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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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es ebenfalls tun. Er hatte sich schon mehrfach an der Vollziehung solcher Strafen an seinen Kameraden beteiligt, die sich des gleichen Vergehens schuldig gemacht hatten. Wer sich im Feindesland beim Wachdienst Unaufmerksamkeit erlaubte, dem geschah es recht! Und letztendlich war es auch nur richtig so, denn die Wachen garantierten für die Sicherheit aller – insbesondere zu Kriegszeiten und insbesondere in diesem sumpfigen und waldigen, grässlich immerfeuchten Germanien, das von riesigen gelbhaarigen und halbnackten Wahnsinnigen bewohnt wurde, die sich einen Spaß daraus machten, die abgehackten Köpfe von adligen römischen Offizieren als Standarte vor sich her zu tragen und damit den römischen Legionsadler zu verspotten!
    Nein, ungerecht behandelt fühlte er sich nicht. Sein Centurio hätte sogar die Todesstrafe gegen ihn verhängen und er hätte sich nicht dagegen wehren können, gleichwohl er lieber auf die Hiebe mit der »vitis«, einem der Züchtigung dienenden Rebstock der Centurionen, verzichtet hätte. Aber die Verhängung von Todesstrafen wegen disziplinarischer Vergehen war zu Kriegszeiten eher unüblich, schließlich wurde jeder Mann gebraucht, besonders in der Legio XVIII »Augusta« mitten im germanischen Feindesland. Außerdem hatte er nur kurz die Augen zugemacht, dabei aber nicht geschlafen. Dieser kleine Unterschied rettete ihm nun das Leben. Ein tatsächliches Einschlafen während der Wache führte unweigerlich zum Tod durch Steinigung oder Erschlagen, durchgeführt von den eigenen Kameraden.
    Der Centurio der 2. Kohorte der Legio XVIII »Augusta«, Marcus Caelius, Sohn des Titus aus Bononia, schritt langsam und würdevoll an den Reihen der einfachen Soldaten und Optiones [15] vorbei. Der quer gestellte Busch aus Rosshaar auf seinem Helm wogte sacht bei jedem Schritt.
    Die Sonne stand tief am Himmel und blendete ihn leicht an diesem warmen und milden Spätfrühlingstag im befestigten Uferlager Phabiranum. Es lag auf einem lang gezogenen, hohen Dünenrücken am östlichen Ufer des Flusses Visurgis [16] . Es war vor den Augen der staunenden einheimischen Bevölkerung im Frühsommer vor vier Jahren in unvorstellbarer Geschwindigkeit aus dem Boden gestampft worden. Ein solch gewaltiges Bauwerk hatte noch kein Chauke, Dulgubiner, Angrivarier oder Langobarde vorher gesehen.
    Der Platz für das Lager war gut gewählt, denn der weiche Sand auf dem hoch gelegenen Dünenrücken hatte ein tiefes Einrammen der angespitzten Baumpfähle, die als Lageraußenwand dienten und mit Lehm und weißem Kalk verputzt waren, erleichtert. Auch war es dort vor dem regelmäßigen Hochwasser der nur fünfzig Meter entfernt fließenden Visurgis bestens geschützt. Ein hölzerner Pier, dessen Anleger ein kurzes Stück in den Fluss hineinragte, stellte die problemlose und regelmäßige Anlandung von Versorgungsgütern und personellem Nachschub sicher.
    Um das etwa zehn Hektar große Lager herum waren zwei Reihen Spitzgräben angelegt worden, etwa zwei Meter tief und fünf Meter breit, die zum Visurgis-Ufer hin ausliefen. Der Aushub der Gräben war wiederum für die Anlage zweier Wälle zwischen den Gräben und dem Lager selbst genutzt worden. Im Abstand von etwa dreißig Metern waren Wachtürme eingebaut worden und an der Nord- und der Südseite gab es jeweils schwer bewachte Lagertore, jedes sechs Meter breit.
    Im Osten trennte ein rund fünfzig Meter breiter Sandstreifen das Lager von dem dann beginnenden grünen, endlosen und sumpfigen Gebiet, das sich fast bis zur Elbe erstreckte. Dies war der perfekte und natürlichste Schutz nach Osten, den eine militärische Einrichtung sich wünschen konnte. Das Lager war somit leicht in alle Richtungen zu verteidigen.
    Im Innenbereich befanden sich zahlreiche große und kleine Gebäude in Fachwerkbauweise. Die stadtähnliche, rechtwinklig angelegte Bebauung sollte langfristig für Komfort und die sichere Unterkunft der Legionäre sorgen. An den Lagermauern entlang waren die Mannschaften – die einfachen Soldaten – untergebracht. Die Centurionen – Befehlshaber von rund achtzig Mann – wohnten nahe ihrer Truppe in Einzelunterkünften, ihrem Rang entsprechend. Magazine zur Waffenlagerung, große Speicher zur Lagerung der Verpflegung, Ställe für die Pferde, Handwerkerschuppen und diverse Gebäude für administrative Aufgaben sowie ein Lazarett vervollständigten die Bebauung um den zentralen Bereich des Lagers herum.
    In dessen Zentrum, wo sich die beiden Hauptstraßen, die 450

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