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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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tun? Wir haben nur vier Tage Zeit!«
    »Deswegen muss Werthliko jetzt schnell meinen Vater erreichen. Er wird wissen, was zu tun ist. Uns sind erst einmal die Hände gebunden. Wir haben nicht genügend Krieger, um die Geiseln zu befreien, und dich auszuliefern, wird nichts ändern. Wir können nur auf meinen Vater warten!«
    Ich nickte traurig. Wahrscheinlich hatte er recht. Ich fühlte mich so machtlos und leer in diesem Moment. Aber Ingimer erging es sicher nicht anders.
    Wir verabschiedeten Werthliko, der sich mit zwei ausgeruhten Pferden sowie etwas Proviant auf den Weg machte.
    Nachdem Ingimer nun das Kommando übernommen hatte, wurde mit dem Aufräumen begonnen. Doch es war im Moment unmöglich, die Trümmer beiseite zu räumen. Das Holz glühte noch schwach und war in jedem Falle noch heiß. Während das Stroh und dünnere Holzlatten vollständig verbrannt waren, ragten die Überreste der dicken tragenden Holzpfähle wie bitter mahnende Finger aus dem Boden heraus. Zusammengeschmolzene Klumpen aus Lehm verbanden die Trümmer zu undefinierbaren Massen. Der Geruch nach Feuer und Rauch war bestialisch, überall husteten und keuchten die Leute. Ob aus diesen Häusern noch irgendetwas Brauchbares zu retten war, wusste momentan keiner. Aber zumindest alle metallhaltigen Gegenstände mussten gerettet werden, denn sie waren wertvoll und auch nach dem Brand wahrscheinlich wieder verwendbar.
    Ein paar der Männer machten sich bereits daran, das Vieh im Wald zusammenzutreiben. Noch heute würde man mit den verbliebenen Habseligkeiten zu einem nahe gelegenen Dorf aufbrechen müssen.
    Plötzlich kreischten und schrien einige der Frauen, die am oberen Dorfrand gerade damit beschäftigt waren, qualmende Trümmer mit langen Holzstangen beiseite zu schieben. Sie stoben in alle Richtungen davon – offenbar auf der Flucht vor etwas. Kamen die Römer etwa zurück?
    Ingimer und ich griffen kampfbereit nach unseren Speeren. Wir hörten den schweren Schritt eines Pferdes im Wald, konnten aber zwischen den Bäumen nichts erkennen. Dann wurde langsam die Silhouette eines einzelnen Reiters sichtbar. Es war kein Römer. Doch wer sich dort näherte, war immer noch nicht festzustellen. Zu meiner Überraschung kam kurz darauf ein Mann auf die Lichtung getrabt, mit dem ich jetzt und hier am wenigsten gerechnet hätte: einer der Langobarden! Einer meiner Peiniger von vor einigen Monaten, der einzige noch lebende von ihnen. Was hatte er an diesem Ort zu suchen?
    »Ich kenne ihn«, meinte ich zu Ingimer, während wir die erhobenen Speere wieder senkten.
    Das ganze Dorf hatte vor Anspannung wie angewurzelt dagestanden. Doch jetzt wurde klar, dass es kein Römer war, der sich näherte. Die Spannung löste sich. Langsamen Schrittes hielt der Langobarde auf die Dorfmitte zu und begutachtete mit ausdrucksloser Miene das Trümmerfeld um sich herum.
    »Ich auch. Er heißt Thiustri und ist einer der Männer von Hetigrim. Was, bei Donar, will er hier?«
    »Das würde mich auch interessieren … Ich hoffe, er hat einen guten Grund, hierher zu kommen«, fauchte ich. »Sonst muss ich ihm nämlich den Schädel einschlagen!«
    Ingimer sah mich überrascht an. »Warum? Was ist los mit dir?«
    »Er ist einer der drei, die mich im Wald vor vielen Mondläufen gefangen nahmen und vor denen ich zu Skrohisarn floh. Die anderen beiden sind schon tot.«
    Ingimer war perplex. Das hatte er nicht gewusst.
    Thiustri zügelte sein Pferd vor Ingimer und mir und stieg langsam ab. Mich musterte er nur kurz – in einer Art und Weise, als ob nie etwas zwischen uns vorgefallen wäre. »Ich grüße dich, Ingimer! Auch dich, Witandi!«
    Ingimer nickte zurück, ich stand bloß bewegungslos da.
    Thiustri sah sich um. »Was beim Speer des Wodan ist hier geschehen? Wer war das?« Er sah Ingimer fragend an.
    »Das«, hob dieser an, »haben die Römer uns angetan! Sie sind auf der Suche nach Bliksmani, meinem Vater und Witandi! Wir sollen sie ihnen ausliefern! Sie sind im Morgengrauen hergekommen, haben meine Leute getötet und meine Mutter und Schwestern sowie zwei weitere Frauen entführt. Dann haben sie das Dorf niedergebrannt. Es ist ihre Vergeltung für die Niederlage auf der Hegirowisa! Nach Ablauf von vier Tagen wollen sie unsere Frauen töten, wenn sie nicht bekommen, wonach sie verlangen!«
    Thiustri schüttelte traurig den Kopf, entgegnete aber nichts darauf.
    »So etwas würden die Langobarden nie tun, oder?« Grimmig sah ich Thiustri an. Ich kochte innerlich vor Wut

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