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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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erhalten. So ist das nun mal bei uns.«
    Ich merkte, dass ich gegen eine Wand anrannte. Die Welt, in der ich mich befand, war so grundsätzlich anders, dass meine Argumente nichts zählten. Sie hatten natürlich recht: Hochzeiten dienten, wenn irgend möglich, einem Zweck. Und sie sollten einen Vorteil bringen. Dies würde auch noch die nächsten zwei Jahrtausende so bleiben, das war mir klar. Es würde wohl keiner verstehen, wenn ich versuchte, Frilikes Herz zu erobern, und ihren Vater außen vor ließ. Ich nahm mir vor, bei unserer Rückkehr sofort zu Ingimundi zu gehen und ihn um Frilikes Hand zu bitten, so, wie er es mir »befohlen« hatte.
    »Dein Vater ist ziemlich berechnend, was das angeht, oder?«, fragte ich Ingimer.
    »Oh ja, er darf keine Schwächen zeigen. Verliert er sein Heil, verliert er den Rückhalt der Männer und auch seine Häuptlingswürde. Niemand folgt einem Häuptling, der nicht Kriegs- und Ernteglück bringt. Früher wurden solche Häuptlinge verjagt oder gar im Moor versenkt!«
    »War Ingimodi als sein Nachfolger bestimmt?«
    Ingimer seufzte, jetzt ernster blickend.
    »Ja, mein Bruder war klug und stark. Es ist ein schwerer Schlag für uns, dass er schon so früh zu Wodan gegangen ist. Die Männer sind ihm gefolgt, so, wie meinem Vater!«
    »Was ist mit dir? Nimmst du seinen Platz ein im Gefolge deines Vaters?«
    Ingimer wandte den Blick ab. »Ich weiß nicht, was Vater vorhat. Ingimodi war der Erste und er hat alles in sich vereinigt, was ein starker Häuptling braucht. Mein Vater traut mir eine solche Aufgabe wohl noch nicht zu, meint, ich solle mich im Kampf abhärten. Für ihn bin ich ein Schwert, das noch geschmiedet werden muss.«
    Ja, diesen Eindruck hatte ich bisher auch gewonnen vom Verhältnis zwischen den beiden. Wollte ich diesen Mann, Ingimundi, wirklich als meinen Schwiegervater? Ein wenig schauderte mir bei diesem Gedanken …
    Das letzte Stück ritten wir am Hang des Thurisfingar entlang. Von Weitem konnten wir bereits die kleine hochgelegene Hofstelle und die einzelne Birke am ansonsten gerodeten Ufer des Nithana Brok sehen.
    Alles lag ruhig und friedlich da und das Vieh befand sich immer noch innerhalb des Gatters. Als wir näher kamen, ertönte dunkles Hundegebell, bis Dyr schließlich mich und Werthliko erkannte und uns freudestrahlend umtänzelte.
    Werthliko ging als Erstes zu dem Holunderbaum am Haus. In einem kleinen Beutel hatte er ein wenig der Asche des Scheiterhaufens, auf dem auch sein Vater verbrannt worden war, mitgebracht. Leise Worte murmelnd begrub er diese symbolisch bei seinen verstorbenen Geschwistern und seiner Mutter.
    Ingimer und ich ließen ihn alleine und schlenderten mit Dyr zur Birke am Bach hinunter. Ihre kleinen grünen Blätter flatterten sanft im Wind und schufen das einzige Geräusch in der ansonsten totalen Stille dieses Ortes.
    »Wünschst du dir manchmal, nach Hause zurückzukönnen?«, fragte mich Ingimer.
    »Nein, dafür ist es zu weit weg«, antwortete ich.
    Wir hockten uns auf den Boden und sahen schweigend in die Ferne, den Himmel, die Wolken. Dyr war offensichtlich höchst erfreut, wieder Gesellschaft zu haben, und setzte sich auf meine Füße. Er schien mich nun nicht mehr alleine gehen lassen zu wollen.
    Einige Zeit später kam Werthliko hinunter zu uns.
    »Alles in Ordnung, ihr braucht nicht hier unten zu hocken! Lasst uns schauen, ob wir was Essbares finden und im Haus ein Feuer in Gang kriegen! Witandi, hattest du mit meinem Vater Kaninchenschlingen im Wald ausgelegt?«
    »Ja, es müssten noch welche da sein. Ich kann hinlaufen und schauen, ob sich eins drin verfangen hat!«
    »Ja, das wäre gut. Ach ja, ich habe hier etwas Merkwürdiges gefunden, Witandi! Ich dachte, es gehört vielleicht dir …«
    Er hielt mir drei kleine Gegenstände hin.
    Erstaunt betrachtete ich diese. Es waren eine vollständige Patrone vom Kaliber »7,62 x 39« , eine einfache Patronenhülse sowie das Geschoss selbst ohne Hülse. »Sind das deine? Ich dachte nur, weil sie so fremdartig aussahen …«
    »Nein, aber ich habe eine Ahnung, wem sie gehören!«
    Mir fiel das Gespräch mit Skrohisarn wieder ein, in dem er von Hetigrims Besuch bei ihm berichtet hatte. Damals hatte Skrohisarn gemeint, Hetigrim sei gekommen, um nach den Waffen von Frilikes Mitgift zu schauen sowie einen besonderen Auftrag zu übermitteln. Nun war mir dieser Auftrag schlagartig klar: Bliksmani hatte Hetigrim geschickt, um die Produktionsmöglichkeiten von neuer Munition zu erkunden.

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