Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)
gewesen. Nur an der Ausrüstung hatte man nicht gespart. Die leichten Infanteriewaffen stellten eine beträchtliche Feuerkraft dar. Und noch etwas anderes war, wie ich wußte, mittlerweile getan worden, um das Unternehmen zu begünstigen. Die Waffenkammern von Delta VII waren gefüllt worden.
Commander Harris und Lieutenant Ibaka kamen die kurze Leiter herabgestiegen, und der Offizier salutierte. »Major Stewart mit zehn Mann zur Stelle, Sir.«
Er sah völlig anders aus, als ich mir einen Ranger–Major vorstellte: ein hagerer Mann mit dem versponnenen Gesicht eines Wissenschaftlers.
»Danke, Major. Lassen Sie Ihre Männer an Bord gehen.« Commander Harris sah sich suchend um. »Wo zum Teufel steckt der Navigator?«
Ein Schatten löste sich aus der Dunkelheit, und Stroganows mürrische Stimme sagte:
»Hier, Sir.«
Commander Harris drehte sich abrupt um. »Was soll das heißen?«
»Das heißt, Sir«, sagte Stroganow unverändert mürrisch, »daß Sie auf den neuen Navigator nicht länger zu warten brauchen, weil ich‘s mir anders überlegt habe. Sie werden auf dieser verrückten Reise einen guten Navigator verdammt nötig haben – und ich bin zufällig ein guter Navigator.«
Commander Harris räusperte sich.
»So?« sagte er. »Nun, das werden Sie jetzt ja unter Beweis stellen können.« Er tippte Stroganow leicht mit den Fingerspitzen an. »Danke, Lieutenant.«
Stroganow war schon im Begriff, die Leiter hochzusteigen, als Commander Harris‘ Stimme ihn noch einmal zurückhielt.
»Lieutenant Stroganow!«
»Sir.«
»Was haben Sie eigentlich mit Ihrem Ersatzmann gemacht, Lieutenant?«
»Der, Sir«, antwortete Stroganow gleichmütig, »war in einem sehr schlechten Zustand, als ich ihn verließ. Ich glaube, Sir, er hat einen sehr empfindlichen Magen.«
Als Stroganow an Bord gegangen war, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und trat vor den Commander hin.
»Wenn es sich noch einrichten läßt, Sir«, sagte ich, »können Sie meinen Ersatzmann ebenfalls nach Hause schicken. Ich übernehme die Aufgabe.«
Commander Harris maß mich mit einem langen Blick. »Captain Brandis«, sagte er, »ich habe nie über einen Ersatzmann für Sie verfügt. Nur ging ich dabei von der Annahme aus, daß Sie erstens pünktlich und zweitens nüchtern zur Stelle sein würden. In beiden Punkten habe ich mich wohl etwas geirrt.« Ein Hauch von Zuneigung lag plötzlich in seiner Stimme. »Ansonsten, Captain, bin ich froh, mich nicht in Ihnen getäuscht zu haben. Es wäre sonst eine höchst unangenehme Situation für mich geworden.«
»Danke, Sir«, sagte ich.
»Die Einzelheiten des Unternehmens«, sagte Commander Harris, »bespreche ich mit Ihnen nach dem Start.« Dann stiegen wir ein.
An Bord war es eng, heiß und stickig. Ich zwängte mich auf meinen Platz und überprüfte die Instrumente, während Commander Harris von Ranger zu Ranger ging und sich davon überzeugte, daß er fest in den Gurten steckte. Ein halbes Dutzend Techniker war fast bis zum letzten Augenblick damit beschäftigt gewesen, zusätzliche Arretierungen anzubringen.
Der Commander setzte sich neben mich, und wir gingen die Checkliste durch. Die Kontrollgeräte zeigten die gewohnten roten und grünen Lichter, doch diesmal kamen sie mir auf seltsame Art unwirklich vor. Es mochte daran liegen, daß in den überfüllten Räumen keine Fröhlichkeit herrschte, sondern dumpfes, gedrücktes Schweigen, das nur dann und wann von einem Hüsteln unterbrochen wurde. Es roch nach Waffenfett, nach Schweiß und nach Angst. Einmal, als der Commander eine Pause machte, fuhr ich mit dem Handrücken über die Stirn, wobei ich feststellte, daß auch ich schwitzte. Meine Haut war naß und kalt zugleich.
Bevor wir abhoben, tat Commander Harris ein übriges: Er überprüfte das Waffensystem – und mehr als alles andere ließ mich das erkennen, daß die friedlichen, unbeschwerten Zeiten vorbei waren. Es war das erste Mal, daß Delta VII – dieser Prototyp – seiner eigentlichen Bestimmung dienen sollte: dem Kampf.
Es war 20 Uhr Metropoliszeit, als Delta VII von der Venus abhob.
Kapitel 24
In diesem und im folgenden Kapitel versuche ich, wie immer gestützt auf mir später zugänglich gewordene Berichte und Schilderungen, ein Bild der Ereignisse zu zeichnen, die das weitere Geschehen mitbestimmten.
Der Graben, der den steinigen Wüstenboden durchschnitt, war hundert Meter lang, zwei Meter breit und einen halben Meter tief, und er war randvoll mit Erdöl gefüllt, das man in
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