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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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der Fährmann stolz.
    Nachdem wir noch ein wenig am Feuer aufgewärmten Brei gegessen und den Bierschlauch des Fährmanns, der sein Lohn gewesen war, gemeinsam geleert hatten, rollte ich mich in meine Decken und schloss die Augen. Das Bild der süßen Frilike tauchte sofort vor meinem geistigen Auge auf. Mein Puls schlug schon beim bloßen Gedanken an dieses Mädchen schneller. War das normal?
    Jedenfalls schlief ich tief in Gedanken versunken ein. Die Anstrengungen des Tages forderten irgendwann doch ihren Tribut und der den Speer schleudernde Römer rückte in weite Ferne.
    Am nächsten Morgen packten mich Aufregung und gespannte Erwartung. Ich würde zum ersten Mal eine große Anzahl von Menschen sehen, Bauern und bewaffnete Krieger, Händler und wer weiß was noch.
    Es ging ein Stück nordwärts am Rande der Dünenlandschaft auf einem mit Gras bewachsenen Damm entlang. Es war kühl für einen Sommertag und aus Nordwesten blies ein beständiger Wind. Der Himmel war bedeckt, wie meist in den letzten Tagen. Ich hoffte, dass es keinen Regen geben möge, und ich erinnerte mich widerwillig an die ersten Tage meiner Ankunft in dieser Welt. Durchnässt zu werden ohne die baldige Aussicht auf ein Dach über dem Kopf und trockene Kleider, war ziemlich zermürbend. Daran, so ahnte ich, würde ich mich wohl auch nie gewöhnen.
    Nach etwa einer Stunde Marsch sahen wir in einiger Entfernung die ersten Rauchsäulen aufsteigen. Zeltartige Gebilde wurden zwischen dem leuchtenden Grün einer Busch- und Baumreihe erkennbar. Von Weitem betrachtet, hätte das Camp auch als Pfadfinderlager durchgehen können, doch ich wusste es besser. Skrohisarn hatte mir erklärt, dass hier zumeist Krieger zusammenkamen. Männer, die ihre Waffendienste beinahe jedem anboten, der ihnen eine Gegenleistung dafür bot.
    »Wie soll ich mich verhalten, Skrohisarn? Hast du irgendwelche besonderen Ratschläge für mich?«
    Skrohisarn sah mich einen Moment lang abschätzend an. »Behalte auch hier deine Zauberei für dich und zeige sie niemandem!«, meinte er dann mahnend. »Ansonsten empfehle ich dir, nicht mehr über dich zu verraten, als du mir bisher erzählt hast. Schaue keinem der Männer zu lange in die Augen, viele werden kampfeslustig sein und jede Gelegenheit nutzen wollen, um sich zu messen! Außerdem werden sie getrunken haben und dich nicht kennen. Also bleibe bei mir und verhalte dich so unauffällig es geht.«
    »Gibt es Rivalitäten zwischen den Stämmen?«, fragte ich neugierig weiter. »Woran erkenne ich überhaupt die Angehörigen der verschiedenen Stämme?«
    »Oh ja, Rivalitäten gibt es sehr, sehr viele!« Er nickte langsam und bekräftigte seine Worte noch durch eine kurze Pause. »Wir Chauken sind zwar ein hoch angesehener Stamm, aber das mag auch daran liegen, dass wir aufgrund unserer großen Zahl eine gewisse Überlegenheit unseren Nachbarn gegenüber haben. Wir sind jedoch immer Fischer und Bauern geblieben und haben nie ein großes Interesse daran gehabt, umliegende Stammesgebiete zu erobern und auf diese Weise unser Land zu vergrößern. Ich weiß, dass uns einige der Stämme dafür verachten. Besonders kriegerische wie die Langobarden und die Angrivarier sehen in uns so etwas wie einen schwerfälligen großen Bruder, der einfach da ist und viel Platz einnimmt. Sie wagen es aber auch nicht, uns anzugreifen.« Er machte wieder eine Pause. »Andere Stämme dagegen, wie die Amsivarier und Chasuarier im Westen, sind eher jagende Hirten. Sie wandern mit ihren Herden die Läufe des Dunklen Flusses und der Chasuana [45] entsprechend der Jahreszeiten auf und ab. Unsere sesshafte Lebensweise ist ihnen fremd und auch sie sind kriegerisch und leben von Überfällen auf ihre Nachbarn. Die Friesen und Bataver im Nordwesten wiederum fühlten sich von uns immer schon eingeengt, das Meer des Nordens im Rücken und die Chauken überall um sie herum. So haben gerade diese beiden Stämme sehr schnell den Nutzen eines Bündnisses mit Rom erkannt, um sich selbst zu schützen. Derzeit herrscht ein sehr brüchiger Frieden zwischen den meisten der Stämme. Auch die chaukischen Anführer haben entsprechende Verträge mit Rom geschlossen, aber eher aufgrund unserer ruhigeren und trägeren Lebensart als aus Gründen des Selbstschutzes. Was hätte uns ein Kampf mit den zahllosen Soldaten Roms schon gebracht außer Not und Elend? Bliksmani jedoch schart derzeit Krieger der verschiedensten Stämme um sich, die aus den unterschiedlichsten Gründen für ihn

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