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Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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von zwei Tagen war diese Station mir so etwas wie eine Heimat gewesen. Der Suppenteller wurde kleiner und kleiner. Ich steuerte den Kurs ein und vertraute das Schiff der Automatik an.
    Etwas nach Steuerbord versetzt, zwei Kilometer tiefer, zog der Schwere Kreuzer Apollo dahin. Tiefer? Der Mensch hörte nicht auf, Maß aller Dinge zu sein. Er nahm seine Begriffswelt mit auf die Reise. Anders ließ sich die Unendlichkeit nicht ertragen. Ich hob die Hand vor das Cockpitfenster und winkte. Drüben winkte eine Hand zurück: Captain Danielson.
    »Lieutenant Stroganow, verlesen Sie mir noch einmal den letzten Funkspruch des Commanders!«
    »Aye, aye, Sir. Er lautet: CB an CM. Der Drache steigt zu den Gipfeln des Mondes lautlos im Abendwind.«
    »Das klingt wie ein chinesisches Gedicht.«
    »Das ist ein chinesisches Gedicht, Sir.«
    In diesem Funkspruch war alles für mich Wissenswerte enthalten. In dechiffrierter Form besagte er nüchtern und eindeutig: Commander Brandis an Captain Monnier. Eintreffe heute abend mit einem VOR-Zerstörer Typ Drache in Funk- und Radarlee des Mondes.
    Bis zum Abend war es noch lang. Die Automatik machte meinen Aufenthalt im Cockpit überflüssig. Ich stand auf und inspizierte das Schiff. Innen bot es wieder den alten, vertrauten Anblick. Erst als ich mich im Ruheraum niederließ, beschlich mich ein leises Unbehagen, ein prickelndes Frösteln, als ich an Dr. Horvath dachte.
    Wie das wohl sein mußte, dachte ich, hinausgerissen zu werden in die erbarmungslose Kälte? Blieb einem, wenn es dazu kam, noch die Zeit für einen letzten Gedanken? Wurde man nicht wahnsinnig, bevor man starb? Oder ging alles so schnell, daß man es nicht einmal wahrnahm? Niemand, dem es widerfahren war, konnte darüber Auskunft geben. In der Kombination war das anders, darüber gab es Berichte. In ihr starb man langsam und bei vollem Bewußtsein, während die wärmenden Batterien sich nach und nach verbrauchten.
    Ibaka kam zu mir herein, kontrollierte das Gebläse und den Sauerstoffgehalt der Luft und ging wieder hinaus, um seinen routinemäßigen Kontrollgang fortzusetzen.
    Stroganows Erzählungen fielen mir ein. In seiner Jugend hatte es das alles nicht gegeben. Da atmete man noch durch ungefüge Masken, war eingehüllt in unbequeme, schwerfällige Kombinationen, befand sich wochen- und monatelang im Zustand der Schwerelosigkeit und hatte hinterher allerlei Krankheiten und Gebrechen. Ein künstliches Magnetfeld, wie es heutzutage in jedem Raumschiff zu finden war, hätte man damals noch in das Reich der Utopie verwiesen. Der überflüssige Prozeß und die Reparaturarbeiten hatten mich in Atem gehalten. Auf einmal verspürte ich bleierne Müdigkeit. Ich drückte auf die Taste.
    »Lieutenant Stroganow!«
    »Sir?«
    »Falls ich einschlafe – ich möchte um 20 Uhr geweckt werden.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Ich schlief ein, und kein Dr. Horvath geisterte durch meine Träume. Als Ibaka mich mittels des Bordlautsprechers weckte, hatte ich über sieben Stunden fest und tief geschlafen.
    Es war auf die Minute genau 20.00 Uhr Metropolis-Zeit. Mit einem Becher Kaffee in der Hand betrat ich das Cockpit und nahm meinen Platz ein. Die beiden Lieutenants hatten die Lehnen zurückgeklappt und dösten vor sich hin. Ich trank den Kaffee, warf den Becher in den dafür vorgesehenen Schacht und setzte die dunkle Brille auf.
    Der Mond hatte seinen Schatten auf die Erde geworfen. Als eine bläuliche Sichel schwebte sie über dem schwarzen, golddurchwirkten Samt. Hier und da hatte sie unruhig flimmernde Flecken. Das Licht ihrer Städte grüßte zu mir herüber.
    Vor uns lag der Mond, noch weit genug entfernt, daß man ihn in vollem Umfang sah, ein irgendwie stets verstaubt und verschmutzt aussehender graugelber Ball mit mattvioletten Sprenkeln. Ich hatte keine Beziehung zum Mond, und mir fiel es schwer, Verständnis für jene Generationen vor mir aufzubringen, die in seiner Eroberung die Krönung ihrer astronautischen Laufbahn gesehen hatten. In mir erweckte sein Anblick lediglich stets aufs Neue das Verlangen, ihn mittels eines Feuerwehrschlauches abzuduschen. Nur in der Entfernung fand ich ihn erträglich, ja sogar im ästhetischen Sinne schön.
    Seit dem Fehlschlag der Kolonisationsversuche hatte man ihn wieder sich selbst überlassen. Er barg weder Bodenschätze, die interessant waren, noch bot er Anreiz für ein längeres Verweilen. Selbst in strategischer Hinsicht spielte er keine Rolle mehr. Im Zeitalter der schnellen Raumflotten waren

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