine Frage der Moral wie der Disziplin. Der Fall war zu schwerwiegend, als daß ich es mir leisten durfte, ein Auge zuzudrücken. Mit seiner Eigenmächtigkeit hatte Lieutenant Ibaka uns alle in Gefahr gebracht; und er hatte uns auf Goltz‘ Stufe herabgedrückt.
    Bei aller Schuld aber, die Lieutenant Ibaka auf sich geladen haben mochte, war er letztlich doch nur ein Opfer. Schuldiger waren jene, die ihn in diese Verzweiflung gestürzt hatten.
    Während Captain Monnier es übernahm, Lieutenant Ibaka an Bord von Delta VII zurückzubegleiten, beruhigte ich die zu Tode erschrockene Najade-Besatzung. Ob sie meiner Versicherung Glauben schenkte, ein solcher Vorfall würde sich nicht mehr wiederholen, blieb offen.
    Erneut blinzelte der Morsescheinwerfer von Delta VII: »Commander an alle: Fahrt aufnehmen!«
    Ich selbst übernahm die Wache. Schlaf hätte ich ohnehin nicht mehr gefunden.

Kapitel 09
    Wie lange war es her, daß ich diesen Blick zum letztenmal auf mich hatte wirken lassen? Mir kam es vor wie ein halbes Menschenleben. Einige Atemzüge lang war ich mit dem Schauen vollauf ausgefüllt.
    Metropolis, aus solcher Höhe betrachtet, verschlug einem den Atem, nötigte unwillkürlich Bewunderung ab, bestach mittels der Faszination seiner Schönheit.
    Berlin ließ es einem warm ums Herz werden.
    Berlin, das war nicht irgendeine große Stadt. Berlin, das bedeutete die Erde, bedeutete Europa, Wiederbegegnung mit Jahrhunderten, die prall sind von Geschichte und Geschichten, Heimkehr zu den Wurzeln aller Zukunft. Mit Paris, mit London, mit Rom, ja selbst mit Moskau war es das gleiche. Wenn man, von den Sternen kommend, über diesen Städten zur Landung ansetzte, kam man sich stets ein wenig vor wie der verlorene Sohn beim Anblick seines Vaterhauses.
    Die Eskorte, die im Verlauf der letzten Stunden für unsere Sicherheit gesorgt hatte, schwenkte ab. Stimmen im Äther hießen Guerilla willkommen – Stimmen, die das Metro mit jenem unverkennbaren Zungenschlag sprachen, wie man das nur an der Spree tut –, der beruhigende Summton des Leitstrahles bot die Gewißheit einer vollautomatischen Landung.
    Wer beschreibt das Gefühl, das einen überkommt, wenn man nach Monaten der Raumfahrt die Schleuse aufreißt und wieder echte, unverfälschte Luft in sich hineinpumpt?
    Es ist wie ein Rausch, der dich überkommt, ein herrlicher, perlender, prickelnder Rausch! Du hast es ja schon fast völlig vergessen, was das heißt: zu atmen. Die Luft, die dich empfängt, ist voller Gerüche. Du bewegst sie auf der Zunge hin und her wie einen alten, kostbaren Wein. Niemand sage, die Luft habe keinen Geschmack! Wer von den Sternen kommt, kennt ihn. Er ist würzig wie eine Bergwiese im Abendtau.
    Ich setzte den Fuß auf die Erde und blieb eine Weile lang überwältigt stehen.
    Ich kenne den Sinn dieser geheimnisvollen Unruhe nicht, die den

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