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Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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hochgehen.
    »Sir«, sagte ich wütend, »wir wollen eins unmißverständlich klarstellen: Wenn es darum ginge, nach Metropolis zurückzukehren, um Ruth O‘Hara aus dem Gefängnis zu holen, in dem sie sich zu dieser Zeit bestimmt befindet, wenn Sie mir einen solchen Vorschlag unterbreitet hätten, dann Sir, wäre ich bereits unterwegs. Doch für Ruth O‘Hara interessiert sich kein Mensch, ihr Schicksal hat auf die Politik nicht den geringsten Einfluß. Ich habe mich damit abgefunden, Sir. Aber ich denke auch nicht daran, für irgendwelche abstrakten Ideale zu sterben. Mit anderen Worten, Sir: Auf mich können Sie nicht zählen. Ich passe.«
    Commander Harris nickte mir ungerührt zu.
    »Nun, Captain, ich muß Ihre Entscheidung wohl oder übel anerkennen und mich nach einem anderen Piloten umsehen.« Er warf einen Blick auf die Uhr. »Das war schon alles, meine Herren.«
    An diesem Tag suchte ich Zuflucht beim Alkohol, diesmal noch aus einem andern Grund: Ich versuchte, mein schlechtes Gewissen zu betäuben.

Kapitel 23
    Wenn man auf sein Leben zurückblickt, fällt es einem oft schwer, zu ergründen, wann und unter welchen Umständen man sich zu diesem oder jenem entschlossen hat. Allen wichtigen Entscheidungen geht meist ein langwieriger Vorbereitungsprozeß voraus, der sich im Unterbewußten abspielt, und die Entscheidung selbst ist dann nur noch ein konsequenter Schlußpunkt.
    So kann auch ich nicht sagen, wann und unter welchen Umständen ich mich entschloß, meine Haltung zu ändern, sondern lediglich, wann ich den Schlußpunkt setzte und meinen zukünftigen Arbeitgebern telefonisch mitteilte, daß ich an einer Anstellung als Commander vorerst nicht interessiert wäre. Das geschah in irgendeiner Bar am frühen Abend, und zu diesem Zeitpunkt hatte ich genug Alkohol in mich hineingeschüttet, um stinkbetrunken zu sein, aber in Wirklichkeit hatte ich damit lediglich erreicht, daß ich mir selbst zuwider war.
    Ein altes Wort war mir unvermittelt eingefallen – aus einem der längst vergilbten Bücher, die über meinen Großvater und meinen Vater in meinen Besitz geraten waren. Ruth hatte es sich einmal ausgeliehen, und als sie mir es zurückgab, war ein Satz darin angestrichen: Woran du glaubst, dafür sollst du leben und sterben , und irgendwie – ohne, daß ich genau wußte warum – bestürzte mich die Erkenntnis, wie unverändert gültig dieses Wort, das vor über hundert Jahren in irgendeinem der vielen Bürgerkriege jener Zeit von irgend jemand, an dessen Namen sich keiner mehr erinnerte, gesprochen wurde, noch immer war.
    Die Erinnerung an diesen Satz wirkte auf mich wie eine persönliche Botschaft von Ruth und zwang mich, ihn zu Ende zu denken.
    Alles das, was das menschliche Leben ausmachte, was ihm Bedeutung gab und Wert zumaß, hatte sich – so ging es mir an jenem Abend und in jener Bar durch den Sinn – in all den verstrichenen Jahren und Jahrzehnten nicht geändert. Das äußere Bild der Welt mochte ein anderes geworden sein – der Mensch hatte mittlerweile die Sterne erobert –, doch noch immer mußte der einzelne sich entscheiden, auf welcher Seite er stand. Der Ausbau unserer zivilisatorischen Organe und Institutionen hatte uns mit einer falschen Sicherheit erfüllt, uns mit dem trügerischen Gefühl beseelt, alles funktioniere ganz von selbst, auch ohne unser Dazutun. Nun jedoch zeigte es sich, daß wir aus der Verantwortung nicht entlassen waren.
    Plötzlich begriff ich, was Commander Harris mir mit dem Bekenntnis seiner Überzeugung hatte mitteilen wollen. Als ich dies begriff, hatte ich ein frisch gefülltes Glas Whisky in der Hand. Ich stellte es ungeleert fort, rief die Firma an, für die ich hätte fliegen sollen, und ließ mir ein Taxi kommen.
    Vor Delta VII war, als ich auf dem Landeplatz eintraf, ein Lastwagen aufgefahren. Die Ranger waren gerade am Aussteigen, zehn Mann und ein Offizier. Die Waffen funkelten im kalten Licht der Sterne und klirrten gedämpft. Zehn Mann gegen zehntausend. Es waren Freiwillige, einer wie der andere, und wie ich sie sah, während sie sich aufstellten, spürte ich, daß sie bereit waren, ihr Bestes zu geben, einer wie der andere, auch wenn die Aussicht auf Erfolg gleich null war. Diese elf Mann waren bereits ein Maximum an Besatzung. Jeder Kubikmeter Raum in Delta VII war eingeplant für ihre Unterbringung, und ein Mann mehr wäre schon zuviel gewesen. Aber selbst wenn man hundert Mann hätte unterbringen können, wären die Aussichten kaum besser

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