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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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Zweige hin. »Hier, ich habe dir ein paar Weidentriebe geschnitten. Wenn du sie kaust, geht es deinem Kopf bald besser.«
    Ich nahm die kleinen graubraunen Ästchen und drehte sie verwundert in meiner Hand herum. »Da… danke«, stotterte ich und sah ihr in die klaren blauen Augen. Ich musste beschissen aussehen und mein Zustand war mir abgrundtief peinlich.
    Aber Frilike amüsierte sich prächtig. »Da, wo du herkommst, trinkt ihr dort kein Bier?«, fragte sie nun und schlenderte in der Scheune herum.
    »Do… doch. Nur meistens nicht so viel.«
    Ganz schlaue Antwort! Toll, Leon , warf ich mir sofort vor.
    »Wir hatten ja gestern leider keine Gelegenheit mehr, zu reden«, sagte sie nun. »Ich wollte dich noch fragen, wo du herstammst. So, wie du sprichst, muss es sehr weit weg sein …«
    »Eigentlich ist es gar nicht so weit weg«, entgegnete ich vieldeutig. »Aber du hast recht, ich muss das Sprechen noch üben – nicht erst seit gestern. Ich komme aus einem Land im Osten.«
    Würde sie sich mit dieser leider etwas kurz ausgefallenen Antwort zufriedengeben? Mir fehlte aber momentan einfach die Kraft, um mir darüber weitere Gedanken zu machen, und unvermittelt aufkommende Übelkeit ließ mich zurück ins Heu sinken.
    Sie runzelte die Stirn. »Oh … gut … alles klar.« Sie ging zum Tor. »Vielleicht treffen wir uns ja wieder. Wenn es dir dann besser geht, kannst du mir ja mehr von diesem Land im Osten berichten.« Sie winkte mir kurz zu und stürmte hinaus.
    Das hatte ich ja fabelhaft hinbekommen! Aber zu mehr Galanterie reichte es im Moment einfach nicht bei mir, auch wenn ich diese fantastische Frau vielleicht nie wiedersehen würde.
    Was hatte sie gesagt? Skrohisarn erwartete mich?
    Ich rappelte mich auf und setzte langsam einen Fuß vor den anderen. Dem Stand der Sonne nach zu urteilen, musste es früher Nachmittag sein. Der Zenit war eindeutig überschritten und die Sonne dem Westen näher als dem Osten.
    Beim Weiher stand unser Ochsenwagen mit den beiden gelangweilt dreinschauenden Pferden. Zwischen dem Wagen und einer dicken Eiche türmte sich ein größerer Haufen erdiger Brocken, von denen ich annahm, dass es das Rohmaterial für Skrohisarn sei. Dieser hatte sich an eines der Holzräder gekauert und war mit einem der Brüder von Godagis in eine Unterhaltung vertieft. Als die beiden mich jetzt bemerkten, breitete sich unverhohlener Spott in ihren Gesichtern aus. Ich hatte wohl den chaukischen Rekord im verkaterten Ausschlafen gebrochen.
    »Witandi, mein Junge!«, begann Skrohisarn.
    Ich hoffte inständig, dass er mir nun keinen langwierigen Vortrag hielt. Eigentlich wollte ich nur noch weg – andererseits aber auch wieder nicht, da ich Frilike dann wohl so schnell nicht mehr wiedersah.
    »Wenn es dir recht ist, würde ich gerne bald aufbrechen. Dann brauchen wir heute Nacht nicht auf einer sumpfigen Wiese zu übernachten und ich werde nicht von Mücken und anderen Plagegeistern zerfressen. Meine Schuhe sind mittlerweile ebenfalls wieder getrocknet und gereinigt …«
    »Ja, schon verstanden«, entgegnete ich. »Meinetwegen können wir los. Ach so … Tut mir ehrlich leid wegen heute Morgen!«
    »Schon in Ordnung, mach dir keine Sorgen.«
    Mein Blick fiel auf den Haufen Eisenerz. »Nehmen wir den nicht mit?«
    »Junge, wir schleppen das schwere Zeug doch nicht zum Spaß mit uns herum! Der Wagen würde in den feuchten Wiesen versinken! Und wir wahrscheinlich gleich mit!«
    Die beiden lachten unverhohlen und fanden meine Frage offenbar sehr komisch.
    »Auf dem Rückweg holen wir es ab. Wir müssen doch in einigen Tagen wieder hier vorbei.«
    Mir war es recht.
    Also verabschiedeten wir uns – ich eher zurückhaltend, Skrohisarn so herzlich, wie er auch empfangen worden war. Ich hatte das Gefühl, dass mein Absturz gestern als befremdlich aufgenommen wurde, obwohl alle weiterhin sehr freundlich zu mir waren. Frilike und Hravan wünschten mir jedenfalls alles Gute und drückten mich kurz, aber herzlich. Frilike wenigstens für einen Augenblick noch einmal so nahe gekommen zu sein, ließ mich den Rest des Tages in glückseligem Zustand ertragen …
    Es ging wieder nach Norden in Richtung Weser. Dieses Mal setzten wir allerdings an einer flachen, kiesigen Furt über den Thur Hriod hinweg. Wir folgten einem Pfad, der an unwegsamen Stellen durch die üblichen Bohlen oder durch Reisig auf dem Boden verstärkt wurde. Schon bald türmten sich vor uns hell leuchtende Flugsanddünen auf, die bis zum Ufer der Weser

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