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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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er trotzdem zu nachlässig mit dem Aufstellen seiner Wachmannschaft gewesen! Jemand hatte Leon geholfen, das stand nun fest. Aber einer seiner Männer? Das glaubte er nicht. Sie waren ihm treu ergeben und kannten Leon außerdem gar nicht.
    Halt! Bis auf einen: Thiustri! Doch warum sollte dieser so etwas tun? Thiustri war ihm bisher nicht durch besondere Rücksichtnahme oder gar Mitleid für seine Mitmenschen aufgefallen. Er würde weiter darüber nachdenken …
    Jetzt würde er als Erstes Julia verhören, obwohl er nicht glaubte, dass sie etwas hiermit zu tun hatte. Sie war gestern ernsthaft böse gewesen und insgeheim hatte ihn ihr Wutausbruch sogar beeindruckt. Wenn es nach ihr ginge, würden die Knochen dieser Frilike im Moor verrotten. Dann musste er noch die Wachmannschaften sprechen sowie Thiustri. Das alles durfte nicht lange dauern, denn er wollte schnellstmöglich persönlich die Verfolgung von Leon aufnehmen.
    Er hastete zurück zum Stabsgebäude und weckte mit lauten Rufen seine Unteranführer, die hier ebenfalls genächtigt hatten. »Herugrim, Slithmodig, Modskaki! Zu mir!«
    Die drei treuen Gefolgsleute Bliksmanis wurden unsanft aus ihrem tiefen Schlaf und den angenehmen Träumen gerissen. Keiner von ihnen hatte bisher jemals in seinem Leben in dieser Art von gepolstertem Gestell geschlafen, welches die Römer »Bett« nannten.
    Bliksmani stürmte voran in den Empfangsraum, den er auch gestern schon als Besprechungszimmer genutzt hatte. Irritiert und verwundert folgten die drei ihm.
    »Witandi ist entkommen! Jemand hat ihm dabei geholfen, aus dem Gefängnis zu fliehen! Slithmodig: Du bringst mir sofort Julia und Thiustri! Ich will sie verhören!«
    Slithmodig nickte und eilte davon.
    »Herugrim: Du sprichst mit allen Männern, die in der vergangenen Nacht Wachdienst hatten! Ich will wissen, ob es irgendwelche ungewöhnlichen Ereignisse gab!«
    Bliksmani wandte sich nun an Modskaki, einen kampferprobten Fährtenleser, Jäger und Krieger der Angrivarier, der ständig grimmig schaute und seine braunen Zähne zu fletschen schien. »Stell einen bewaffneten Suchtrupp mit dir und vier unserer besten Männer und Pferde zusammen! Rüstet euch aus für eine Verfolgung und Übernachtung draußen! Ich will in kurzer Zeit schon abmarschbereit sein! Geh!«
    Auch er eilte davon.
    Wie ein gefangenes Tier lief Bliksmani nun im Raum auf und ab. Er musste die Waffe wiedergewinnen, koste es, was es wolle! Keiner hier durfte die Wahrheit erfahren, alle mussten in dem Glauben bleiben, dass es nur um die Suche nach Leon ging. Aber wie sollte er verbergen, dass er das Gewehr nicht mitführte? Es würde den Männern des Suchtrupps natürlich sofort auffallen.
    Er brauchte eine Attrappe – zumindest ungefähr die Form und Länge und würde es in ein Stück Stoff wickeln. Das hatte er bereits früher getan, wenn sie in den Sanddünen des Weserufers lagerten, allein schon, um das Zielfernrohr vor dem feinen Sand zu schützen. Insofern würde das noch nicht einmal auffallen. Er konnte die Wartezeit auf seine Unterführer nutzen, um einen entsprechenden Gegenstand zu finden, ohne dass jemand etwas mitbekam.
    Hastig eilte er nach oben in sein Zimmer. Dort griff er sich einen dunklen Umhang aus derbem Stoff, der ihn eigentlich vor der Abendkälte schützen sollte. Dann fiel sein Blick auf den Stuhl, über dessen Lehne bis gestern Abend noch seine Schutzweste gehangen hatte. Er packte diesen und schmetterte ihn an die Wand. Mit lautem Krachen splitterten die Holzstäbe der Rückenlehne und zwei der Beine brachen ab.
    Er betrachtete das zerstörte Möbelstück. Die Beine waren zu kurz, aber wenn er die Rückenlehne noch einmal längs durchbrach, ergab das schätzungsweise die Länge des Gewehrs.
    Wütend trat er also auf die zerborstene Stuhllehne und riss und bog mit beiden Händen daran, bis sich ein ungefähr passendes Stück ergeben hatte. Dieses wickelte er hastig in den Umhang. Anschließend schlang er den Stoff einige Male darum, um möglichst gut die Konturen zu verbergen. Mit zwei Bronzefibeln befestigte er das Tuch so, dass es sich nicht mehr lösen konnte, und fertig war die Attrappe! Heißer Zorn stieg in ihm hoch, dass Leon ihn in diese Lage gebrachte hatte. Er hatte sich bereits als kommenden Kaiser der germanischen Stämme gesehen und nun war er gezwungen, heimlichtuerisch irgendwelche Attrappen zu basteln, um den Verlust der Basis seiner Macht nicht offenbar werden zu lassen! Für diese Demütigung und Erniedrigung

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