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Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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darstellte.
    »Sir«, sagte Stroganow schließlich, »ich weiß nicht, wie ich Ihnen das klarmachen soll: Aber was hier von uns erwartet wird, hat mit unserer Arbeit bei der VEGA herzlich wenig zu tun.«
    Commander Harris neigte zustimmend den Kopf.
    »Darum, Lieutenant, liegt es auch in Ihrem freien Ermessen, ob Sie sich an diesem Unternehmen beteiligen oder nicht. Ich für meinen Teil habe mich bereits zur Verfügung gestellt – aber das sage ich nicht, um Sie zu beeinflussen.«
    Stroganow hob mit einer hilflosen Bewegung die Schultern.
    »Es ist nicht, weil ich etwas gegen Sie hätte, Sir, bestimmt nicht, und auch nicht, weil ich mich abseits stellen will, aber das ist etwas für Leute, die dafür bezahlt werden. Ich bin in erster Linie für meine Familie zuständig.«
    Captain Harris griff in die Tasche, holte eine Pfeife hervor und einen Tabakbeutel und begann die Pfeife zu stopfen. Er tat es mit langsamen, gemessenen Bewegungen, wie das nun einmal seine Art war. Erst als die Pfeife zu seiner Zufriedenheit brannte, bemerkte er:
    »Wenn ich Sie soeben recht verstanden habe, Lieutenant, so haben Sie mir einen Korb erteilt. Nun, ich kann es Ihnen nicht verübeln. Ich an Ihrer Stelle hätte mich wahrscheinlich auch für die Familie entschieden.«
    Stroganow atmete hörbar auf.
    »Sir«, sagte er, »es freut mich ehrlich, daß Sie mir nichts nachtragen.« Er setzte sich mit hochrotem Kopf.
    Commander Harris‘ Pfeifenstiel zielte an mir vorüber auf Ibaka.
    »Mit der Annahme, daß Sie, Lieutenant Ibaka, zu der gleichen Überzeugung gekommen sind wie ich, gehe ich wohl nicht fehl. Und da meine Überzeugung die ist, daß dieses Unternehmen zu neunundneunzig Prozent mit einem Fiasko enden muß, habe ich volles Verständnis dafür, wenn Sie sich den Argumenten Ihres Kollegen Stroganow anschließen.
    Ibaka gab keine Antwort. Er blickte mit fahlem, konzentriertem Gesicht vor sich hin – und erst als ich ein wenig den Kopf wandte, merkte ich, daß sein Blick auf das Foto gerichtet war: auf diesen unwiderlegbaren Beweis des Unmöglichen. Alles zwischen ihm und diesem Foto schien ausgelöscht zu sein: der Raum, die Zeit, unsere Anwesenheit. Er und das Foto hielten Zwiesprache. In den Laser–Batterien spiegelte sich grell die Sonne.
    Als Ibaka sich endlich abwandte, bestand für mich kein Zweifel, daß er das gleiche empfand wie ich: kaltes, nacktes Grauen vor dieser Perfektion des Todes und der Unmenschlichkeit.
    »Sir«, sagte er, »auch ich bin Familienvater. Ich habe soeben darüber nachgedacht, wie das wäre, wenn auch meine Kinder eines Tages in einem solchen Lager enden müßten. Und danach habe ich mir die Frage vorgelegt: Wer in erster Linie ist dafür verantwortlich, daß ihnen ein solches Schicksal erspart bleibt? Und dabei bin ich auf mich gekommen. Sie haben meine Zusage, Sir.«
    Commander Harris sagte: »Ich würde Ihnen raten, Ihren Entschluß noch einmal zu überdenken, Lieutenant.«
    Ibaka schüttelte langsam den Kopf. »Nein, Sir. Da gibt es nichts mehr zu überdenken.«
    Die ganze Zeit über hatte ich mich gefragt, mit welchen Worten ich Commander Harris meine Ablehnung erläutern sollte, doch nun, da ich als letzter der Crew mich vor die Wahl gestellt sah, waren alle meine Argumente dahin. Ich sagte:
    »Lieutenant Ibakas Grundsatz in Ehren, Sir, aber Tatsache bleibt, daß er sich damit allenfalls seinen Nachruf einhandelt. Was mich anbetrifft, Sir: Ich habe nicht mein Leben riskiert, um es jetzt ein zweites Mal aufs Spiel zu setzen. Das, Sir, ist mein unwiderruflicher Entschluß.«
    Commander Harris zog drei–, viermal an seiner Pfeife, wobei er mich nicht aus den Augen ließ.
    »Captain«, sagte er dann, »ich will Sie zu nichts überreden. Ich will Ihnen lediglich erklären, warum ich mich bereitgefunden habe, diesen Auftrag anzunehmen, obwohl mich niemand dazu zwingt. Die ganze Erklärung, Captain, besteht in einer einzigen Überzeugung: Es wird uns Menschen nichts geschenkt, nicht einmal die Freiheit.« Er blickte mir ruhig und zuversichtlich in die Augen. »Nun, ich bin sicher, daß Sie, Captain, ein zumindest ebenso stichhaltiges Argument haben, um mich zu widerlegen.«
    In diesem Augenblick war mir Commander Harris verhaßt wie nie zuvor. Mit einem einzigen Satz hatte er mich so weit gebracht, daß ich mich schämte, und das schlimmste war: Er wußte genau, daß ich ihm im geheimen recht gab, sosehr ich mich auch dagegen sträubte. Seine pedantische Rechtschaffenheit ließ mich

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