Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
Brand gesteckt hatte. Eine feurige Wand verschleierte den Horizont. Schwarzer Qualm stieg träge auf in das dunstige Blau des afrikanischen Himmels.
    Die Soldaten bewegten sich langsam, in geordneter Formation, auf diesen Graben zu, insgesamt vier Kompanien. Sie trugen die schwarzen Uniformen der III. Abteilung mit einem zusätzlichen großen weißen Totenkopf auf der Brust: Symbol ihrer Zugehörigkeit zur Tödlichen Garde . Ihnen, den Treuesten der Treuen, wie General Smith sie nannte, oblag die Bewachung und Sicherung des engeren Lagerbezirks, und sie unterstanden dem General selbst – im Gegensatz zu den zehn Regimentern, die diesen Wüstendistrikt nach außen hin abschirmten.
    Knapp fünfzig Schritt vor der Feuerwand begannen die Soldaten zu stocken. Es war ein Augenblick allgemeiner Unschlüssigkeit und Ratlosigkeit. Ein Offizier löste sich aus der Menge, rannte noch ein paar Meter auf das Feuer zu und wurde von der Hitze zurückgetrieben. Zurücktretend, fuchtelte er mit den Armen: Befehl für die Soldaten, das Hindernis von beiden Seiten zu umgehen. Der Pulk zerfiel in zwei Kolonnen, von denen die eine nach Westen, die andere nach Osten strebte.
    Auf einmal jedoch geschah etwas Unerwartetes.
    Die beiden noch eben auseinanderstrebenden Kolonnen vereinigten sich wieder, die Soldaten rissen ihre Waffen hoch und rannten mit heiserem Geschrei auf das Feuer zu. Sie erreichten den Punkt, an dem der Offizier hatte aufgeben müssen, und rannten weiter. Ihr Geschrei wurde lauter. Die Hitze, die sie empfing, mußte mörderisch sein.
    Major Bertram, Kommandant des Lagers, trat vom Fenster zurück; er hatte genug gesehen. Über eine direkte Leitung gab er Befehl, die Übung abzubrechen. Sie hatte ihren Zweck erfüllt. Angst und Selbsterhaltungstrieb waren Instinkte, die nichts mehr galten: man konnte sie nach Belieben an– und ausschalten. Die Tödliche Garde war ein perfektes Instrument. Reguläre Einheiten mochten sich im Augenblick der Gefahr zurückziehen oder gar meutern. Die Tödliche Garde stürzte sich eher in die verzehrenden Flammen, als daß sie aufgab.
    »Und nun zu Ihnen, Doktor«, sagte Major Bertram, und Dr. Hassan Talan, der algerische Lagerarzt, erlaubte sich, einen Schritt näher zu treten. »Vor einer Stunde habe ich mit dem General gesprochen. Er ist mit Hirschmann höchst unzufrieden.« Dr. Talan wiegte den Kopf. »Sir, vom Standpunkt der medizinischen Wissenschaft wurde alles getan, was menschenmöglich war. Hirschmann ist ja auch bereit, seine Memoiren in unserem Sinn zu schreiben, aber irgend etwas scheint ihn zu stören, und das ist mit einer verstärkten Impulsgebung nicht zu kurieren. Wir haben seine heimatliche Umgebung genauestens rekonstruiert, daran kann es also nicht liegen. Sein Gesundheitszustand ist gut, sein eigener Wille beschränkt sich auf den Vollzug alltäglicher Handlungen, und doch kommt er mit seinen Memoiren nicht weiter. Wir haben ihm eine Sekretärin nach der andern besorgt, selbst das hat sich nicht weiter ausgewirkt. Er verlangt unverändert nach Ruth O‘Hara.«
    Major Bertram wippte auf den Zehenspitzen. »Wer ist das?«
    »Die Sekretärin, Sir, mit der er über sechs Jahre lang gearbeitet hat. Ich habe mich nach ihr erkundigt. Sie wurde vor einer Woche in Metropolis verhaftet im Zusammenhang mit der Flucht von Delta VII. Es gelang, sie festzunehmen, bevor sie an Bord gehen konnte.«
    »Und Sie meinen, Doktor, diese Ruth O‘Hara könnte uns von Nutzen sein?«
    Der Lagerarzt spreizte die Hände.
    »Beschwören, Sir, kann ich das natürlich nicht, aber vieles spricht dafür, wenn man den psychologischen Faktor mitberücksichtigt. Hirschmann ist nun mal daran gewöhnt, mit ihr zusammenzuarbeiten, und in seinem Alter stellt man sich nur noch schwer um, wenn überhaupt.« Major Bertram nahm wieder seinen Fensterplatz ein. Die Soldaten hatten sich zu einer Marschkolonne formiert und zogen singend zu ihren Unterkünften zurück. Zwei von ihnen, die schwere Verbrennungen erlitten haben mußten, wurden gerade in ein Sanitätsfahrzeug verladen. Eines Tages, dachte der Major, wird unsere ganze Armee so sein wie die Tödliche Garde. Und dann wird die Welt uns gehören. Der berühmte Fanatismus der gelben Rasse war nichts im Vergleich mit dem, was er soeben selbst erlebt hatte.
    »Also gut«, sagte Major Bertram, wobei er mit seinen Gedanken zu Dr. Talan zurückkehrte, »ich werde Ihnen diese Ruth O‘Hara herbeischaffen. In ein paar Stunden ist sie hier.« Er drehte sich um. »Sie

Weitere Kostenlose Bücher