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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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beiseite. Sie war bei Bliksmani! War sie weiterhin in Gefahr?
    »Warum ist sie bei diesem Bliksmani? Ist sie dort in Sicherheit?«
    Thiustri nickte langsam. »Sie war in dem Lager, als wir es einnahmen. Stand auf einem Turm und wollte ihn mit einer Mistgabel verteidigen. Bliksmani ist aber zu ihr gegangen und konnte sie überzeugen, mit ihm zu kommen. Sie steht jetzt unter seinem persönlichen Schutz, keiner darf sich ihr nähern.«
    Ich war verwirrt. Auf der einen Seite hatte ich mich bis über beide Ohren in Frilike verliebt. Ich war gewillt, sie unter allen Umständen aus den Klauen der Römer zu befreien, brauchte dafür aber Bliksmanis Unterstützung. Auf der anderen Seite war meine Freundin Julia irgendwie – sicherlich durch mein Verschulden – in dieser Welt gestrandet und ihr war offenbar übel mitgespielt worden. Sie würde bei meinem Anblick natürlich entsprechende Erwartungen an mich richten: dass ich den Albtraum für sie beendete, sie zurückbrachte, eben so etwas. Doch wie konnte ich diesen, zugegeben, berechtigten Erwartungen von ihr gerecht werden? Meine Gefühle für Frilike waren eindeutig. Was Julia passiert war, tat mir zwar leid, aber hatte ich nun automatisch so etwas wie eine moralische Verpflichtung ihr gegenüber? Und wenn ja, wie weit ging diese Verpflichtung und wollte ich dieser auch nachkommen? Denn das hieße sicherlich, Frilike aufzugeben.
    Dieses Dilemma konnte und wollte ich nach reiflicher Überlegung aber jetzt noch nicht lösen. Erst einmal musste es mein dringendstes Anliegen sein, Frilike und ihre Angehörigen aus den Klauen der Römer zu befreien. Danach würde ich sehen, wie es weiterging. Ich rollte mich in meinen Decken am Feuer zusammen und sank langsam in einen unruhigen Schlaf.
    Am nächsten Morgen war es glücklicherweise schon sehr früh ziemlich warm. Die Regenwolken der letzten Tage waren verzogen und der Sommer zurückgekehrt. Wir mussten dem Fluss auf der Westseite stromabwärts folgen, bis wir an eine Furt in der Nähe des Lagers kamen. Dort konnte man zumindest im Sommer den breiten Strom überqueren, ohne selbst baden gehen zu müssen. Es gelang den Pferden, uns und Dyr problemlos. Ja, die kurze Erfrischung tat sogar angenehm gut.
    Einige Zeit später sahen wir schon das Römerlager. Es erhob sich am Rande der Dünen wie ein Ding aus einer anderen Welt. Mein Auge hatte seit Monaten nur noch die geduckten, strohgedeckten, aus roh gehauenen Stämmen gebauten Häuser der Chauken gesehen. Dagegen nahmen sich die klaren, schnurgeraden Linien der vor uns liegenden Mauern, Gräben und Türme wie Meisterwerke der Baukunst und Architektur aus.
    Außerdem war es riesig. Den Proportionen nach glich Phabiranum eher einer Stadt als einem Militärlager. Große villenartige Gebäude erhoben sich pompös im Zentrum. Ihre weithin sichtbaren Dächer hinterließen beim Betrachter ein Gefühl der Winzigkeit und der Bedeutungslosigkeit gegenüber denen, die das erbaut hatten. Ich war wirklich beeindruckt. Was würde mich hier erwarten?
    Besondere Angst hatte ich vor der Begegnung mit Julia. Würde sie mir Vorwürfe machen? Mir die Verantwortung dafür geben, was mit ihr passiert war? Ich wusste es nicht, aber ich befürchtete, dass es so endete. Was würde sie erst sagen, wenn sie herausfand, dass ich nicht wegen ihr gekommen war, sondern um Hilfe zur Befreiung eines anderen Mädchens zu erbitten?
    Wir passierten ein kleines Wäldchen und näherten uns nun dem Südtor von Phabiranum. Im Wachturm war eine Person zu erkennen, die in diesem Moment jemandem im Lager etwas zuzurufen schien. Kurze Zeit später wurden die beiden massiven Holzflügel des Tores geöffnet und zwei bewaffnete Männer traten aus seinem Schatten in die Sonne.
    Thiustri kannte die Männer, jedenfalls begrüßten sie sich untereinander und musterten mich dabei interessiert, sogar ein wenig anerkennend.
    »Bringt eure Pferde dort hinten in die Ställe! Platz ist ja jetzt genug da …«, meinte der Größere von ihnen lachend. »Wasser und Stroh stehen auch zur Verfügung.«
    Thiustri und ich nickten und folgten dann der breiten Straße. Dies war wirklich eine Stadt! Zahlreiche Handwerkergebäude reihten sich hier aneinander, allerdings alle verlassen. Ich erkannte eine Tischlerei, Schmieden, eine Bäckerei, einen Schlachthof und vieles mehr. Daran schlossen sich unzählige Baracken an, offenbar die Mannschaftsunterkünfte.
    Doch die breite Straße lief schnurgerade auf einen palastartigen Bau zu, der so etwas wie

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