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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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das Zentrum dieses Ortes zu sein schien. Klar, dass die neuen Bewohner sich in den feinsten Häusern breitmachen , dachte ich. Erstaunlich, dass dieses riesige römische Lager keine Spuren hinterlassen würde, die in meiner Zeit noch entdeckt werden konnten! Vielleicht würde es zerstört werden oder Steine und Holz in den folgenden Jahrhunderten von der Bevölkerung nach und nach abtransportiert werden. Hochwässer würden schließlich den Rest erledigen. Möglicherweise war dieses Lager trotzdem die Keimzelle der Stadt Bremen. Der hintere Teil des Wortes Phabiranum »biranum« könnte darauf hindeuten …
    Wir steuerten ein großes, flaches Gebäude an, das für mehrere Hundert Pferde ausreichend Platz bot. Dabei zeigte Thiustri auf das pompöse Stabsgebäude. »Bliksmani ist wahrscheinlich da drin. Ich denke, mein Auftrag ist erfüllt.«
    Er nickte mir kurz zu und verschwand dann. Mir war mittlerweile regelrecht mulmig zumute. Was für ein Mensch war dieser Bliksmani? Wie würde er auf meine Bitte reagieren? Wann würde ich auf Julia treffen? Ich ließ mir ein wenig mehr Zeit als nötig mit meinem Pferd. Doch es nützte nichts. Ich war aufgrund meiner eigenen Entscheidung hergekommen und nun würde ich es auch durchziehen. Ich warf das Büschel Stroh, mit dem ich die Flanken des Pferdes abgerieben hatte, in die Ecke der Box und klopfte meinem Gaul noch einmal auf den Hals. Dyr, der erwartungsvoll neben mir gestanden hatte, schaute mich nun mit schiefem Kopf an. Er schien etwas zu erwarten, wahrscheinlich Fressen.
    »Geh, Dyr! Such dir selbst was! Ich bin sicher, du findest jemanden, der dir was gibt, ich habe jedenfalls nichts mehr.« Mein ausgestreckter Arm wies hinaus.
    Dyr schien tatsächlich zu verstehen, denn er drehte sich um und trollte sich. Ich dagegen machte mich auf den Weg zum Stabsgebäude, auf das Thiustri gezeigt hatte. So angespannt, wie ich war, hatte ich jedoch kaum einen Blick übrig für die Schönheit der Gärten und die Architektur der Offiziershäuser.
    Am Eingang des Stabsgebäudes saßen zwei mit Speeren bewaffnete Männer auf einer flachen Steinmauer. Sie schauten mich neugierig, aber auch abschätzend an. »Wer bist du? Was willst du hier?«
    »Mein Name ist Witandi. Ich will Bliksmani sprechen.«
    Beide hoben die Brauen ein Stück und standen sogleich von der Mauer auf. Offenbar war ihnen mein Name ein Begriff, wie ich ein wenig amüsiert feststellte.
    »Warte hier! Ich werde den Häuptling fragen, ob er jetzt Zeit für dich hat.«
    Damit eilte einer der Männer in das große Gebäude und ließ mich mit dem anderen zurück.
    Dieser musterte mich eine Weile und fragte dann beiläufig: »Ich habe viel von dir gehört, Witandi. Dein Name wird oft genannt, wenn es um die Schlacht auf der Hegirowisa geht.«
    »Ich habe gekämpft wie jeder andere auch«, versuchte ich abzuwiegeln. »Was sollte ich denn sonst tun? Wir wären alle des Todes gewesen, hätten wir uns nicht gewehrt!«
    Der Mann nickte. »Richtig. Viele sind der Meinung, dass in der Vergangenheit zu wenig gekämpft wurde. Die Überlegenheit der Römer ist einfach zu groß. Doch mit Männern wie dir …« Er sprach den Satz nicht zu Ende. Aber das brauchte er auch nicht, denn ich wusste genau, was er meinte. Und genau das hatte ich nicht gewollt: dass jemand hier dachte, ich wäre von besonderer Bedeutung für ihren Krieg!
    Dennoch – konnte ich mich dem wirklich einfach so entziehen? Ich war doch schon Bestandteil dieser Welt und ich war bereits voll betroffen. Immerhin wurden Frilike und ein Teil ihrer Familie von den Römern als Geiseln festgehalten. Ich musste mir eingestehen, dass ich mich nicht heraushalten konnte.
    Ich nickte ihm zu, antwortete aber nicht mehr.
    Langsam schlenderte ich vor dem Portal des Stabsgebäudes auf und ab. Ein großer Exerzierplatz bildete das eigentliche Zentrum dieses Lagers, das wurde jetzt deutlich. Doch momentan wirkte dieser ziemlich verwaist.
    Dann endlich kam der Bote Bliksmanis wieder. Er winkte mir, ihm zu folgen. Nun war es so weit! Ich würde dem sagenhaften Bliksmani gegenübertreten und sandte ein kurzes, nervöses Stoßgebet aus, an welche Götter auch immer, dass er mich unterstützen möge …
    Wir durchschritten ein prachtvolles Atrium und folgten dann einem Korridor mit zahlreichen Türen, die aber alle verschlossen waren. Ich war verblüfft von der Pracht und dem Aufwand der Einrichtung dieses Gebäudes. Man hatte wirklich nicht den Eindruck, in einem Militärlager zu sein. Zwar

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