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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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drei oder vier Meter nach oben stieg. Nun hatte ich zwar das Laub vor Augen, doch ich schob mich auf einem starken Ast einfach noch weiter nach vorne. Mit dem Gewehrlauf drückte ich einige Zweige beiseite und hatte nun endlich gute Sicht auf weite Teile des Lagers.
    Auf der östlichen Seite, ungefähr da, wo vor wenigen Tagen noch die Langobarden campiert hatten, gab es eine zeltfreie Stelle. Lange Stangen steckten dort im Boden und markierten einen Kreis. Was mochte das sein?
    Ich versuchte, durch das Fernrohr mehr zu erkennen, doch das war wegen der vielen Zweige und Blätter nicht möglich. So suchte ich den nördlichen Lagerbereich nach anderen Auffälligkeiten oder irgendwelchen Indizien für die Gefangenhaltung der Frauen ab, fand aber nichts.
    Also musste ich es prüfen. Ich kletterte herunter und zog mich ein wenig tiefer zwischen die Bäume zurück. Dann ging ich in einem weiten Bogen östlich um das Lager herum. Ich befahl Dyr, stehen zu bleiben, und schlich mich erneut näher an das Zeltlager heran. Wieder leistete mir ein Baum wertvolle Dienste beim Ausspähen, dieses Mal war es eine Erle mit tief hängenden Ästen. Nun konnte ich die interessante Stelle genauer erkennen und mein Herz machte einen Satz: Tatsächlich lagen fünf Gestalten in langen Kleidern unter freiem Himmel auf dem Boden! Sie waren alle mit einigen Metern langen Seilen an die hohen Holzpfosten gebunden, die ich schon von der Nordseite aus gesehen hatte. So war es ihnen wenigstens möglich, sich ein wenig zu bewegen.
    Ich versuchte, Frilike auszumachen, konnte aber nicht sicher sagen, welche der Gestalten sie war. Dafür reichte das Dämmerlicht noch nicht aus! Erschwert wurde meine Sicht zusätzlich durch Schattenwürfe sowie zahlreiche Zweige und Blätter.
    Wo war die nächste Wache? Ich schaute nach rechts und links. Auch hier waren sie im Abstand von etwa einhundert Metern auf dem Wall postiert. Ich selbst sowie die Gefangenen waren in etwa auf halber Höhe zwischen den Wachposten. Das war zumindest schon mal ein kleiner Lichtblick. Eine direkte weitere Wache bei den Frauen gab es offenbar nicht.
    Also, was tun? Heranschleichen war unmöglich, denn die Römer hatten ihr Handwerk verstanden. Der ausgeräumte Bereich vor dem Graben glich einem Präsentierteller. Es war schier ausgeschlossen, unentdeckt allein bis zum Graben zu kommen, geschweige denn den Wall zu überwinden und ins Lager einzudringen. Bevor ich den Wall auch nur halb erklommen hatte, würden mir eintausend bewaffnete Römer den Garaus machen. Schutzweste und Gewehr hin oder her.
    Schweiß trat mir auf die Stirn. Was, verdammte Scheiße, sollte ich jetzt tun?! Die Zeit rann unaufhörlich weiter, sie zerfloss förmlich zwischen meinen Fingern. Ich war ratlos. Sollte ich einfach so drauflosstürmen und jeden, der sich mir in den Weg stellte, über den Haufen schießen? So lange, bis ich keine Munition mehr hatte, in der Hoffnung, Angst und Panik würden meine Verbündeten werden?
    Eigentlich lief es nur darauf hinaus … Es glich zwar Selbstmord, doch ein Leben ohne Frilike erschien mir in diesem Moment genauso sinnlos.
    Entsetzt stellte ich fest, dass die Dämmerung von Minute zu Minute die Nacht ein Stück mehr tilgte! Noch war die Dunkelheit mein Freund, doch was würde ich tun, nachdem die Sonne aufgegangen war? Mir wurde ein wenig schwindelig. Ich hatte den ganzen Tag nichts gegessen und war wahrscheinlich kurz davor, zusammenzubrechen.
    Ich musste etwas tun! Jetzt! Ich würde nach unten klettern, an den Waldrand kriechen, warten, bis sich ein günstiger Moment ergab, und versuchen, unbemerkt in den Graben zu laufen. Dann würde ich den Wall hochklettern und die Wachen abknallen. Der Rest lag in der Hand der Götter! Also los! Mein Herz schlug mir bis zum Hals, aber ich hatte jetzt endlich den Mut und die Kraft gesammelt. Ich würde es tun!
    Unten am Baum umarmte ich Dyr und bedeutet ihm, fortzulaufen. »Geh, Dyr! Lauf weg! Wenn dich die Römer finden, werden sie dich wahrscheinlich schlachten und fressen! Lauf!«
    Ich klopfte ihm auf das Hinterteil und machte eine Handbewegung, um ihn zu verscheuchen. Doch er legte sich auf die Erde und war nicht zu vertreiben.
    Seufzend wandte ich mich wieder um. Ich musste noch ein Stück näher an den gerodeten Streifen heranrücken. So robbte ich auf dem Boden entlang, das Gewehr vor mir herschiebend und möglichst vom Dreck fernhaltend. Aufgrund des vielen Geästs ging ich extrem langsam und vorsichtig vor, denn ein einziges

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