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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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zu lautes Knacken würde diese disziplinierten Berufssoldaten wahrscheinlich schon alarmieren.
    Vor mir lag nun der freigeräumte Streifen. Die Wachen liefen stoisch ihre zehn Schritte nach links, kehrten um und gingen wieder zehn Schritte nach rechts. Dabei sahen sie mal in den Himmel, mal auf die Dünen, mal auf die dunkle Baumreihe vor ihnen, mal auf den Boden. Es gab keinen wirklich idealen Moment, um loszustürmen, das wurde mir jetzt bewusst. Es würde tatsächlich ein Himmelfahrtskommando werden, doch ich war bereit dazu!
    Ich wollte zumindest darauf warten, dass beide sich gleichzeitig voneinander weg bewegten. In diesen paar Sekunden wäre der Bereich zwischen ihnen kurz unbewacht und ich konnte es versuchen. Ein oder zwei Runden noch, dann würden die Laufwege der beiden so synchronisiert sein, dass sie sich die Rücken kehrten.
    Mein Herz raste, die Spannung, unter der ich stand, war unerträglich, zerriss mich fast. Ich wollte losschreien, mich befreien von der zentnerschweren Last der Anspannung.
    Gleich war es so weit! Der linke Posten ging ein kleines bisschen schneller als der rechte.
    Wenige Sekunden nur noch …
    In diesem Moment brach nördlich von mir, etwa zwanzig Meter entfernt, Dyr aus dem Unterholz hervor! Er sprang in den Graben und erklomm im Nu den Wall! Dann bellte er den Wachposten an und lief in westlicher Richtung, dem Wall folgend, davon!
    Ich traute meinen Augen nicht. War der Hund wahnsinnig geworden? Wie konnte er mir so in die Hände spielen? Hatte er meinen Plan etwa verstanden? Jedenfalls verließ der andere Wachmann jetzt seinen Platz und rannte auf dem Wall an mir vorbei. Hektisch besprachen sich die beiden Soldaten und wiesen dabei mit ihren Speeren auf den wild gewordenen Hund. Dyr bellte und sprang wie verrückt in der Luft herum. Dann lief er ein Stück den Wall hinunter auf den nächsten Wachposten zu. Aufruhr entstand unter den Wachen, offenbar nahmen sie sich nun vor, meinen Hund zu erlegen! Sie erhoben ihre Speere und näherten sich Dyr langsam. Mit offenem Mund beobachtete ich die Szenerie, bis ich endlich wieder zu mir fand. Der Hund lenkte die Wachen ab, das war meine Chance!
    Ich verließ meine Deckung und rannte auf den Graben zu. Dieser war v-förmig angelegt und lief am Boden spitz zu. Somit war es gar nicht so leicht, darin festen Halt zu finden. Der weiche Boden verhinderte einen schnellen Aufstieg auf der anderen Seite. Immer wieder drückten meine Schuhe und mein Gewicht den Sand nach unten weg, sodass ich mehrere Anläufe brauchte, um den steilen Graben und dann auch noch den Wall zu erklimmen.
    Auf halbem Weg – ich war gerade mit meiner eigenen Unfähigkeit beschäftigt, diesen verdammten Sandwall hinaufzukommen – erhob sich plötzlich ein tiefes Brummen und rhythmisches Trommeln von der Westseite des Lagers.
    Verflucht! War ich entdeckt worden? War das der Weckruf der Truppen? Es hörte sich eigentlich nicht so an …
    Das tiefe Brummen schwoll dröhnend an und wurde schnell zu einem Donnern, das über die Hegirowisa hallte.
    Was, zur Hölle, war das? Es war ein Furcht einflößender Gleichklang rauer Menschenstimmen, der sich stoßweise von einem Flüstern zu Geschrei entwickelte – mächtig und stark wie Wellen, die an Felsklippen schlugen! Das hörte sich auf keinen Fall römisch an! Von rechts vernahm ich immer noch das Bellen von Dyr, aber es ging im Lärm der erwachenden Truppen unter.
    Endlich zog ich mich über die Kante des Walls und konnte sehen, was im Inneren des Lagers vor sich ging. Aufruhr hatte die Truppen ergriffen, schon erklangen diverse Signalhörner aus den unterschiedlichen Ecken des Lagers. Keine zwanzig Meter von mir entfernt krochen unbewaffnete Soldaten aus den Zelten, die gerade noch im Schlaf gelegen hatten. Sie gestikulierten wild und sprachen durcheinander, dann zeigten sie beinahe alle im selben Moment auf die westlichen Dünen.
    Jetzt sah ich es auch!
    Eine Gänsehaut bildete sich von einer Sekunde auf die andere auf meinen Armen und ein Schauer lief über meinen Rücken. Die Dünen wurden von einer riesigen Menschenmasse verdunkelt! Bewaffnete Männer! Krieger der Stämme! Zahlreiche Fackeln erhellten zuckend und tanzend die Silhouetten von vielen Hundert Kriegern und immer mehr strömten vom Fluss aus nach. Die meisten hatten kleine runde Schilde in der Hand, die sie nun wieder vor den Mund hielten, um eine neue Woge ihres furchterregenden Kriegsgesangs zu entfesseln.
    Das Geschrei war markerschütternd und flößte

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