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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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sich für die kommenden Zeiten verbünden müssen und sich nicht noch weiter verfeinden! Aber schon bei diesem Gedanken verstand ich, dass es hierbei gar nicht um mich ging. Es war Ingimundis Ehre, die durch meine Schmähung leiden würde, sollte ich in seine Sippe einheiraten. Und in dieser Welt war es offenbar keine unangenehme Bürde oder eine Last, Blutrache zu üben, sondern so selbstverständlich wie die Luft, die man atmete. Aber ich brauchte noch ein wenig Zeit für eine Entscheidung und wollte zuerst mit Frilike sprechen, auch wenn das aus Ingimundis Sicht nicht die richtige Reihenfolge war. Das mit der Rache und der Sippenehre nahm ich jetzt erst einmal nicht so ernst, die Langobarden waren weit weg. Ich würde Ingimundi erklären, dass ich meine Ehre nicht als beschmutzt ansah! Würde er es gelten lassen?
    Ich blieb noch einen Moment im Mondlicht stehen und ahnte dabei nicht, dass hinter der Lehmwand des Hauses jemand mitgehört hatte.
    Lioflike hatte vernommen, wie ihr Vater tatsächlich Frilike diesem Witandi als Frau angeboten hatte! Immer nur Frilike, sie selbst war mal wieder das fünfte Rad am Wagen! Frilike war die Schönste, die Netteste, die Sinnreichste, die Begabteste!
    Furchtbar enttäuscht und gekränkt von der Zurückweisung hatte sie in jener Ecke des Hauses gehockt und gerade einige Tonschalen mit Wasser ausgespült, als sie die Stimmen der beiden Männer von draußen vernahm. Dann jedoch hörte sie die Worte »Aber ich will nicht« von Witandi und feixte nun innerlich. Sie zog die gleichen falschen Schlüsse wie ihr Vater.
    Ha! Witandi wollte auch ihre tolle, in allem vorbildliche Schwester nicht! Es war eine Genugtuung, wie milder Honig rannen die Worte »Ich will nicht« ihren verbitterten Hals hinunter.
    Sie hatte gedacht, Witandi hätte echte Gefühle für ihre Schwester, aber sie hatte sich getäuscht. Die Blicke, die Gebärden, all das Getue zwischen den beiden seit gestern. Alles ein Irrtum? Sie hatte sich um Witandi bemüht, hatte ihm gezeigt, dass er sie haben konnte, dass sie bereit war, alles für ihn zu tun. Doch er hatte sie zwei Mal rüde von sich gestoßen und sie beim zweiten Mal auch noch gedemütigt.
    Verbittert kämpfte sie gegen die heißen Tränen an, die in ihre Augen schießen wollten. Heftig versuchte sie, den dicken Kloß herunterzuschlucken, der ihren Hals hochstieg. Sie durfte sich nichts anmerken lassen. Wenn sie ihn schon nicht haben konnte, so war sie doch froh, dass Frilike ihn ebenfalls nicht haben würde. Dafür wollte sie jetzt sorgen! Sie raffte ihren Rock und sprang hoch.
    »Frilike«, raunte sie ihrer Schwester zu, die hinten im Stallbereich des Hauses war. Sie gab ihr einen Wink und verschwand in einer dunklen Ecke, wo ihre Mutter sie nicht bemerken würde.
    Frilike kam kurze Zeit später herbei. »Liebe Schwester, ich habe gerade ungewollt ein Gespräch zwischen Vater und Witandi gehört …«
    Frilikes Augen weiteten sich. Sollte etwa …? Hatte er schon gefragt? Ihr Herz machte einen freudigen Sprung in Erwartung einer guten Nachricht, einer hoffnungsvollen Botschaft, die sie glückselig machen würde.
    »Ja? Was haben sie besprochen?«
    »Vater bot Witandi an, dich als Frau zu nehmen.«
    Lioflike machte eine kurze, bedeutungsschwangere Pause.
    »Und? Was hat er gesagt? Wird er mich fragen?«
    »Nein, liebe Schwester! Er hat abgelehnt. Er will nicht! Ich wollte nur, dass du weißt, woran du mit ihm bist!«
    Frilikes Gesichtszüge wurden von einem Moment auf den anderen hart. Die Nachricht ihrer Schwester traf sie schwer.
    »Er … er hat nein gesagt zu einer Heirat mit mir?«
    »Ja, Schwester. Sagte einfach, er will nicht, und ging dann. Es tut mir leid für dich!«
    Frilikes schöne Augen füllten sich mit Tränen. Sie wandte sich ab und ging schweren Schrittes zurück an ihre Arbeit.
    Lioflike eilte ihr hinterher und fasste sie an den Schultern. »Kann ich dir helfen? Hätte ich gewusst, dass es dir so viel bedeutete, hätte ich nicht …«
    »Es ist gut, Lioflike. Es bedeutet mir nichts.«
    Ich lag noch einige Zeit in meinem Heulager wach, hoffte, dass Frilike vielleicht doch kommen würde. Aber es kam nur Werthliko, der sich neben mir ins Heu warf und schon wenige Minuten später wonnevoll schnarchte.
    Auch ich konnte mich nicht mehr lange gegen meine Müdigkeit wehren und so fielen mir bald die Augen zu. Ich war enttäuscht darüber, dass Frilike nicht gekommen war, und verunsichert, was der Grund dafür sein mochte. Doch ich schlief schnell

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