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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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Sekundenbruchteilen war ein halbes Dutzend weiterer Legionäre auf der Sanddüne versammelt, aufgeregt gestikulierend und in unsere Richtung schauend. Sie waren keine siebzig Meter Luftlinie entfernt und hatten mittlerweile auch Skrohisarn, den Wagen und den Fährmann gesichtet.
    Ich hielt die Hand als Blende vor die Augen und schaute gegen die untergehende Sonne, welche nun fast genau hinter der befremdlichen Szenerie stand und alles in ein unwirkliches goldenes Licht tauchte.
    Endlich kam mir eine Warnung über die Lippen. »Skrohisarn! Da vorn sind … sind RÖMER!« Ich zeigte auf die Stelle und die Köpfe der beiden Männer ruckten blitzschnell herum und folgten meiner ausgestreckten Hand.
    Währenddessen hatten zwei der Legionäre in jede Hand einen Wurfspeer genommen und trabten den Dünenrücken ein Stück flussaufwärts – wohl um uns näher zu kommen.
    »Achtung, sie werden uns angreifen!«, rief Skrohisarn und gab dem Ochsen und den beiden Pferden einen schallenden Schlag aufs Hinterteil.
    Polternd rumpelte der Wagen wieder los und verschwand mit den Pferden zwischen den Dünen.
    »Witandi! Komm da runter!«, rief Skrohisarn mir zu, doch ich blieb noch einen Moment stehen. Ich konnte nicht glauben, dass mir auf diese Entfernung ernsthaft Gefahr durch einen Speer drohte. Außerdem glaubte ich immer noch meinen Augen nicht. Die beiden Legionäre hatten bereits eine geeignete Stelle gefunden und nahmen nun Maß. Skrohisarn und der Fährmann blieben ebenfalls stehen, um zu schauen.
    »Sind das wirklich Römer?«, fragte ich ungläubig. »Sie können doch nicht über den Fluss werfen, oder?«
    »Vielleicht ja, wohl eher nein. Wahrscheinlich sind es junge Burschen und sie werden es versuchen. Du solltest ihnen nicht zu lange dein Gesicht zeigen, falls sie dich doch einmal einfangen!«
    Einer der Soldaten warf jetzt kraftvoll seinen Speer. Da der Soldat keinen Anlauf nehmen konnte, war absehbar, dass er mich nicht erreichen würde. Aus dem Stand im weichen Sand sechzig oder siebzig Meter zu werfen, war unmöglich! Trotzdem kniete ich mich erschrocken hin, die Flugbahn des Speeres genau verfolgend.
    Mit einem leisen Platschen verschwand der römische Wurfspeer in den Fluten, allerdings erstaunlich näher am hiesigen Ufer, als ich vermutet hätte. Ich wandte mich um und sprang die sandige Düne zu den beiden anderen herab. Wenn ich noch letzte Zweifel an der Zeit hatte, in der ich mich aufhielt, so waren diese jetzt ausgeräumt. Römische Soldaten! Und sie hatten mich sofort angegriffen!
    »Was nun?«, fragte ich Skrohisarn atemlos.
    Er hob gelassen die Schultern. »Sie können nicht herüberkommen, die nächste Furt ist zwei Tagesmärsche nördlich. Und mit ihrer schweren Ausrüstung würden sie schwimmend ertrinken. Außerdem wird es bald Nacht. Sie sind keine Gefahr für uns!«
    »Und wenn auf dieser Flussseite auch Römer sind?«
    »Nein, sie hätten sich nicht getrennt, sie bleiben immer zusammen. Dass die Römer auf der anderen Seite waren, ist sogar ein sicheres Zeichen dafür, dass an diesem Ufer keine sind! Wir können nur froh sein, dass wir ihnen nicht in die Arme gelaufen sind …«
    »Was wollen sie hier?«, fragte ich beunruhigt. »Ist es wegen des Things?«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Eigentlich sollten die Römer nichts von unserem Thing wissen. Es gibt ein befestigtes römisches Lager nahe der Furt im Norden! Wahrscheinlich ist es nur eine Routinepatrouille!«
    »Und warum werfen sie dann mit einem Speer nach uns?«, hakte ich nach.
    Skrohisarn sah mich einen Moment lang an. Meine Art, immer weiter nachzuhaken, bis ich etwas verstand, irritierte ihn zuweilen. »Ich weiß es nicht, Witandi. Normalerweise leben die Römer im Frieden mit den Leuten dieser Gegend. Vielleicht ist etwas passiert, von dem wir nichts wissen. Wir werden morgen sicher mehr erfahren …«
    Damit hatte sich dieses Thema erst einmal erledigt.
    Froh, die schwierige Hürde der Flussquerung noch an diesem Tag geschafft zu haben, bereiteten wir nun unser Nachtlager vor. Außerdem waren wir alle mehr als froh, den Römern nicht näher gekommen zu sein. Das war echtes Glück!
    Der Fährmann entschied sich aufgrund der Situation dafür, die Nacht bei uns zu verbringen. Er würde erst am nächsten Tag wieder auf die andere Seite übersetzen, um sein Pferd zu holen. Wir hofften für ihn, dass die Römer es nicht gestohlen hatten, aber das war unwahrscheinlich. Es ließe sich von niemand anderem einfangen als von ihm, meinte

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