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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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Meinung war, einen anständigen Beitrag zur Leerung dieses Horns geleistet zu haben. Doch schon kurze Zeit nach dem Absetzen verspürte ich ein eigenartiges trockenes Gefühl im Mund. Obwohl ich gerade eine Unmenge dieses roten Gesöffs heruntergespült hatte, wurde ich immer durstiger! Was war das denn für ein Wunderzeug?
    Ich wandte mich an Skrohisarn und zog an seinem Arm. »Psst! Skrohisarn!«
    Er unterbrach ein Gespräch mit seinem Tischnachbarn und sah mich fragend an. »Was ist das für ein Getränk? Es macht mich immer durstiger!«
    Skrohisarn strahlte plötzlich über das ganze Gesicht. »Oh, das ist Bilsenkrautbier. Die Leute am Wiesenfluss brauen es schon seit langer Zeit und mit viel Geschick, denn hier wächst das beste Bilsenkraut weit und breit! Es berauscht den Kopf und seine Herstellung ist nur wenigen Familien bekannt. Du wirst sehen: So viel wie nach dem heutigen Abend wirst du in deinem Leben zuvor noch nicht gesoffen haben!«
    Ich zweifelte nicht ernsthaft an seinen Worten. Mein schwitzender und stämmiger Tischnachbar auf der anderen Seite erklärte mir nach dem dritten Horn schließlich lallend und mit schwerer Zunge, dass der Letzte in der Runde immer die Aufgabe hätte, das Horn zu leeren – koste es, was es wolle. Ich nahm mir vor, mich nie ans Ende einer solchen Tafel zu setzen.
    »Wie heißt du eigentlich?«, fragte ich ihn, da ich mich bisher noch nicht mit ihm unterhalten hatte.
    »Waldangodi für dich! Ich bin ein Bruder von Godagis!« Er grinste mich breit an und hielt mir seine geöffnete Hand hin, um endlich das Horn von mir gereicht zu bekommen. »Willkommen bei uns, Witandi! Reiche mir die mächtigen Worte in meinen Habichtshügel! Oder willst du mit dem Blut der Felder nur dein eigenes heiß und rot werden lassen?«
    Verwirrt schaute ich ihn an. Wieder mal verstand ich zwar die Worte, erfasste aber nicht deren Sinn. Diese Sprache war so bildlich, dass ich mich ernsthaft fragte, ob ich sie jemals wirklich beherrschen würde. Wollte er das Bier von mir? Ich ging davon aus und reichte ihm das Horn.
    Während er gierig trank, wandte ich mich zu Skrohisarn um und tippte ihn erneut unauffällig an.
    Wieder unterbrach er sein Gespräch und sah mich fragend an.
    Mit leiser Stimme wiederholte ich die Worte von Waldangodi und Skrohisarn lachte leise in seinen Bart hinein. »Er wollte das Horn mit dem Bier von dir! In seine Hand!«
    »Das habe ich mir auch schon gedacht. Aber was bedeuteten seine Worte?«, ließ ich nicht locker.
    »Bier verleiht magische Kräfte, junger Witandi! Es gibt dir die Kraft, mächtige Worte zu sprechen, da kannst du jeden Sänger und Dichter fragen! Und es ist das Blut der Felder, denn es wird aus unserem Korn hergestellt!«
    Ich nickte verstehend. »Und was meinte er mit dem ›Habichtshügel‹?«
    »Oh, das ist nur so eine Redensart. Der Arm des Jägers ist der Habichtssitz – der Habichtshügel ist die Hand!«
    Damit wandte er sich wieder um und führte sein Gespräch fort. Waldangodi hatte sich ebenfalls abgewandt, also ließ ich meinen Blick unauffällig die Tischreihe hinaufwandern.
    Frilike und Lioflike saßen einige Plätze weiter und hatten beide nur kurz an dem Horn genippt. Umso dankbarer hatte ihr bärtiger, grimmig schauender Tischnachbar ihren Teil gleich mitgetrunken. Hin und wieder warf Frilike mir einen verstohlenen Blick zu. Einige Male trafen sich unsere Blicke sogar für einen kurzen Moment, ehe wir beide dann sofort angestrengt woanders hinschauten oder etwas zu unseren Nachbarn sagten.
    Lioflike versuchte das Gleiche, doch sie ertappte mich stets dabei, wie ich gerade ihre Schwester anschaute. Sie zog dann jedes Mal die Stirn ein wenig kraus und blickte entrüstet in eine andere Richtung. Was sollte ich denn davon halten? Aber es kümmerte mich auch nicht, heimlich himmelte ich Frilike weiter an. Dass ich mich wie ein Teenager benahm, wusste ich, aber was sollte ich schon tun? Frilike hatte mich angeschaut – und allein diese winzige, eigentlich bedeutungslose Geste gab mir ein euphorisches Glücksgefühl an diesem Abend! Ihre im Feuerschein glänzenden Augen, ihr leuchtendes Haar, die Rundung ihrer festen, vollen Brüste unter dem Kleid, ihre schlanken Arme und Hände, alles an ihr war göttlich und ich konnte meine Blicke nicht abwenden. Wieder und wieder ging das Horn herum, dem ich mich unmöglich entziehen konnte. Und mit jedem Schluck nahm die Schönheit von Frilike weiter zu.
    Irgendwann im Laufe des Abends sprach mich Hravan an.

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