Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
Vom Netzwerk:
wirklich schlicht nur das getan, was sie immer schon getan hatten und was Teil ihrer Lebensweise war. Das eigene Überleben dadurch sicherzustellen, dass man sich nahm, was man kriegen konnte. Richtiger wurde es deshalb nicht! Aber letztendlich agierten die meisten Menschen auch bis in meine Zeit hinein genauso! Daran würde sich in den nächsten 2000 Jahren also nichts ändern.
    »Ich bin dann bei Skrohisarn untergekommen und habe seitdem bei ihm gelebt! Den Rest kennst du ja …«
    Wir schwiegen wieder eine Weile. Nachdem mein Zorn nun ein wenig verflogen war, brannte ich darauf, ihn nach der Aussage von Haduolf zu befragen: »Du wirst der Hure noch folgen« .
    »Wusstest du, dass ich Haduolf auf der Hegirowisa getroffen habe?«
    Thiustri sah mich erstaunt an. »Nein, davon hat er nichts gesagt. Wie hat er reagiert?«
    »Er war der Meinung, ich gehöre ihm nach wie vor, und er wollte mich angreifen!«
    »Ja, das passt zu ihm …«, nickte Thiustri. »Er war immer schon sehr stürmisch, respektierte weder Gastrecht noch sonst ein Recht. Hat stets Schwierigkeiten gemacht – egal, wo.«
    »Als Skrohisarn ihn von einem weiteren Angriff auf mich abgehalten hatte, sagte er etwas, was ich bis heute nicht verstehe. Vielleicht kannst du es mir erklären …«
    »Was?«, fragte Thiustri und sah mich erwartungsvoll an.
    » ›Du wirst der Hure noch folgen‹ . Was meinte er damit?«
    »Damit kann er nur das Mädchen gemeint haben, das wir im Wald auf der Suche nach dir fanden.«
    Ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken. Meine Nackenhaare stellten sich hoch und mein Mund war von einer Sekunde auf die andere wie ausgetrocknet. Dann fing alles an, sich vor meinen Augen zu drehen – das Feuer, der Sand um uns herum, Thiustri selbst. Ich fragte weiter, doch meine Worte, meine Stimme klangen mir in meinen eigenen Ohren dumpf und verhallten in der Weite meines Schreckens.
    »Julia? Ein blondes Mädchen? Ebenfalls eine Fremde hier?«
    Ich sprach die Worte aus, fast schon mechanisch, wollte die Antwort aber eigentlich gar nicht hören.
    »Ja, genau. Aber ob sie ›Ju-lee-äh‹ hieß, weiß ich nicht. Sie hockte unter einem Stein und war in ein langes Tuch aus hellem Rot gekleidet.« Er lachte hämisch. »Nicht gerade der richtige Überwurf für diese Jahreszeit. Wir sammelten sie auf und brachten sie zu einem Händler am Fluss. Kanntest du sie?«
    Ich hatte das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden. KANNTE ICH SIE? Ich war unfähig, überhaupt klar zu denken.
    »Ja. Ich kannte sie.«
    Tränen stiegen mir in die Augen. Nun, da ich Gewissheit hatte, fühlte ich mich matt, dumpf, ausgezehrt.
    »Weißt du, was aus ihr geworden ist?«
    An einen Händler verkauft! Meine schlimmsten Vorstellungen waren wahr geworden! ICH war dafür verantwortlich, dass Julia in der ANTIKE als Hure an irgendwelche Bastarde verschachert worden war! Vielleicht wurde sie gerade wilden Tieren in einem römischen Circus zum Fraß vorgeworfen? Oder auf einer Orgie von gierigen fetten Senatoren missbraucht? Ich griff an meinen Hüftbeutel und ertastete das Halsband von Bruno. SIE hatte es also mit hierher gebracht! Doch warum?
    »Ja. Sie ist jetzt bei Bliksmani. Ihr geht es gut!«
    Entgeistert sah ich ihn an. Dann fiel ich zurück in den weichen Sand.
    Die Tür schwang auf und ein feister, glatzköpfiger Mann in einer abgenutzten purpurfarbenen Tunika und groben braunen Hosen stolperte heraus. Er sah erschöpft aus und war im Gesicht von einer blutverkrusteten Wunde gezeichnet.
    Hektisch sah er sich um. Als er Julia erblickte, fixierte er sofort die drohend erhobene Forke. Er streckte abwehrend die Arme in die Luft und ging einige Schritte zurück.
    »Uodar!«, rief er und hob die Hände an den Mund.
    Wasser? Julia ließ die Forke ein Stück sinken. Von diesem armen Menschen ging erst einmal keine Gefahr aus.
    »Da lang! Draußen gibt es sicher irgendwo Wasser!« Sie wies auf den Ausgang am Ende des Korridors, der in das Atrium hinausführte.
    Misstrauisch sah der dicke Mann erst sie, dann die Forke, dann den Ausgang an. Anschließend ging er langsam einige Schritte den Korridor hinunter. Als er jedoch sah, dass Julia keine Anstalten machte, ihm zu folgen, wurden seine Schritte immer schneller. Und sobald er durch die Tür war, fing er auf seinen kurzen, aber kräftigen Beinen an zu rennen.
    Verwundert blickte Julia ihm nach. Er war ihr entfernt bekannt vorgekommen, sie konnte sich jedoch nicht erinnern, wo sie ihn schon einmal gesehen hatte.
    Sie eilte

Weitere Kostenlose Bücher