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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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war hier offensichtlich hastig zusammengepackt worden, doch die Wandmalereien, Fresken und Mosaiken an Wänden und Böden waren natürlich zurückgeblieben und zeugten vom Anspruch der Vorbesitzer. Das alles vernahm ich jedoch nur mit halber Konzentration, denn meine innere Anspannung wuchs nun beinahe ins Unerträgliche.
    Vor einer massiven Tür blieb der Mann stehen und bedeutete mir zu warten. Er trat kurz ein, kam aber sofort wieder heraus. »Warte hier!«, sagte er nur und ging davon.
    Ich tat, wie mir geheißen, auch wenn ich mir langsam vorkam, als würde ich gleich den Kaiser von Rom selbst treffen. Jede Minute, die verstrich, war eine weitere Minute, in der Frilike in den Händen der verdammten Römer war.
    Ich wurde ungeduldig.
    Es verging wieder rund eine Viertelstunde, bis die Tür sich öffnete. Heraus traten einige finster blickende Krieger, aufgrund ihrer kostbaren Fibeln an den Umhängen und ihres stolzen Blickes wohl bedeutende Führer ihrer jeweiligen Stammesgruppen. Sie musterten mich kurz, schritten aber zügig zum Ausgang.
    Ich wartete einen Moment, doch nichts geschah. Also blickte ich um die Ecke in den luxuriös ausgestatteten Raum. Offenbar war dies auch vorher schon ein Empfangsraum gewesen.
    An einem geöffneten Fenster stand ein Mann, der mir den Rücken zugekehrt hatte. Er war von kräftiger Statur, wahrscheinlich ein wenig kleiner als ich und trug die übliche germanische Tracht. Von der Tür aus konnte ich das Gesicht des Mannes nicht erkennen. Nur, dass er einen Bart hatte und die langen hellbraunen Haare zu einigen Zöpfen geflochten, so, wie es die Krieger taten.
    War das Bliksmani, der Blitzschleuderer? Ein Mann aus meiner Zeit, ebenfalls ein Gestrandeter?
    Ich räusperte mich, doch der Mann drehte sich nicht um. Nach einem kurzen Moment fragte er, weiter dem offenen Fenster zugewandt: »Bist du Witandi?«
    Er hatte in der Sprache der Stämme gesprochen, noch gab es für mich also keinen Hinweis auf seine Herkunft.
    »Ja, diesen Namen gab man mir. Du bist wohl Bliksmani?«
    Wieder eine Pause. Der Mann schaute weiter ungerührt nach draußen.
    Was sollte dieses Theater? Ich hatte wirklich andere Sorgen und so wurde ich langsam wütend …
    »Ja, so nennt man mich hier. Doch genau wie du hatte ich einmal einen anderen Namen.«
    Langsam drehte er sich um.
    Ich war mir nicht sicher, ob ich die Worte richtig verstanden hatte oder was er meinte, und wollte gerade nachfragen. Doch dann blickte ich ihm ins Gesicht. Es kam mir seltsam vertraut vor und im ersten Moment wusste ich nicht, warum. Doch dann durchfuhr es mich wie eine Schockwelle.
    »Ar… Armin? Onkel Armin?«, rief ich ungläubig, selbstverständlich auf Deutsch.
    Bliksmani entblößte seine braunen Zähne. »Ja. Ich bin es! So sieht man sich wieder!«
    Konnte mir irgendwann auch mal wieder etwas Normales passieren? Ich würde bald an meinem Verstand zweifeln müssen, wenn das so weiterging. Mein vermisster und tot geglaubter Onkel Armin war also ebenfalls hier! Kein Wunder, dass ihn seit Jahren zu Hause keiner gefunden hatte!
    »Wie … Was machst du hier? Ich …« Ich konnte nur noch stottern. Ich hatte mich auf den Rand einer Liege gesetzt, denn meine Knie waren gefährlich weich geworden. Aber eigentlich war dies doch eine sensationell gute Nachricht, oder? Wer, wenn nicht mein Onkel, würde mir helfen? Es war so gut wie sicher, dass ich mit ihm und seiner Waffe rechnen konnte.
    »Dasselbe könnte ich dich auch fragen, Leon! Oder sollte ich dich ab jetzt lieber ›Witandi‹ nennen? Wirklich sehr lustig! ›Der Wissende‹! Ich habe ja schon vermutet, dass hinter den Geschichten mit dem Feuerstrahl mehr steckt, aber ausgerechnet du? Deine Freundin – Julia – hat bereits einiges erzählt, doch sie selbst war sich nicht sicher, ob du auch durch das Feuer gegangen bist.«
    »Julia? Geht es ihr gut?«, stöhnte ich.
    »Ja, ihr geht es prächtig – nur soweit ich das beurteilen kann, natürlich. Sie verdaut wohl noch ihren Schock. Ich habe ihr vor einigen Tagen die Wahrheit gesagt. Stell dir vor, sie wusste bis dahin gar nicht, wo sie eigentlich ist!« Er brach in schallendes Gelächter aus, so, als wäre das besonders komisch.
    »Sie weiß nichts von dir, ich war mir ja selbst nicht sicher bis eben. Aber ich freue mich natürlich!«
    Er ging einen Schritt auf mich zu, hielt aber trotzdem einen gewissen Abstand.
    Ich stand jetzt auf und trat ebenfalls auf ihn zu. Unbeholfen und hölzern nahm ich ihn in den Arm, drückte ihn.

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