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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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unmöglich, weiter hier im Sand zu liegen und abzuwarten. So ging ich zu meinem Pferd, das mir treue und wertvolle Dienste geleistet hatte, und verabschiedete mich von ihm. »Vielleicht bin ich morgen wieder da und hole dich ab«, flüsterte ich in sein Ohr. Das Pferd hörte aufmerksam zu. »Wenn ich dann noch lebe …«, fügte ich traurig an. »Warte einfach hier auf mich, wenn du magst!«
    Das Pferd schnaubte, so, als hätte es mich genau verstanden, und ich klopfte ihm auf den breiten, kräftigen Hals. Merkwürdig, aber das Tier spendete mir in diesem Moment einen ungeahnten Trost, gab mir Kraft und Zuversicht für die anstehende Aufgabe. Dann wandte ich mich an Dyr. Doch dieser stand schwanzwedelnd vor mir, als wolle er mir signalisieren, dass ich ihn sicher nicht zurücklassen könne.
    Ich schulterte mein Gewehr und machte mich auf den Weg. Dyr folgte mir und ließ sich auch nicht zurückschicken. Offenbar wollte er sich nicht noch einmal von mir trennen lassen. Seine Anwesenheit vertrieb meine Einsamkeit und so nahm ich ihn gerne mit.
    Die Nacht war klar und warm. Der erst wenige Tage alte Vollmond spendete ausreichend von seinem silberbleichen Licht und es war mir ein Leichtes, meinen Weg zu finden. Meine Anspannung wuchs von Stunde zu Stunde, als ich mich dem Marschlager der Römer näherte. Die Aufmerksamkeit der Wachen würde in den frühen Morgenstunden am Tiefpunkt angelangt sein, sodass diese Zeit ideal für den Befreiungsversuch war.
    Ich schöpfte meine Kraft aus dem Gedanken, dass die Geiseln selbst eigentlich von keinerlei direktem Wert für die Römer waren. Sie waren nur lästiges Mittel zum Zweck und sicher würde keiner sein Leben dafür riskieren, sie mir wieder abzunehmen, wenn ich sie erst hatte.
    Ich wollte noch nicht weiter darüber nachdenken, was ich eigentlich mit den Frauen anfangen sollte nach ihrer Befreiung. In meinem Rücken lauerte ja bereits die nächste Gefahr: Bliksmani und seine Männer. Doch der war nur an der Waffe interessiert, das würde ich schon irgendwie regeln, wenn es so weit war.
    Es mochten drei Stunden vergangen sein, als ich das Lager roch. Eine solch große Menschenzahl in freier Natur verursachte alleine schon durch ihre natürlichen Bedürfnisse einen unverkennbaren Beweis ihrer Anwesenheit. Gemischt mit dem leichten Geruch der abgebrannten Feuer ergab sich ein brutaler Gestank, der als unverrückbare Glocke das Lager und seine nähere Umgebung eingeschlossen zu haben schien.
    Ich wich nun in das kleine Wäldchen auf der Nordseite der Wiese aus, genau dahin, wo vor einigen Tagen die römischen Angreifer durchmarschiert waren und Tod und Unheil über die Stammeskrieger gebracht hatten. Der Gestank war beinahe unerträglich, offenbar war dieses Wäldchen die Kloake des Lagers.
    Vor mir offenbarte das Mondlicht nun einen erstaunlichen Anblick. Es mussten Hunderte Zelte sein, die in absoluter Symmetrie zueinander fast die gesamte Hegirowisa bedeckten. Grob schätzte ich die Anzahl der hier Lagernden auf weit mehr als tausend!
    Aber die Reiherwiese hatte aus einem weiteren Grund ihr Gesicht stark verändert: Um das Lager herum war ein tiefer Graben ausgehoben worden. Aus dem Auswurf hatten die Soldaten dann einen etwa zwei Meter hohen, breiten Wall zwischen Graben und Lager angelegt. Außerdem war ein etwa zehn Meter breiter Streifen vor dem Graben, der vor wenigen Tagen noch mit dünnen Birken und Büschen bewachsen gewesen war, jetzt komplett gerodet! Mit den Stämmen hatten sie den Wall so befestigt, dass er nicht mehr in den Graben abrutschen konnte.
    Die Hoffnung in mir sank in sich zusammen. Das würde nicht leicht werden! Dies war nicht einfach irgendein Pfadfinderlager, in das man unbemerkt in den frühen Morgenstunden hineinspazierte! Ich machte auf Anhieb mindestens vier Wachen auf dem Wall aus, die im Abstand von etwa einhundert Metern zueinander in langsamen Schritten hin und her marschierten. Ich vermutete, dass es auf der Südseite und in den Dünen noch einmal so viele gab. Alles schien durchorganisiert und bedacht worden zu sein, eine Lücke in der Sicherheit war auf den ersten Blick nicht zu erkennen.
    Ich reckte den Hals ein wenig. Es war jedoch nicht möglich, von meiner Position aus ins Lager hineinzuschauen. Wo konnten die Frauen sein? Ich musste irgendwo hinauf, am besten auf einen Baum!
    Langsam zog ich mich wieder etwas tiefer in den Wald zurück, fand aber sogleich eine vielstämmige, halb geborstene Salweide, auf der ich mit Leichtigkeit

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