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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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Ebenso steif und wohl auch ein wenig überrascht ließ er es mit sich geschehen. Die Situation war offenbar für uns beide schwierig.
    Ich wusste überhaupt nicht mehr, was ich von der ganzen Sache halten sollte. Mein Onkel Armin war der Zauberkrieger »Bliksmani«? Das war grotesk! Er war zeit seines Lebens ein versoffener und verbohrter Idiot gewesen, der weder mit seiner Familie noch mit seinem Berufsleben klargekommen war. Zumindest waren das immer die Worte meines Vaters gewesen, als dieser noch gelebt hatte. Und dieser Mann war hier der große Retter vor dem Untergang der Stämme? Er hatte in der Bundeswehr zwar Karriere gemacht, jedoch basierte diese eher auf seiner Zähigkeit und Geschicklichkeit im Umgang mit Waffen. Letztendlich war er dort aber auch rausgeworfen worden.
    Doch ich musste mich zusammenreißen. Es ging hier um die Befreiung von Frilike. Meine persönliche Meinung über meinen Onkel stand nicht zur Disposition.
    »Also, Junge, wie ich höre, vollbringst du wahre Heldentaten!«, sagte er dann, klopfte mir auf den Rücken und löste sich von mir.
    »Das ist übertrieben«, antwortete ich schwach und setzte mich wieder. »Erklärst du mir, wie du hierher gekommen und Bliksmani geworden bist? Weißt du mehr von dem grünen Feuer und dem Sog?«
    Bliksmani schlenderte im Raum auf und ab. »Na ja, vor einigen Jahren gab es mitten in der Nacht plötzlich diesen Brand in meinem … also in dem Haus in Fahrenhorst. Was soll ich dazu sagen? Ich fand mich in einem Wald wieder und habe mich durchgeschlagen.«
    »Und die Waffe? Wieso hattest du ein Gewehr dabei?«
    »Das war eigentlich bloß ein Zufall. Aber ein verdammt guter, wie sich ja herausstellte. Mit dieser Waffe bin ich unschlagbar. Alle zittern vor diesem ›Zauberstock‹, wie sie ihn nennen.«
    Er lachte wieder schallend auf.
    »Junge, ich bin wirklich froh, dass du hier bist! Ich hätte nie gedacht, jemanden aus meinem alten Leben wiederzusehen – und ehrlich gesagt habe ich auch keinen vermisst.«
    Er zwinkerte mir verschwörerisch zu und ich fragte mich ernsthaft, ob dieser Mann nicht vielleicht wahnsinnig geworden war.
    »Aber nun erzähl du erst mal! Ich will alles hören! Was ist passiert in Fahrenhorst?«
    Ich schilderte ihm die Ereignisse jener tragischen Nacht und was ich in den letzten Monaten erlebt hatte. Bliksmani hörte ruhig zu und nickte hin und wieder. Als ich von dem römischen Überfall auf das Dorf Ingimundis erzählte, ballte er die Fäuste, so, als wäre er wütend. Meine Bitte um Unterstützung für die Befreiung Frilikes hielt ich jedoch erst einmal noch zurück.
    »So? Wo haben die Römer die Geiseln hingebracht?«, fragte er.
    »Auf die Hegirowisa. Aber nur für vier Tage, dann ziehen sie ab und töten die Geiseln!«
    »Das ist gut! Sehr gut! Je mehr die Römer sich aufführen wie die Wildsäue, desto größer wird die Bereitschaft zum Widerstand!«, sagte er, als ich fertig war. Er sah plötzlich ausgesprochen grimmig aus.
    »Was meinst du?«, fragte ich verdutzt zurück. »Dass die Römer die Geiseln töten, findest du gut?«
    »Du musst lernen, in größeren Zusammenhängen zu denken, Junge! Natürlich ist es tragisch für die Geiseln, doch sie sind nur ein notwendiges Opfer, das wir bereit sein müssen, zu bringen!«
    Ich sah ihn nur verwirrt an, während mein Unverständnis und meine Überraschung über diese Wendung des Gesprächs langsam in Erbostheit umschlugen.
    »Verstehst du nicht?«, fuhr er nun sichtlich erregt fort. »Eine wirklich große Streitmacht werden wir gegen die Römer erst aufbieten können, wenn die breite Unterstützung da ist. Das sind bloß Bauern, Junge! Die Chauken greifen erst zu den Waffen, wenn es an ihre Existenz geht. Sie würden niemals für Dinge wie Macht oder Herrschaft in den Krieg ziehen! Sie haben keine Kriegerehre!«
    Ich war erschüttert über die Worte meines Onkels. Er hatte offenbar überhaupt nicht verstanden, was ich ihm gerade erzählt hatte. Dass ich von Skrohisarn freundlich aufgenommen wurde und er mir damit quasi das Leben gerettet hatte. Dass ich nach seinem Tode von Ingimundis Sippe aufgenommen worden war. Dass diese Leute ihre Häuser und ihren Besitz verloren hatten, nur weil die Römer mich und ihn suchten! Und er faselte hier etwas von Macht und Herrschaft?!
    Ich holte tief Luft. Mir war klar, dass ich sehr vorsichtig mit meinem Onkel umgehen musste. Er hielt sich offenbar tatsächlich für so eine Art Messias und schien bereit, über Leichen zu gehen, um sein

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