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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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ich – nach den Wachen, nach Bliksmani, zuletzt schluchzend und heiser nur noch nach Julia. Ich war am Ende.
    Der Abend brach an und kein Mensch hatte sich bisher blicken lassen, so, als wäre ich vergessen worden oder würde gar nicht existieren.
    Dann hörte ich endlich die lange ersehnten knirschenden Schritte über mir. Der Schatten einer Gestalt verdunkelte für einen Moment das letzte Tageslicht und tauchte mein Erdgefängnis in eine düstere Finsternis. Ein schleifendes oder schabendes Geräusch ertönte.
    »Onkel Armin?«, rief ich auf Deutsch. Doch statt einer Antwort wurde das Gitter geöffnet und ein Holzeimer an einem Seil heruntergelassen. Auf der Kante des Eimers lag ein Brocken Brot, das beim Abseilen allerdings vor meine Füße auf den festgestampften Boden fiel.
    »Ich will Bliksmani sprechen!«, rief ich nach oben.
    »Er dich aber nicht«, kam es lapidar zurück.
    Das letzte Stück Seil ließ der Mann einfach rutschen, sodass der Eimer auf den Boden krachte. Beinahe hätte er seinen kostbaren Inhalt vor meinen Augen verschüttet. Meine Kehle war bereits ziemlich ausgetrocknet und der Gedanke an frisches Wasser mittlerweile sehr verlockend.
    »Wann komme ich hier raus?«, schrie ich ihm nun verzweifelt zu, doch der Mann bemühte sich nicht um eine Antwort. Krachend wurde das Gitter wieder zugeworfen und abermals ertönte das schleifende Geräusch.
    Was konnte das sein?
    Wahrscheinlich legte man, da es kein Schloss zur Sicherung gab, einfach nur einen schweren Stein auf den Rand. Aber was brachte mir diese Erkenntnis? Gar nichts …
    Ich hob den Eimer an meinen Mund und trank im letzten Schimmer des Tageslichts gierig das Wasser. Dann klopfte ich das Stück Brot ab und verzehrte es hungrig. Körperlich ging es mir jetzt zwar besser, auch die Schmerzen in meinen Schultern und meinem Nacken waren mittlerweile erträglich. Aber die Dunkelheit beschwor unweigerlich Bilder von Frilike herauf, von uns beiden im Laub, von ihren zarten Berührungen und ihren sanft geschwungenen Lippen. Es schmerzte so sehr, nichts tun zu können! Ich schwor, an meinem Onkel Rache zu nehmen für diese Untat! Aber die Stille und Einsamkeit ließen meinen Geist mit den vorbeistreichenden Stunden ermüden. Langsam und unbewusst glitt ich in einen unruhigen Schlaf, aus dem ich mehrmals hochschreckte.
    Doch dann hörte ich es! Das schleifende Geräusch über mir! Jemand kam!
    Ich wachte in Sekundenbruchteilen aus dem Dämmerzustand auf, in dem ich mich gerade befunden hatte. Tiefste Finsternis umgab mich, von solcher Absolutheit, dass ich nicht einmal die kleinste Bewegung meiner Hand vor den Augen wahrnehmen konnte.
    Nun wurde das Gitter hochgehoben und leise zur Seite gelegt. Das Ganze geschah beinahe lautlos, nur die metallenen Scharniere knarrten ein wenig in der Stille.
    War es Julia? Hatte sie ein schlechtes Gewissen bekommen, da sie meinen Häschern sogar noch geholfen hatte? Oder gar mein Onkel? Nein, er brauchte hier sicherlich nicht heimlich aufzutauchen. Wer dann?
    »Wer ist da?«, flüsterte ich unter höchster Anspannung.
    Ein ganz leises »Schschsch!« war die Antwort.
    Ich stand langsam auf und tastete mich vorsichtig in die Mitte meines Gefängnisses. Irgendetwas streifte meinen Kopf und ein bebender Schreck durchfuhr mich. Ich machte eine hastige Bewegung zur Seite und wollte das Unbekannte intuitiv wegschlagen. Doch es war ein Seil!
    Hoffnung keimte in mir auf und ließ alle meine Nackenhaare sich aufstellen! Konnte es sein, dass ich einen unbekannten Helfer hatte? Dass ich gerade die Chance bekam, zu fliehen? Ich dankte allen Göttern und überhaupt allem und jedem.
    Oder doch eine Falle? Unsinn! Dafür musste keiner diesen Budenzauber veranstalten.
    Beherzt griff ich nach dem Seil und prüfte die Zugkraft. Ein ächzendes Geräusch ertönte von oben. Offenbar war es um eine Person gewickelt, nicht um einen festen Gegenstand. Der- oder diejenige würde nun einige Kraft aufbringen müssen, um mir das Emporklettern zu ermöglichen.
    Ich atmete mehrere Male tief ein und aus und brachte dann langsam Gewicht und Zug auf das Seil. Ein weiterer Griff und ich hing mit meinem ganzen Körper an dem unbekannten Helfer. Wiederum war ein leises Ächzen zu vernehmen und ich setzte meine andere Hand nach oben. So erklomm ich Stück für Stück diese vielleicht lebensrettende Leine und warf mich bereits nach wenigen Sekunden über die Brüstung des Loches. Eine dunkle, kräftige Gestalt in einem weiten Umhang und mit einer

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