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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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Gegend erzählten diese Geschichte angeblich schon, als der Vater meines Vaters noch klein war.«
    Er holte tief Luft und schien sich zu konzentrieren.
    »Also: Einst zog Wodan als Wanderer verkleidet durch diese Gegend und traf einen alten Bauern bei der Bohnenernte. Diesen hatte er darum gebeten, ihm dabei zu helfen, seinen Umhang auszubessern, der nur noch in Fetzen von seinen Schultern hing und ihm keinen Schutz mehr vor dem Wetter bot. Der Bauer jedoch war mürrisch und unwillig. Seine Ernte sei ihm wichtiger als der Umhang eines dahergelaufenen Wanderers, was natürlich nicht sehr gastfreundlich war. Als Wodan von seiner Bitte nicht ablassen wollte, wurde der Bauer wütend. Er fertigte ihn mit der Antwort ab, bei einer solchen Weiberarbeit würde er nie und nimmer helfen. Lieber wolle er zu einem Stein werden! Diesen Wunsch hatte ihm der Göttervater dann sofort erfüllt.«
    Dunkel erinnerte ich mich an einen ähnlichen Stein in Syke-Ristedt, den ich einst mit einer Schulklasse besucht hatte. Sicherlich fünfzehn Jahre war dies bereits her. Hatte jener Stein nicht »Krummer Schneider« geheißen?
    Ich korrigierte mich in Gedanken: Eigentlich würde er erst noch so heißen …
    Ich wusste es nicht genau, aber das mochte derselbe Stein sein! Von der Lage her passte es – etwa auf halbem Weg zwischen Hache und Klosterbach, am Fuße einer großen Erhebung, sogar der größten in der ganzen Gegend. Allerdings gab es viele solcher Geschichten und Skrohisarn hatte mir zu manchem Stein, Baum und Wasserloch ganz ähnliche erzählt.
    Kurz darauf erstreckte sich das »Weiße Moor« nördlich von uns, das ich mit Skrohisarn vor einigen Tagen durchquert hatte. Wir ritten an seinem Rand entlang, zwischen den südlich sich erstreckenden Sand- und Heidedünen und dem Moor auf der nördlichen Seite. Hier war ein etwa einhundert Meter breiter Geländestreifen mit Gras bewachsen und der Boden ziemlich fest. Zu unserer Rechten war der Bohlenweg deutlich zu erkennen, der sich wie eine lange dunkle Schlange durch das Moor zog.
    »Was könnte man einer Frau mitbringen, um ihr Herz zu erobern?«, fragte ich meine beiden Kameraden.
    Diese sahen sich vielsagend an. »Nun ja«, überlegte Ingimer, »vielleicht das Fell einer Wildsau?« Grölend vor Freude über diesen Scherz strahlten sie mich an.
    »Um welche Frau geht es dir denn wohl, lieber Freund?«, fragte mich Ingimer nun augenzwinkernd.
    »Nur so … Ich hab nur so gefragt …«, entgegnete ich und schaute wieder gebannt in die Ferne.
    »Gib es doch endlich zu, Witandi! Du hast dich in meine Schwester verguckt! Und wenn mich nicht alles täuscht, sie sich auch in dich.«
    Erstaunt sah ich Ingimer an. »Meinst du? Wie kommst du denn darauf?«
    »Na ja, so, wie sie sich benommen hat, seitdem du im Dorf bist … So kenne ich sie gar nicht. Lief dir ständig hinterher wie ein kleines Hündchen seiner Mutter! Hast du das nicht bemerkt?«
    »Nein«, entgegnete ich irritiert, aber doch hocherfreut.
    »Frag Vater, wenn wir wieder zurück sind! Frag ihn, ob sie deine Frau werden kann! Hetigrim ist tot und Vater wird es dir sicher erlauben!«
    »Ich will erst sie fragen, ihr Herz gewinnen, versteht ihr? Euren Vater werde ich natürlich auch fragen, doch ich muss mir sicher sein, dass sie auch will.«
    Ingimer und Werthliko sahen sich einen Moment lang an und prusteten dann los vor Lachen. »Sie zuerst fragen? Was ist denn das für eine Sitte? Vater ist ihr Vormund und nur er darf es entscheiden! Es bringt nichts, sie zu fragen. Egal, was sie sagt, Vater entscheidet! Insbesondere mein Vater!«
    »Trotzdem, mir ist es wichtig.«
    Die beiden sahen sich nochmals erstaunt an, schwiegen dann aber. Sie spürten wohl, dass es mir ernst war.
    »Was kann ich ihr denn nun schenken, habt ihr eine Idee?«
    Wieder schauten sie ziemlich verwundert.
    »Warum willst du ihr etwas mitbringen? Wenn ihr heiratet, muss sie dir eine Mitgift bringen! Ihr habt wirklich merkwürdige Sitten da, wo du herkommst.«
    »Ja, vielleicht kommt euch das merkwürdig vor. Aber denkt mal drüber nach: Warum sollte eine Frau nicht selbst entscheiden können, wen sie heiratet? Frilike macht auf mich nicht den Eindruck, dass es notwendig wäre, für sie Entscheidungen zu treffen.«
    »Witandi, du vergisst eines: Frilike heiratet nicht zu ihrem Wohl, sondern zum Wohle des Stammes. Und so ist es bei allen Frauen: Sie heiraten zum Wohle der Sippe oder des Stammes – entweder, um an gutes Land heranzukommen, oder um den Frieden zu

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